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Danielle Steel

Danielle Steel

Titel: Danielle Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traumvogel
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den Nordwesten reisen und im Herbst bei seinem Vate r in New York seine Arbeit aufnehmen.
    Kate besuchte auch Andys Abschlussfeier. Es war ein kleines Fest, doch die Organisatoren hatten sich trotzdem Mühe gegeben, der Veranstaltung einen würdevollen Rahmen zu verleihen. Kate freute sich sehr für Andy. Sie war mit ihm übereingekommen, im Somm er noch einmal über die Heirat zu sprechen. Für Kate war es eine Gnadenfrist.
    Als Andy im Juni aufbrach und en dlich fort war, stellte Kate jedoch zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass sie ihn sehr vermisste. Sie war erleichtert, dass sie anscheinend doch mehr als nur Freundschaft für ihn empfand. Aber sie war sich ihrer Gefühle trotzdem noch nicht sicher. Joe stand noch immer zwischen ihr und Andy. Ihre Empfindungen waren wie gedämpft, als ob all ihre Kraft mit Joe verschwunden sei. Doch Kate spürte, dass sich das allm ählich änderte. Sie war Andy unendlich dankbar für seine Geduld, denn sie wusste, dass sie ihm das Le ben schwer gemacht hatte. Ende Juni wartete sie bereits sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Er rief sie an, sooft er konnte, und schickte ihr unzählige Ansichtskarten. Sein nächstes Ziel war der Nationalpark Grand Tetons in W yoming, und anschließend wollte e r zum Lake Louise in den kanadis chen Rocky Mountains reisen. Im Staat Washington plante er einen
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Besuch bei Freunden, und von San Francisco aus würde er sich schließlich auf den Heimweg machen. Obwohl Andy die Reise sehr genoss, vermisste er Kate sehr. Und Kate dachte b ereits ernsthaft darüber nach, sich im Herbst mit ihm zu verloben und ihn vielleicht im komme nden Juni zu heira ten. Diese Zeit würde sie auf jeden Fall noch brauchen. Sie selbst arbeitete den Sommer über wieder beim Roten Kreuz.
    Jeden Tag trafen Massen von Männern aus Europa ein, Lazarettschiffe brachten die Verw undeten in die Heimat zurück. Kate hatte sich zur Arbeit am Ha fen gemeldet und half de m medizinischen Personal dabei, die Männer auf die Krankenhäuser zu verteilen. Dort würden viele von ihnen die nächsten Monate, wenn nicht gar Jahre verbringen.
    Niemals zuvor hatte Kate so viele überglückliche Menschen gesehen. Einige knieten nieder und küssten den Boden sowie andere wildfremde Menschen, auf die sie trafen. Die Arbeit war anstrengend, aber auch äußers t befriedigend. Ein Großteil der Männer hatte entsetzliche Verletzungen erlitten, und ihre Mienen verrieten, wie viel Elend sie gesehen hatten. Trotzdem stand ihnen die Begeisterung über die Heimkehr ins Gesicht geschrieben. Wenn sie von Bord der Schiffe humpelten und ihre Verwandten und Freunde umarmten, war Kate jedes Mal zu Tränen gerührt.
    Sie verbrachte viele Stunden mit den Heimkehrern, hielt ihnen die Hand oder kühlte die Stirn, schrieb Briefe für diejenigen, die ihr Augenlicht verloren hatten. Sie half den Männern in die Krankenwagen oder in die Militärlastwagen. Jeden Tag ging sie völlig verd reckt und erschöpft nach Hause, do ch sie empfand das befriedigende Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Eines Nachts kehrte sie erst sehr spät heim. Sie hatte den ganzen Tag auf einer Krankenstation gearbeitet. Ihre Eltern hatten sich bestimmt bereits Sorgen gem acht.
    In dem Augenblick, als sie das Ha us betrat und in das Gesicht
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ihres Vaters blickte, wusste Kate, dass etwas Erschütterndes geschehen war. Ihre Mutter saß neben ihm auf dem Sofa und wischte sich mit einem Taschentuch über die Augen. Kate ahnte, dass jemand ums Leben gekommen war. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Was ist los, Dad?«, fragte sie leise, als sie das Wohnzimmer betrat.
    »Kate, komm und setz dich zu uns.«
    Kate folgte seiner Aufforderung und strich unwillkürlich über ihre befleckte Uniform. Ein lang er, harter Tag lag hinter ihr, und sie war vollkommen verschwitzt.
    »Geht’s dir gut, Mom?«, fragte sie.
    Elizabeth nickte stumm.
    »Was ist geschehen?« Kate blickte von einem zum anderen. Doch ihre Eltern hüllten sich in Schweigen.
    Kate hatte k eine Großeltern mehr, es gab weder Onkel noch Tanten, also ging es wahrscheinlich um einen Freund der Familie.
    »Ich habe heute einen Anruf aus Washingt on erhalten«, sagte Clarke schließlich.
    Kate war verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Aufmerksam betrachtete sie das Gesicht ihres Vater und hoffte auf einen Hinweis.
    Clarke holte tief Luft und fuhr dann fort: »Man hat Joe gefunden, Kate. Er lebt!«
    Kate war fassungslos. Der Boden schien zu wanken, und sie war

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