Confusion
Götzendiener?«
»Nein«, sagte Padraig, »diese Straßensperre lag an einer Grenze. Die Mongolen, die uns dem Intelligenztest unterzogen und unsere Freunde pressten, standen im Sold des...«
»Verbreiters des Chaos!«, rief Surendranath.
»So ist es«, bestätigte Jack.
»Das ist ein unerwarteter Segen für uns«, sagte der Banyan. »Denn
wie ihr wisst, führt die Straße nach Delhi mitten durch das Reich des Verbreiters des Chaos.«
»Mit anderen Worten, der Verbreiter des Chaos hat die Marathen ganz schlecht im Griff«, sagte Jack.
»Und Vrej Esphahnian und Monsieur Arlanc werden, wenn wir sie denn finden, eine Menge nützlicher Informationen für uns haben!«
Jack erschien dieser Augenblick so gut wie jeder andere, um die Falle zuschnappen zu lassen. »Es sieht tatsächlich so aus, als könnte die Verschwörertruppe – so erbärmlich und verstreut wir auch sein mögen – dir von großem Nutzen sein, Surendranath. Genau wie jedem anderen Kaufmann, der uns am Ende anheuert und als Erster die Reise nach Delhi antritt.«
Dem folgte eine Art zischendes Geräusch, als Surendranath den Vorhang um seinen Palankin mit einem Ruck zuzog. Dann Stille – obwohl Jack meinte, ein sonderbares Pochen zu hören, so als versuchte Surendranath, ein gequältes Lachen zu unterdrücken.
Am nächsten Morgen brachen sie früh auf und reisten ein paar Meilen weit, bis sie über eine Grenze ins Reich des Zertrümmerers der Welten kamen.
»Der Zertrümmerer der Welten hat die hiesigen Marathen ausgerottet, aber dafür gibt es überall zerlumpte Räuberbanden«, sagte Surendranath.
»Erinnert mich an Frankreich«, sinnierte Jack.
»Der Vergleich passt«, sagte Surendranath. »Um die Wahrheit zu sagen, es ist nicht einmal ein Vergleich. Der Zertrümmerer der Welten ist Franzose.«
»Diese verfluchten Froschfresser sind überall!«, rief Jack aus. »Hat der Großmogul noch irgendwelche anderen Könige aus der Christenheit?«
»Ich glaube, der Bringer des Donners ist ein neapolitanischer Artillerist. Ihm gehört ein Stück von Rajasthan.«
»Möchtest du dann vielleicht, dass wir uns europäische Kleider besorgen? Um die Straßenräuber zu verjagen?«, fragte Padraig.
»Nicht nötig – in Kathiawar halten sie immer noch die alten Bräuche ein«, erwiderte Surendranath und stieg aus seinem Palankin aus, um mit ein paar Hindus zu verhandeln, die am Straßenrand hockten. Ein paar Minuten später erhob sich einer von ihnen und setzte sich an die Spitze der kleinen Karawane.
Ein Stock war in den salzigen Mörtel gestoßen worden, der hierzulande als Erde galt. Einen Yard weiter steckte noch einer. Ein dritter war oben und ein vierter unten an den beiden ersten festgebunden worden. Ein endlos langer zinnoberroter Faden war zwischen dem oberen und dem unteren Stock hin und her geführt worden. Eine Frau in einem orangefarbenen Sari hockte vor diesem Rahmen und schob einen kleineren Stab, der einen anderen Faden hinter sich herzog, zwischen den senkrechten Schnüren hindurch. Einige Yard entfernt noch einmal das Gleiche, außer dass die Stöcke, die Farben und die Frau andere waren; und diese Frau plauderte mit einer dritten, die sich auch vier Stöcke und Faden besorgt hatte.
Dasselbe wiederholte sich zu beiden Seiten der Straße bis an den Horizont. Manche der Weberinnen benutzten grobes, ungefärbtes Garn, aber die meisten ihrer Arbeiten waren in kräftigen Farben gehalten, die im Sonnenlicht leuchteten. An manchen Stellen, wo eine Gruppe von Weberinnen einen großen Auftrag ausführte, gab es unregelmäßige Flecken in Grün, Blau oder Gelb. Dann wieder arbeitete jede Weberin mit einem anderen Faden, so dass es auf ein oder zwei Morgen Fläche keine zwei Rahmen mit denselben Farben gab. Die Einzigen, die nicht saßen, waren ein paar Jungen, die Wasser trugen, außerdem ein Häuflein knochendürrer gebeugter armer Kerle, auf deren Rücken Garngestelle festgeschnallt waren; dann gab es noch einen zweirädrigen Ochsenkarren, der einen verschlungenen Weg nahm und fertige Stoffstücke einsammelte. Eine gefurchte Straße ging mitten durch das Ganze hindurch und führte grob weiter in Richtung Diu, eine portugiesische Enklave an einer Spitze von Kathiawar. Das war der dritte Tag seit ihrer Abreise aus Ahmedabad. Der Charan stapfte weiterhin voraus, summte dabei vor sich hin und aß dann und wann eine Handvoll von irgendetwas aus einer Tasche, die er über der Schulter trug.
Unter all den Tausenden von indischen Stoffen, die zum
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