Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
fuhr ein Lieferwagen ins Camp, bemalt mit den vier königlichen Wappen der Unterkönige. Auf einem Schild war der Slogan Fleißige Nüdelchen – wir flicken Euch zusammen! zu lesen. Zwei Frauen, die wie Hofschneiderinnen angezogen waren, luden Garderobenstangen, beladen mit brandneuen Kostümen, aus und rollten sie in den Gemeinschaftsraum. An jedem Outfit hing ein Namensschild, und als alle mit dem Frühstücken fertig waren, führte Jangler die Kinder und Teenager hinüber, damit sie sich ihre Gewänder abholten.
Maggie trödelte, um von den unangetasteten Tellern zu naschen, während die Mägde anfingen, die Tische abzuräumen.
»Könnt ihr mir vielleicht was einpacken?«, fragte sie. »Ihr schmeißt das Zeug doch wohl nicht in den Müll, oder? So eine Verschwendung!«
Eine der Mägde verbeugte sich und antwortete: »Aber nicht doch, nein, Herrin. Nur wenige Meilen von hier gibt es eine Schweinefarm. Dort freut man sich sehr über das zusätzliche Futter.«
Jody hatte auf Maggie gewartet, um mit ihr zusammen zum Gemeinschaftsraum zu gehen. Als sie das nun hörte, war sie empört. »Das ist ja abscheulich! Diese Schweine sollen also den Speck und den Schinken fressen? Gibt es gegen so was keine Gesetze?«
»Das alles ist doch aber viel zu gut, um es wegzuwerfen«, antwortete die Magd verwirrt. »Selbst hier in der Traumwelt wäre das schiere Torheit.«
»Und Tiere zu Kannibalen zu machen ist okay?« Jody wurde schlecht.
Maggie schnippte eine Schinkenrüsche, die sich in ihren Ärmel verirrt hatte, zurück auf den Tisch und zog Jody mit sich. »Das hat keinen Sinn. Streiten bringt rein gar nichts, das solltest du mittlerweile wissen. Für die existiert diese Welt hier nicht wirklich, denen ist alles egal. Lass uns lieber zu den anderen gehen und Modenschau spielen.«
Im Gemeinschaftsraum verlas Jangler gerade die Namen, woraufhin die Näherinnen die neuen Gewänder verteilten. Samt, prächtiger Goldbrokat oder schimmernde Seide waren nicht darunter. Das gemeine Volk von Mooncaster trug etwas anderes: braune, kurzärmlige Lederjacken, Überröcke und langärmlige Wämser, Wollstrümpfe, grobe selbst gemachte Unter- und Leinenhemden. Außerdem gab es Umhänge, die die Jüngeren aufgeregt entgegennahmen und noch vor allem anderen anprobierten.
Lee betrachtete das Kostüm, das man ihm gegeben hatte, und verzog verächtlich die Lippen. »Alter, ich zieh keine Strumpfhosen an!«, machte er klar. »Keine zehn Pferde kriegen mich in die Dinger oder in die komischen spitzen Feenschuhe da.«
»Dir bleibt nichts anderes übrig«, wies Jangler ihn zurecht. »Wie sollst du voll aufgehen im Geist dieses Wochenendes und die Gelegenheit ergreifen, dich mit der Heiligen Schrift zu vereinen, wenn du dir noch nicht einmal die Mühe machst, wie ein echter Bürger Mooncasters auszusehen?«
»Hören Sie mal gut zu«, erklärte Lee. »Und lesen Sie es mir von den Lippen ab, denn ich werd’s nicht wiederholen: Ich. Trage. Keine. Strumpfhosen. Ich bin doch kein Billy Elliot. Haben Sie kapiert?«
Der alte Mann setzte zu einer Antwort an, hielt sich dann jedoch zurück und zwang sich zu einem nachsichtigen Lächeln. »Na schön«, gab er nach. »Schließlich soll dieses Wochenende Spaß machen. Keiner wird dich zu irgendetwas zwingen.«
»Kann ich das schriftlich haben?«, grummelte Lee.
»Also ich trag die Dinger«, meinte Marcus mit einem gleichgültigen Schulterzucken. »Sind wie lange Unterhosen. Das ist keine Bedrohung für meine Männlichkeit.«
Lee konnte über diese Bemerkung nur den Kopf schütteln. Der Depp wollte ihn bloß provozieren. Wütend schmiss Lee das Kostüm auf den Boden und marschierte davon.
Jangler beobachtete, wie er verschwand, dann machte er sich eine Notiz auf seinem Klemmbrett.
»Und jetzt beeilt euch«, wandte er sich an den Rest. »Nehmt die Gewänder und zieht euch schnell um. Auf euch wartet ein aufregender Tag und wir haben viel vor. Wir haben eine entzückende Überraschung für euch vorbereitet.«
»Leder berühre ich nicht!«, protestierte Jody. »Die Schuhe, die Sie mir gegeben haben, zieh ich nicht an. Ich bleibe bei meinen Turnschuhen.«
Jangler fügte seiner Liste einige weitere Notizen hinzu.
Maggie verdrehte die Augen. »Braun!«, stieß sie aus. »Die haben mir eine große braune Kutte und einen großen braunen Umhang gegeben. Ich werde wie ein beschissener Schokopudding aussehen!«
Charm war ebenfalls mit ihrem Outfit unzufrieden. Sie mochte fade Farben nicht und die hier
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