Das Baby vom Deich
und unter- schreiben das Protokoll, danach werden Sie Post von der Staatsanwalt- schaft bekommen. Erscheinen Sie nicht, lasse ich einen Haftbefehl ausstellen und Sie werden in Untersuchungshaft geschafft. Ich werde Herrn Strehler raten, die 2.000,- Euro zurückzufordern und Sie zu verklagen, daneben das Jugendamt und die Behörden von Ihrem gruseligen Vorgehen informieren. Was sagen dann die Leute zu Ihnen?"
Draußen griff er zum Telefon und rief den Insolvenzverwalter an, da er ihm von dem Geld erzählen wollte, aber der wusste das bereits, da gestern Nachmittag Burkard Strehler das vorgelegt hatte.
"Glaubst du die Geschichte?"
"Anscheinend ist da etwas daran. Fahren wir zu Bernd Strehler. Mal sehen, was er erzählt."
"Diese Frau ist ätzend."
"Das sind diese oftmals vernachlässigten Hausfrauen, die sich den ganzen Tag langweilen und mit den Jahren immer verbiesterter werden. Schaut man sie an, weiß man, was los ist. Sie sehen zehn Jahre älter aus, als Frauen die mit sich im Reinen sind."
"Ist ja auch bescheuert. Du hängst nur im Haus herum, putzt, kochst und Ende. Du muss man ja blöde im Kopf werden."
"Ist ihre eigene Schuld. Der Mann hat eine Firma, da hätte sie sich ja mal weiterbilden können, um dort zum Beispiel im Büro zu arbeiten. Verstehst du, wenn ich mit meinem Leben unzufrieden bin, kann ich das variieren. Meine Oma war nur Hausfrau, aber sie ist mit einer Freundin ausgeritten, hat später meinen Eltern in der Praxis geholfen. Daneben ist sie seit zwanzig Jahren beim Naturschutz aktiv tätig. Sie hatte ein Patenkind in Indien, hat deswegen Englisch gelernt, damit sie sich schreiben konnten, inzwischen ein Zweites in Botswana. Sie ist in allen möglichen komischen Vereinen, geht einmal in der Woche mit Freundinnen essen und kommt danach beschwipst nach Hause. Sie hat zuweilen einen strafferen Terminplan wie ich. Das hält sie nicht nur im Kopf jung. Die Ehe funktioniert blendend, weil man miteinander reden kann, Neues zu erzählen weiß, nicht nur aufeinander hockt. Wir konnten und können wirklich über alles mit ihr reden." Eike lachte. "Ich war siebzehn, hatte meine erste Freundin, da winkt sie mich hinüber und klärt mich auf, wie man mit Frauen umgeht, nicht nur so, selbst beim Sex. Meine Eltern haben abends schallend gelacht, weil sie das schon ihren Kindern so beigebracht hatte. Sie ist dabei nicht etwa belehrend, sondern redet so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Sie hat meiner Mutter Tipps gegeben, wie sie meinen Vater zu behandeln hat, damit der immer lieb und nett ist. Wir haben darüber gelacht und Oma meinte, was wollt ihr, eure Ehe ist sehr gut und alle sind glücklich. Wo sie recht hat, hat sie recht."
"Du verstehst dich gut mit deiner Familie?"
"Sehr! Es ist, weil wir viele gleiche Interessen haben, uns Vertrauen und wirklich über sprechen können. Natürlich haben meine Geschwister und ich uns früher gefetzt, gestritten und selbst heute sind wir nicht immer einer Meinung. Etwas Normales, aber trotzdem sind wir eine große Einheit. Dazu gehören die Geschwister meines Vaters und deren Kinder und Enkel. Der Bruder meiner Mutter lebt im Ausland und deswegen sehen wir ihn eher selten. Ihre Eltern sind vor Kurzem gestorben. Da vorn ist es."
Bernd Strehler sah wie sein Bruder aus. Groß, schlaksig, dunkelblonde Haare, zu große Nase. Er begrüßte sie und bat sie in sein kleines Büro. Seine Frau habe sie bereits angekündigt.
"Was bauen Sie da gerade?", erkundigte sich Eike, der interessiert das geschnitzte lange Holzstück anschaute.
"Schränke! Mein Bruder hat aus den Staaten einige Aufträge mitgebracht und nun stellen wir beide die so fix wie möglich fertig. Das ist die obere Blende für einen Kleiderschrank. Handarbeit."
"Kann man das breiter machen?"
"So breit, wie es der Kunde wünscht."
"Folgend kann man das ganz normal streichen?"
"Das auch, obwohl das nur lasiert wird."
"Davon benötige ich zwei Stück. 416 Zentimeter lang und 26,5, beziehungsweise 18,5 Zentimeter hoch. Geht das?"
"Mit den gleichen Ornamenten?"
"Genau so, nur das andere Maß."
"Lieferzeit mindestens vier Monate, da wir momentan sehr viel zu tun haben und wir nur fünf Männer sind."
"Egal! Darauf warte ich seit drei Jahren. Ich habe einen alten Schrank gekauft, aber die Blenden waren defekt, teilweise abgebrochen."
"Welche Farbe?"
"So ein rauchblau. Nur wahrscheinlich muss der gesamte Schrank neu gestrichen werden. Ich würde sagen, nur grundiert, damit ich es streichen kann."
"Die alte Farbe muss man
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