Dark Future: Herz aus Feuer
Leben nicht so, wie wir es uns vorstellen.« Lamia schüttelte den Kopf, und ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. »Komm schon. Sonst wird das Frühstück kalt.«
Tatiana gab das Passwort hinter sich ein und schloss die Tür zu ihrem Zimmer ab. Sie hielt den Anschein aufrecht, auch wenn sie bezweifelte, dass diese Vorsichtsmaßnahme irgendjemanden, der es wirklich wollte, davon abhalten würde, in ihr Zimmer zu gelangen. Es gab sowieso nichts Wichtiges zu finden – alles, was von Wert und Bedeutung war, trug sie bei sich.
Das Frühstück war nicht viel anders als das, was sie sich selbst auch zubereitet hätte: Sim-Protein mit Gewürzen gekocht, ein Kohlehydrat-Riegel und angereicherte Sojamilch. Mit einem Teller und einer Tasse in der Hand ging sie an den Tisch, an dem Lamia schon Platz genommen hatte, und setzte sich neben sie.
Die Unterhaltung war etwas gezwungen, bis sie einen Gedanken von Kalen auffing. Er dachte über seine Messersammlung nach. Perfekt angepasste Butterflymesser. Er hatte sie in seinem Zimmer an die Wand gehängt.
Tatiana lächelte. Sie hatte genug über menschliche Interaktionen gelesen, um zu wissen, dass der einfachste Weg, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, Fragen zu einem Interessengebiet des Gegenübers waren. Also blickte sie Kalen an, bis er aufsah. Seine dunklen Augen waren leicht zusammengekniffen und wirkten misstrauisch, und er hatte die Lippen aufeinandergepresst.
»Äh … was für Messer sammelst du?«, fragte sie in die Stille hinein.
Er blinzelte und starrte sie an, genau wie alle anderen. Vielleicht musste sie an der Überleitung noch arbeiten.
»Es sind uralte Butterflymesser«, sagte Lamia, um das unangenehme Schweigen zu beenden.
Dann machte Shayne eine Bemerkung, und im nächsten Moment war eine Unterhaltung im Gange, an der auch Kalen sich bald beteiligte.
»Es ist eine Art von Schwert, das als Verteidigungswaffe entwickelt worden ist«, erklärte Kalen. Seine dunklen Augen begannen zu leuchten, als er allmählich zu seinem Thema fand. »Ihr Glaube verbot es den Shaolin-Mönchen, ihre Gegner zu töten, also erschufen sie diese Waffen, um sie auszuschalten, ohne sie jedoch zu töten.« Er senkte den Blick, schnitt einen Bissen von seinem Sim-Protein ab, schob ihn sich in den Mund und kaute nachdenklich, während er Tatiana mit seinen pechschwarzen Augen musterte. Dann beugte er sich ein Stück vor. »Tristan teilt einige dieser Glaubensaspekte.«
Als sein Name fiel, machte Tatianas Herz einen verrückten kleinen Hüpfer in ihrer Brust. Sie wollte hineingreifen, das Herz packen und es dazu bringen, ruhig zu sein.
Sie konnte spüren, wie die Aufmerksamkeit der anderen sich auf sie richtete, fast wie bei Wölfen, die etwas zu fressen witterten.
Tatiana widmete sich wieder ihrem Essen, nahm einen Bissen und fragte mit einem Seitenblick: »Tut er das?«
Kalen sah sie mit einem Blick an, der sagte, dass ihr Versuch, Desinteresse zu heucheln, kläglich gescheitert war. Noch etwas, das ich zu meiner To-do-Liste hinzufügen muss, dachte sie mit einem Seufzen.
»Dann können es ja nur sehr wenige Aspekte sein«, stellte sie fest. Auf Kalens fragenden Blick hin fuhr sie fort: »Ich habe gesehen, wie er jemanden getötet hat. Gestern.«
So ziemlich jeder am Tisch atmete scharf ein. Sie hatte etwas Falsches gesagt, und der Nachhall ihrer Worte hing wie dichter Nebel im Raum.
Sie fand die plötzliche Welle von Anspannung fast schon komisch.
»Entscheidungen und Konsequenzen«, sagte Kalen schließlich und klang für ihren Geschmack ein wenig zu sehr nach Tristan.
Sie sah in die Runde. Alle starrten entweder auf ihre Teller oder sie an. Vorsichtig legte sie ihr Besteck ab, presste die Lippen zusammen und wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht.
»Ist das jetzt der Zeitpunkt«, sagte sie und richtete den Blick auf Kalen, »an dem du mir etwas Nichtssagendes erzählst wie«, sie fuhr mit tiefer Stimme fort, »›Wenn du es verstehst, sind die Dinge, wie sie sind; wenn du es nicht verstehst, sind die Dinge auch so, wie sie sind‹?«
Kalen blinzelte verwirrt, und ein winziges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Zu ihrer Rechten schnaubte jemand, vermutlich Lamia.
»Nicht ganz so nichtssagend, wenn du es verstehst«, entgegnete er schließlich, und seine Stimme klang ein wenig erstickt.
Schweigen herrschte, und sie blickten sich an. Und dann lachten sie gleichzeitig auf, ehe alle am Tisch mit einfielen. Tatiana sah sich um und fühlte sich kurzzeitig
Weitere Kostenlose Bücher