Cujo
Frühstück nicht ablehnen, wenn mir jemand eines brächte.«
Tad stöhnte, und wieder lachten sie beide. Im Hof hatte Cujo die Ohren gespitzt. Er knurrte, als er ihr Gelächter hörte. Einen Augenblick schien es, als wollte er aufstehen, vielleicht, um den Wagen wieder anzugreifen. Dann setzte er sich müde auf sein Hinterteil und ließ den Kopf hängen.
Donna hatte das irrationale Hochgefühl, das sich fast immer mit Tagesanbruch einstellt. Gewiß würde bald alles vorbei sein. Das Schlimmste hatten sie wohl überstanden. Bisher war das Glück gegen sie gewesen, aber einmal reißt selbst die schlimmste Pechsträhne.
Tad war fast wieder so wie früher. Zu blaß, ziemlich mitgenommen und trotz des Schlafs schrecklich müde, aber unverkennbar der Tadder. Sie umarmte ihn liebevoll. Die Schmerzen am Bauch hatten ein wenig nachgelassen, aber die Kratzer und Bisse sahen geschwollen und entzündet aus. Ihr Bein war schlimmer verletzt, aber sie konnte es wenigstens bewegen, wenn auch nur unter Schmerzen. Außerdem fing es wieder an zu bluten. Sie würde eine große Narbe behalten.
Während der nächsten etwa vierzig Minuten unterhielten die beiden sich. Donna wollte Tad beschäftigen und schlug vor, »Zwanzig Fragen« zu spielen. So würde beiden die Zeit schneller vergehen. Tad war begeistert. Dies war ein Spiel, von dem er nie genug kriegen konnte. Das einzige Problem für Tad war dabei immer gewesen, seinen Vater oder seine Mutter zu überreden, es mit ihm zu spielen. Sie waren beim vierten Spiel, als die Krämpfe einsetzten.
Seit ungefähr fünf Fragen ahnte Donna, daß Tad für dieses Spiel die Aufgabe gestellt hatte, Fred Redding zu erraten, das war einer von seinen Freunden aus dem Kindergarten. Aber sie sagte das natürlich nicht gleich.
»Hat er rotes Haar?« fragte sie.
»Nein, er … er hat … er hat…«
Plötzlich hatte er einen Erstickungsanfall. Sein Atem ging mühsam und keuchend. Donna wurde von Entsetzen gepackt.
»Tad? Tad?«
Tad rang keuchend nach Luft. Er griff sich an den Hals, als ob er den Kehlkopf herausreißen wollte. Seine Fingernägel hinterließen rote Linien. Er verdrehte die Augen. Man sah nur noch das Weiße und den unteren Teil der Ms.
»Tad!«
Sein Adamsapfel bewegte sich ruckartig rauf und runter wie ein mechanisches Spielzeug. Seine Hände griffen in die Luft, dann wieder an seinen Hals. Er würgte.
Donna vergaß, wo sie war, und öffnete die Tür, als stände ihr Wagen auf dem Parkplatz des Supermarktes, wo sie einfach aussteigen und Hilfe holen könnte.
Sofort war Cujo auf den Beinen. Er sprang gegen den Wagen, als die Tür kaum halb geöffnet war, was Donna wahrscheinlich das Leben rettete.
Er schlug gegen die Tür, fiel zurück und sprang wieder an. Er knurrte böse. Seine Exkremente fielen auf den zerwühlten Kies der Einfahrt.
Donna schrie auf und riß die Tür wieder zu. Cujo warf sich gegen den Wagen und beulte ihn noch ein bißchen mehr ein. Dann sprang er gegen das Fenster. Es krachte dumpf, und von dem einen Riß in der Scheibe gingen noch ein halbes Dutzend andere aus.
Cujo sprang wieder, und das Sicherheitsglas bog sich sternförmig zersplittert nach innen, ohne zu zerbrechen. Die Welt dahinter war jetzt milchig verschwommen.
Wenn er noch einmal springt -
Aber Cujo wandte sichj ab, zog sich auf seinen Beobachtungsposten zurück.
Donna sah sich nach ihrem Sohn um.
Tads Körper zuckte wie in einem epileptischen Anfall. Sein Gesicht wurde bläulich. Die Venen an seinen Schläfen traten hervor. Von ihrem Erste-Hilfe-Kursus im College wußte sie, was das bedeutete. Er hatte nicht seine Zunge verschluckt. Das passierte nur in schlechten Romanen. Aber seine Zunge war nach hinten gerutscht und blockierte die Luftröhre. Er erstickte vor ihren Augen.
Sie nahm sein Kinn in die linke Hand und riß ihm den Mund auf. Seine Kiefergelenke knackten. Sie tastete nach seiner Zungenspitze und fand sie unglaublich weit hinten, dort, wo seine Weisheitszähne wachsen würden, wenn er jemals welche bekommen sollte. Die Zunge war feucht und glitschig und rutschte immer wieder weg. Ihr Herz raste. Ich verliere ihn, dachte sie. O lieber Gott, ich verliere meinen Sohn.
Plötzlich biß Tad zu. Blut floß von ihren Fingern und von Tads aufgesprungenen Lippen über sein Kinn. Sie bemerkte kaum den Schmerz. Tads Füße trommelten wild gegen den
Sitz. Sie suchte verzweifelt nach seiner Zungenspitze, fand sie … und wieder rutschte sie ihr aus den Fingern.
(der Hund dieser
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