Confusion
gesittet«, sagte Jimmy. »Aber wir lagen unmittelbar neben der Weidengeflechtmauer des Sangley -Viertels, in dem ständig Aufruhr herrscht, und deshalb zogen wir uns, immer wenn die Inquisition hinter uns her war, für eine Weile an diesen Ort zurück und behielten uns gegenseitig im Auge, bis Moseh eines Tages diese Angelegenheit regeln konnte.«
»Ich wusste gar nicht, dass Moseh bei den Söhnen Torquemadas einen solchen Einfluss besitzt«, sagte Jack.
»Moseh hat ein paar Spaniern gesteckt, was wir vorhaben«, sagte Danny. »Plötzlich waren diese Spanier unsere Freunde.«
»Sobald Moseh nur einen Protestschrei loslässt, rufen sie die Hunde des Herrn zurück«, sagte Jimmy leichthin.
»Ich frage mich, was ihre Freundschaft uns kosten wird«, gab Jack zu bedenken.
»Als Feinde wären sie teurer, Dad«, sagte Danny, und in seiner Stimme lag ein Selbstvertrauen, wie Jack es zwanzig Jahre lang nicht verspürt hatte.
Das Teakholzdeck veränderte jetzt seine Farbe von einem verwitterten Eisengrau zu einem wärmeren Ton, fast so als wäre unter Deck ein Feuer angezündet worden, das sich nun einen Weg nach oben bahnte. Jack wandte seinen Blick der Ausfahrt der Bucht zu und erkannte die Ursache: Die Sonne, jetzt eine Handbreit über dem Horizont, hatte ein Loch durch die Dunstschicht über der Bucht gebohrt. Dunstfetzen und Nebelbänke, die noch in Schattenlöchern und kleinen Einbuchtungen mit stehendem Wasser rund um die Fundamente des Zeughauses hingen, flohen jetzt vor ihrer überraschenden Hitze wie Rauch, den eine Windbö vor sich hertreibt. Trotz alledem war die Luft still. Ein schwaches Grollen veranlasste Jack jedoch, sich nach Osten umzudrehen. Manila trat jetzt klar und deutlich hervor, seine Mauern und Bastionen leuchteten im Sonnenlicht, als wären sie aus Bernstein gehauen und würden von hinten durch ein Feuer angestrahlt. Die Berge hinter der Stadt waren sichtbar, was nicht oft vorkam. Verglichen mit ihnen wirkten die höchsten Bauwerke der Spanier niedrig und flach wie Pflastersteine. Diese Berge erschienen jedoch ihrerseits klein im Vergleich zu geisterhaften, ineinandergreifenden Wolkenformationen, die sich im grenzenlosen Himmel selbst verkörperten, ungefähr so, als hätten die Gestalten und Tiere der Sternbilder es allmählich satt, als vereinzelte Häufchen blass leuchtender Sterne dargestellt zu werden, und beschlossen, aus dem All herabzusteigen und sich in das Gewand von Taifunen zu kleiden. Allerdings schienen sie heftig darüber zu streiten, wer von ihnen die prachtvollsten und hellsten Dämpfe aufwies. Bis jetzt war noch kein Blitz in die Erde gefahren, und der von manchen Wolken vergossene wasserfallartige Regen wurde von anderen aufgesogen, bevor er bis auf die Ebene der Bergspitzen herabfallen konnte.
Jack verlegte seine Aufmerksamkeit auf die Rahen der Minerva , die ihm neben all dem wie in einer Gosse miteinander verhedderte Besenreiser vorkamen. Die Männer, die gerade Wache hatten, machten in Ruhe alles für den Moment klar, wo sie von dem Unwetter getroffen würden. Unten waren die Führer der ehemaligen Verschwörergruppe aus van Hoeks Kajüte gekommen und bewegten sich über das Deck. Manche von ihnen wie Dappa und Monsieur Arlanc hatten sich besondere Mühe gegeben und sich wie Edelleute gekleidet: Kniebundhosen, Strümpfe und Lederschuhe waren aus Seemannskisten hervorgekramt worden. Vrej Esphahnian und van Hoek trugen richtige Perücken und Dreispitze.
Van Hoek blieb unmittelbar vor dem Großmast stehen, am Rand des Achterdecks, das, einem Balkon über einem Marktplatz gleich, über dem breitesten Teil des Oberdecks hing. Der größte Teil der Schiffsbesatzung hatte sich hier versammelt, und diejenigen, die keinen Platz fanden oder zu klein waren, um über die Köpfe ihrer Kameraden hinwegzusehen, waren auf das Vorderdeck geklettert, von wo aus sie nach achtern schauen und van Hoeks Blick auf gleicher Höhe begegnen konnten. Die Matrosen hatten sich nach Hautfarbe in Gruppen zusammengestellt, damit sie ihre Übersetzung hören konnten: Die zwei größten Gruppen waren die Malabaren und die Filipinos, daneben gab es aber auch Malaien, Chinesen, mehrere über Goa aus Mozambique gekommene Afrikaner und ein paar Gujaratis. Einige der Schiffsoffiziere waren Holländer, die mit Jan Vroom zu ihnen gestoßen waren. Für die Aufsicht über die Geschütze hatten sie sich aus dem Haufen von Legionären, die in Shahjahanabad herumhingen, einen französischen, einen bayrischen und
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