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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht. Er wollte es auch gar nicht wissen. Er hatte Angst vor der Gewißheit, fürchtete, daß es das Ende ihrer Ehe bedeuten würde. Er war immer noch so vernarrt in sie, daß ihm ein außereheliches Verhältnis nie in den Sinn gekommen wäre, und er würde ihr viel verzeihen. Aber er hatte keine Lust, sich in seinem eigenen Haus Hörner aufsetzen zu lassen. Solche Hörner trägt man nicht gern; sie wachsen einem aus den Ohren heraus, und man wird zum Gespött der Kinder auf der Straße.
    »Was?« sagte Vic und fuhr aus seinen Grübeleien hoch. »Ich habe nicht zugehört, Rog.«
    »Ich sagte ›Diese verdammten roten Flakes‹. Ende des Zitats. Genau das waren meine Worte.«
    »Ja«, sagte Vic. »Darauf werde ich trinken.« 
    Roger hob sein Glas. »Ich auch«, sagte er. 
    Sie tranken.

    Ungefähr eine Woche nach Vics und Rogers deprimierendem Gespräch im Yellow Submarine saß Gary Pervier in seinem ungepflegten Vorgarten am Fuße des Seven Oaks Hill an der Straße Nummer 3 und trank eine Mischung aus 25 Prozent eisgekühltem Orangensaft von Bird’s Eye und 75 Prozent Popow-Wodka. Er saß im Schatten einer Ulme, die sich im letzten Stadium der Holländischen Ulmenkrankheit befand, in einem alten Liegestuhl von Sears-Roebuck, der es auch nicht mehr lange machen würde. Er trank Popow, weil Popow billig war. Auf seiner letzten Sauftour nach New Hampshire, wo der Schnaps billiger war, hatte Gary sich reichlich eingedeckt. Popow kostete in Maine schon nicht viel, aber in New Hampshire war er spottbillig. New Hampshire war bekannt für die besseren Dinge im Leben - eine staatliche Lotterie, billigen Schnaps, billige Zigaretten und Touristenattraktionen wie das Weihnachtsdorf und Six-Gun City. New Hampshire war wunderbar. Der Liegestuhl war langsam in den verwahrlosten Rasen eingesunken.
    Das Haus hinter dem Rasen war nicht weniger verwahrlost; es war ein grauer Trümmerhaufen mit abblätternder Farbe und durchhängendem Dach. Die Fensterläden hingen schief in den Angeln, und der Schornstein sah aus wie ein Betrunkener, der versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Die Schindeln, die der letzte Wintersturm vom Dach gefegt hatte, hingen noch in den Zweigen der sterbenden Ulme. Es ist nicht das Tajh Mahal, sagte Gary gelegentlich, aber wen interessiert das auch nur einen Scheißdreck?
    An diesem drückend heißen Tag Ende Juni war Gary total besoffen, aber dieser Zustand war für ihn nicht ungewöhnlich. Er kannte Roger Breakstone nicht. Er kannte Vic Trenton nicht. Er kannte auch Donna Trenton nicht, und wenn er sie gekannt hätte, wäre sie ihm scheißegal gewesen. Er kannte allerdings die Cambers und ihren Hund Cujo; die Familie wohnte weiter oben am Hügel, am Ende der Straße Nummer 3. Er und Joe Camber tranken oft zusammen, und verschwommen wußte Gary, daß Joe Camber auf dem Weg in den Alkoholismus, schon eine gute Strecke zurückgelegt hatte. Allerdings war Gary ihm schon ein Stück voraus.
    »Nur ein nichtsnutziger alter Säufer«, erzählte Gary den Vögeln und den Schindeln in der kranken Ulme. Er leerte sein Glas. Er furzte. Er zerdrückte einen Käfer. Die Schatten der Zweige tanzten über sein Gesicht. Hinter dem Haus standen ein paar ausgeschlachtete Autos, die im hohen Unkraut schon fast verschwunden waren. Der Efeu an der Westseite des Hauses war so gewuchert, daß die Wand nicht mehr zu sehen war. Nur ein Fenster lugte hervor, und an sonnigen Tagen glänzte es wie ein schmutziger Diamant. Vor zwei Jahren hafte Gary in betrunkener Raserei in einem der oberen Räume eine Kommode hochgewuchtet und aus dem Fenster geworfen - er wußte nicht mehr, warum. Er hatte das Fenster selbst wieder verglast, weil es im Winter verdammt kalt geworden war, aber die Kommode lag immer noch an der gleichen Stelle, und es war, als streckte sie ihm mit der halb herausgeglittenen Schublade die Zunge heraus.
    1944, als Gary zwanzig war, hatte er in Frankreich ganz allein eine deutsche MG-Stellung ausgehoben und war mit dem Rest seiner Leute noch zehn Meilen vorgerückt, bevor er unter den sechs Kugeln zusammenbrach, die ihn bei seinem Unternehmen getroffen hatten. Dafür war ihm eine der höchsten Auszeichnungen verliehen worden, die sein dankbares Vaterland zu vergeben hatte, das Distinguished Service Cross. 1968 hatte er Buddy Torgeson unten in Castle Falls gebeten, aus der Medaille einen Aschenbecher zu machen. Buddy war entsetzt gewesen. Aber Gary hatte ihm erklärt, daß er sich aus der verdammten Medaille am liebsten

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