Confusion
solange nicht Piraten oder Fürsten euch wieder abnehmen, was ihr so mühsam erstanden habt«, sagte Jack.
»Nein, du verstehst mich nicht. Misst ein Bauer seinen Reichtum in Eimern voll Milch? Nein, denn Eimer werden umgeschüttet, und Milch ist nach einem Tag sauer. Ein Bauer misst seinen Reichtum in Kühen. Wenn er Kühe hat, kommt die Milch fast von allein.«
»Was ist in diesem Vergleich die Kuh?«, fragte Moseh, der sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte.
»Die Kuh ist das Geflecht oder Netz, das Armenier rund um die Welt gespannt haben.«
»Es erstaunt mich tatsächlich immer noch, das man auf Schritt und Tritt Armenier antrifft«, räumte Jack ein.
»An jedem Ort, an dem wir uns mehr als ein paar Tage aufgehalten haben – in Algier, Kairo, Mocha, Bandar-Abbas, Surat, Shahjahanabad, Batavia, Macao, Manila – konnte ich einen kleinen Teil meiner Gewinne in die verschiedenen Vorhaben anderer Armenier investieren«, sagte Vrej. »In manchen Fällen waren die Beträge lächerlich.
Aber das macht nichts – diese Männer kennen mich jetzt, sie sind Knoten in meinem Netz, und wenn ich nach Paris zurückkehre, selbst wenn wir die Minerva und alles hier an Bord verlieren, werde ich ein reicher Mann sein – nicht in Milch gemessen, sondern in Kühen.«
»Genug damit, Vrej«, sagte Jack, »ich bin zwar nicht abergläubisch, aber dieses Gerede davon, die Minerva zu verlieren, behagt mir nicht.«
Vrej zuckte die Schultern. »Manchmal muss ein Mann sich mit einem großen Verlust abfinden.«
Eine minutenlange, verlegene Stille trat ein, die durch die Zurufe der Deckmannschaft beim Trimmen der Segel für einen neuen Kurs noch unerträglicher wurde. Die Minerva ließ gerade das Goldene Tor hinter sich und drehte auf einen südöstlichen Kurs entlang der Küste. Diese grobe Richtung würde sie ungefähr zweitausend Seemeilen weit bis nach Acapulco beibehalten.
Schließlich sagte Moseh: »Also ich bin abergläubisch oder zumindest gläubig, und ich frage mich schon länger: Wann ist meine Handelsreise zu Ende?«
»Wenn du in London oder Amsterdam anlegst und mit Wechseln oder importierten Waren an Land gehst«, sagte Jack.
»Die kann ich nicht essen.«
»Gut, dann tausch sie gegen Silber und kauf Brot davon.«
»Dann habe ich also Brot. Aber musste ich dafür wirklich um die ganze Welt segeln?«
»Brot kannst du überall bekommen«, räumte Jack ein und warf dann einen flüchtigen Blick nach Steuerbord auf den offenen Pazifik. »Nur hier nicht. Warum dann um die Welt segeln? Zur Unterhaltung, nehme ich an. Wir tun, was wir tun müssen, Moseh, und haben nur selten verschiedene Wahlmöglichkeiten. Worauf willst du hinaus?«
»Ich glaube, meine Reise endete, als wir das Schilfmeer überquerten und der Knechtschaft der Ägypter entkamen«, sagte Moseh. »Seitdem hat mir nichts Befriedigung verschafft.«
»Noch einmal: Du hattest aber auch keine anderen Möglichkeiten.«
»Jeden Tag«, entgegnete Moseh, »jeden Tag hatte ich andere Möglichkeiten, nur habe ich sie nicht gesehen.«
»Jetzt bist du mir zu kabbalistisch«, sagte Jack. »Ich bin Engländer und werde nach England gehen. Siehst du? Sehr klar und einfach. Jetzt werde ich dir eine Frage stellen, auf die du eine einfache Antwort geben sollst: Wirst du, wenn wir nach Acapulco kommen, in der trockenen oder der nassen Gruppe sein?«
»In der trockenen«, antwortete Moseh, »immer in der trockenen.«
»Also gut«, sagte Vrej, nachdem sie ein weiteres Mal verlegen geschwiegen hatten, »da wir den armen Arlanc verloren haben, werde ich folglich in der nassen sein müssen. Und das passt mir gut, denn ich will unbedingt Lima, den Rio de la Plata und Brasilien sehen, und nach allem, was wir durchgemacht haben, hat auch Kap Hoorn für mich seinen Schrecken verloren.«
»Da van Hoek natürlich zu dem Schiff gehört, bin ich gezwungen, einer der Trockenen zu sein«, sagte Jack, »und meine Jungs werden mit mir gehen.«
Ein paar Minuten lang standen sie alle schweigend da, gefangen zwischen einem rauen Pazifikwind und der Küste von Kalifornien. Allmählich schien jedem von ihnen zu dämmern, wie viele Vorbereitungen er zu treffen hatte, und jeder ging seiner Wege.
»Am besten ist es zu verhandeln, bevor die Verhandlungen begonnen haben«, sagte Moseh, während er und Jack zuschauten, wie das Beiboot auf den Hafen von Navidad zukroch. Der Alkalde von Chiamela, mehrere Geistliche und ein paar Männer im kompletten Aufzug der Konquistadores standen dort und
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