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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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sprechen. Jedenfalls denke ich,
    dass es wichtig ist. Aber ich bin mir nicht sicher, und deshalb ... vielleicht ... rufe auch
    ich wieder an ... «
    Colin fand, dass seine Gesprächspartnerin reichlich konfus wirkte. Er wäre gern zum Ende
    gekommen, denn gerade hörte er, dass die Haustür ging, und dass kurz darauf ein Motor draußen
    auf dem Hof gestartet wurde. Gott sei Dank, die Almond haute offenbar endlich ab. Er musste
    sich dringend um seine Frau kümmern.
    »Also, Mrs. Witty«, sagte er etwas ungeduldig, »ich bestelle Gwen gern, dass Sie angerufen
    haben. Hat Gwen Ihre Nummer?«
    Ena wusste es nicht. Sie diktierte Colin ihre Nummer, und nach einem Moment des Zauderns, in
    dem sie offensichtlich überlegte, wie weit sie sich dem Fremden am anderen Ende der Leitung
    anvertrauen konnte, fügte sie hinzu: »Ich habe ... wissen Sie, ich habe ein sehr großes Problem
    ... Ich bin ziemlich ratlos, und ich müsste mit jemandem sprechen. Es ist dringend. Aber ich
    weiß natürlich, dass ... Nun, Gwen wird jetzt ganz andere Sorgen haben. Ich habe in der Zeitung
    von diesem schrecklichen Verbrechen gelesen, das bei der Beckett-Farm verübt wurde. Es hieß,
    das Opfer sei eine gute Freundin der Becketts? Wie furchtbar für Gwen!«
    »Wir sind alle für sie da«, sagte Colin. Er wollte nicht tiefer in das Thema einsteigen. Er
    kannte diese Bekannte Gwens nicht, und er hatte keine Ahnung, wie vertraut die beiden Frauen
    miteinander waren.
    »Also, Mrs. Witty ... «, sagte er, und sie begriff endlich, dass er in Eile war. »Entschuldigen
    Sie die Störung«, sagte sie. »Und bitte, Gwen soll mich unbedingt anrufen. Es ist wirklich sehr
    wichtig.«
    Er versprach ihr noch einmal, ihre Bitte zuverlässig weiterzugeben, dann verabschiedete er sich
    und legte hastig den Hörer auf Sofort eilte er ins Wohnzimmer, wo eine sehr blasse Jennifer auf
    dem Sofa saß. Colin fand, dass sie ziemlich mitgenommen aussah.
    »Schatz, endlich. Sie ist weg. Soll ich uns Tee machen? Oder magst du etwas essen?«
    Jennifer verneinte. »Ich habe keinen Hunger. Aber wenn du ... «
    »Allein habe ich auch keine Lust«, meinte Colin. Fröstelnd hob er die
    Schultern. »Gott, ist das klamm und kalt hier im Zimmer! Und dazu draußen der Nebel. .. ein
    schrecklicher Tag, findest du nicht?« Sie erwiderte nichts. Entschlossen kniete er vor dem
    Kamin nieder. »Hilf mir ma l«, bat er. »Wenn sich niemand sonst kümmert, müssen wir eben die Dinge in die Hand
    nehmen.«
    Während sie sich bemühten, ein Feuer in Gang zu bekommen, fragte Colin betont beiläufig: »Was
    wollte sie denn noch? Die Almond, meine ich.«
    Jennifer, die ihm die Scheite zureichte, hielt inne. »Sie weiß es«, murmelte sie.
    »Was denn?«
    »Die Geschichte von damals. Dass ich Lehrerin war, und ... na ja, alles eben. Sie hat es mir
    gesagt.« »Welche Rolle spielt das denn im vorliegenden Fall?« »Sie wollte wissen, ob ich Amy
    Mills kenne. Das Mädchen, weißt du, das im Juli hier ermordet wurde.«
    »Wieso solltest du die kennen?«
    »Sie stammt aus Leeds. Ist dort zur Schule gegangen. Es hätte sein können, dass ich sie
    unterrichtet habe.«
    Er hielt nun ebenfalls inne, starrte sie an. »Hast du aber nicht, oder? Du sagtest doch, du
    hast den Namen nie gehört, und ... «
    »Nein. Ich kenne sie nicht.«
    Er ließ den Kamin Kamin sein, obwohl sie noch immer kein Feuer hatten, um die Kälte des Raums
    und die Trostlosigkeit des nebligen Tages zu mildern. Jennifer saß auf dem Teppichvorleger
    neben den Holzscheiten und starrte vor sich hin. Er kauerte sich vor sie, nahm ihre beiden
    Hände in seine. Sie waren eiskalt. »Du kennst sie bestimmt nicht?«
    »Nein.«
    »Das ist doch wirklich ... « Er atmete schwer, versuchte, sich nicht aufzuregen, merkte aber,
    wie die Wut in ihm aufstieg. »Sie haben nichts«, sagte er bitter, »gar nichts. Nicht den
    allerkleinsten Anhaltspunkt, und deswegen fangen sie jetzt an, in der Vergangenheit der Leute
    herumzustochern. Diese Polizistin ist ratlos, wenn du mich fragst. Und überfordert. Jetzt kramt
    sie uralte Geschichten hervor und versucht daraus etwas zu konstruieren. Man darf gespannt
    sein, was sie über uns alle noch herausfindet!«
    »Sie weiß, dass ich damals manchmal Tabletten genommen habe.«
    »Na und? Ist das verboten?«
    »Sie wollte wissen, ob ich jetzt noch welche nehme.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Ich habe gesagt, wie es ist. Dass ich manchmal ein Beruhigungsmittel nehme, bevor ich in die
    Stadt gehe, zum

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