Confusion
einige Truppen, aber damit und mit ein paar Reales konnten sie sich (wie man so sagte) gerade mal eine Tasse Kaffee kaufen.
Dieser Punkt war völlig richtig, aber al-Ghuráb hatte bis dahin nichts als Lügen erzählt. Der wahre Grund, warum nur ein paar Verschwörer auf dem Achterdeck der Galiot zu sehen waren, lag darin, dass vier von ihnen (Dappa, Jeronimo, Nyazi und Vrej) die ganze Nacht hindurch im gestreckten Galopp gen Süden geritten waren, in der Hoffnung, die hundertfünfzig Meilen bis Kairo in zwei Tagen zurückzulegen. Und ein anderer von ihnen war unten an einen Riemen gekettet.
»Es war ungewöhnlich menschlich von euch, letzte Nacht ein Drittel eurer Rudersklaven freizulassen«, äußerte de Jonzac, »da mein Meister aber einen Teilanspruch auf sie besitzt, haben wir mit unseren zahlreichen und hochgestellten türkischen Freunden in jenem Fort die Vereinbarung getroffen, dass sie alle wieder eingesammelt und nach Alexandria geschickt werden.«
»Ich hoffe, Eure Flotte findet noch genug Bänke, auf denen sie sitzen können«, rief van Hoek.
De Jonzacs Gesicht wurde rot und hitzig, aber er ignorierte die grausamen Worte des Holländers und fuhr fort: »Manche von ihnen waren begierig danach, mit uns zu reden, noch bevor wir ihnen die Daumenschrauben anlegten. Wir wissen also, dass ihr uns gewisse metallurgische Informationen vorenthalten habt.«
In der Nacht zuvor hatten sie – da sie Bargeld brauchten, um Perückenmacher und Pferdehändler zu bezahlen – eine der Holzkisten aufgebrochen und vor den Augen der Rudersklaven, die sie später freigelassen hatten, einen Goldbarren herausgezogen. Das war in der Hoffnung und der Erwartung geschehen, dass de Jonzac es auf diesem Wege erfahren würde.
Der Raïs zuckte die Achseln. »Na und?«
De Jonzac sagte: »Ich habe einen Boten nach Alexandria geschickt, um meinen Herrn darüber zu informieren, dass gewisse in dem Plan erwähnte Zahlen jetzt mit dreizehn multipliziert werden müssen.«
»Ach, wenn die Rechnung so einfach wäre, könnte Euer Herr es sich in der Pracht seiner alexandrinischen Villa bequem machen, während Ihr Euch nach Kairo begebt, um die Bilanz zu ziehen. In Wahrheit ist es aber wesentlich komplizierter. Wie sich nun herausstellt, hat unser Freund in Bonanza sein Portfolio nämlich weit über die üblichen Edelmetalle hinaus diversifiziert. Dieser Schatz wird eine langwierige Schätzung erfordern, bevor wir seinen Wert berechnen können.«
» Das ist Routinesache – Ihr vergesst, dass mein Herr mit der Funktionsweise
des Korsarenmarktes wohl vertraut ist«, gab de Jonzac naserümpfend von sich. »Er hat bewährte Schätzer, die hierhergeschickt werden können...«
»Schickt sie stattdessen nach Kairo«, sagte der Raïs , »denn dort wohnen unsere bewährten Schätzer. Und lasst auch Euren Herrn holen. Es gibt nämlich einen Schatz, dessen Wert nur er ermessen kann.«
De Jonzac lächelte dünn. »Mein Herr ist ein Mann von Scharfsinn – ich versichere Euch, dass er Schätzungen Experten überlässt, außer manchmal, wenn es um Berberhengste geht.«
»Und was ist mit englischen Wallachen?«, fragte der Raïs und nickte Jewgeni und Gabriel Goto zu.
Unten auf dem Ruderdeck fing Jack an, mit seinen Ketten zu rasseln und auf Englisch zu brüllen: »Ihr blutigen Bastarde! Los, verkauft mich doch an den Froschfresser! Ehrloses Ausländerpack! Der Fluch Gottes soll über euch kommen!«
Ohne diesem und weiteren Flüchen Beachtung zu schenken, trat Jewgeni ruhig von hinten an Jack heran, band ihm hinter dem Rücken die Ellbogen zusammen und ließ ihn von der Ruderbank aufstehen, damit de Jonzac ihn gut sehen konnte. Dann packte Gabriel Goto Jacks Unterhose und zog sie mit einem Ruck herunter, so dass sie ihm an den Knien hing.
De Jonzac schwieg eine ganze Weile, während seine Dragoner ein Schauder durchfuhr.
»Vielleicht ist er Ali Zaybak – vielleicht aber auch irgendein anderer armer englischer Teufel, der zu nah an ein Feuer gekommen ist«, sagte der Raïs trocken. »Könnt Ihr Jack Shaftoe erkennen?«
»Nein«, gab de Jonzac zu.
»Wenn Ihr ihn erkannt hättet, könntet Ihr sagen, wieviel sein Kopf wert ist?«
»Das könnte nur mein Herr.«
»Dann sehen wir Euch und Euren Herrn also in Kairo, in drei Tagen«, sagte Nasr al-Ghuráb.
»Das ist zu kurz!«
»Wir waren jahrelang Sklaven«, sagte Moseh, der die ganze Zeit mit verschränkten Armen schweigend dagestanden hatte, »und wir sagen, dass drei weitere Tage zu viel
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