Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
Vom Netzwerk:
Verstümmelung erlitten hast.«
    »Schlimmer? Wie kommst du darauf?«, fragte Jack, der immer noch flach auf dem Boden lag und sich den Kopf darüber zerbrach, wie er aufstehen konnte, ohne seinem Rücken noch weiteren Schaden zuzufügen.
    Nyazi ahmte Jacks Geste mit den sich auspendelnden Waagschalen nach. »Meine Clanbrüder konnten den Akt immer noch vollziehen, wollten es jedoch nicht. Du willst, kannst aber nicht.«
    »Touché!«, murmelte Jack.
    »Ich sehe nun ein, dass du mich nicht der Feigheit bezichtigt hast, und fühle mich deshalb nicht mehr gezwungen, dich zu töten.«
    »Du bist wahrhaftig ein Fürst unter den Kamelhändlern, Nyazi, und niemand eignet sich besser als du, Ibrahim seiner Rasse zu sein.«
    »Doch leider«, seufzte Nyazi, »habe ich noch keine einzige meiner vierzig Ehefrauen schwängern können.
    »Vierzig!«, riefen einige der Verschwörer gleichzeitig aus.
    »Zählt man zu denen, die ich bereits besaß, diejenigen hinzu, die wir im Laufe dieser Reise eingehandelt und auf einem anderen Weg nach Hause vorausgeschickt hatten, sowie die Ehefrauen der Männer, die von den Wilden zu Eunuchen gemacht worden waren, sollte ihre Anzahl sich auf plus minus vierzig belaufen. Und alle warteten sie in den Ausläufern der Nubaberge auf mich.« Nyazi bekam einen geistesabwesenden Blick und weiter unten eine imposante Schwellung. »Ich habe mich aufgespart«, verkündete er, »und mich erfolgreich gegen die Sünde des Onan zur Wehr gesetzt, auch wenn mich nächtens Ifrits und Sukkubi in Versuchung führen. Meinen Samen zu vergeuden bedeutet nämlich, meine Grausamkeit zu schmälern und meine Entschlossenheit zu schwächen.«
    »Hast du es nie bis zu Abu Hashims Karawanserei geschafft?«
    »Ganz im Gegenteil, ich bin auf direktem Weg hingeritten und habe
dort auf meine armen Clanbrüder gewartet. Mir war klar, dass ich vielleicht lange würde warten müssen, da Männer, die so etwas erlitten haben, ausgedehnte Kamelritte verständlicherweise lieber meiden. Nachdem ich schon zwei Nächte dort verbracht hatte, kam eine mit Elfenbein beladene Karawane vom oberen Weißen Nil herunter. Den Arabern unter ihnen fiel meine Geschicklichkeit im Umgang mit Kamelen auf und sie fragten mich, ob ich ihnen bis Omdurman, das drei Tagesreisen nördlich lag, behilflich sein würde. Ich willigte ein und hinterließ Abu Hashim die Nachricht für meine Brüder, dass ich sie binnen einer Woche bei ihm treffen würde.
    Doch schon in der ersten Nacht fielen die Araber über mich her, legten mir ein eisernes Halsband um und machten mich zu ihrem Sklaven. Ich glaube, sie hatten vor, mich als Kameltreiber und Mädchen für alles zu behalten. Als wir uns aber Omdurman näherten, gingen die Araber zu einer bestimmten Oase und lagerten nicht weit von einer Karawane, die von einem Türken angeführt wurde. Und dort fand die übliche Art von Handel statt: Die Araber nahmen die Waren, die sie verkaufen wollten (hauptsächlich Elefantenstoßzähne), häuften sie auf halbem Weg zwischen den beiden Lagern auf und zogen sich zurück. Dann kamen die Türken heraus und nahmen die Waren in Augenschein; anschließend machten sie einen Haufen aus den Sachen, die sie verkaufen wollten (Tabak, Stoffe, Masseln von Eisen), und zogen sich zurück. So ging es eine ganze Weile hin und her. Schließlich wurde ich zu dem Haufen der Araber hinzugefügt. Da kamen die Türken und nahmen mich zusammen mit den übrigen Waren der Araber mit, die verfluchten Araber taten dasselbe mit den Waren der Türken, und danach gingen beide Karawanen ihrer Wege. Die Türken nahmen mich bis nach Kairo mit, und dort versuchte ich zu entkommen – denn ich wusste, dass meine Clanbrüder während einer bestimmten Zeit im Jahr, nämlich Ende August, auf dem Khan el-Khalili sein würden. Doch ach! Weil ein Mitsklave mich verriet, wurde ich wieder gefasst. Später riss ich von einem Schemel ein Stuhlbein ab und schlug ihn damit tot. Den Türken wurde klar, dass ich, solange ich in Kairo blieb, Schwierigkeiten machen würde, und so wurde ich an einen algerischen Korsaren-Kapitän verkauft, der gerade mit einer Ladung blonder Karmeliterinnen in den Hafen gerudert war.«
    Jack seufzte. »Ich höre ja gerne zu, wenn einer Seemannsgarn spinnt, aber diese Galeerensklavengeschichten haben doch einen gewissen Wiederholungscharakter, der mich zwingt, der lieben Eliza
(apropos blonde Sklavinnen) beizupflichten, die diese ganze Praxis missbilligte.«
    »Wenn ich mich richtig an deine

Weitere Kostenlose Bücher