Das Brandhaus - Roman
Kriminalkommissars Tommy Persson saßen vier Ermittler. Irene hatte darauf bestanden, dass sonst niemand vom Dezernat an der Besprechung teilnehmen würde. Damit war auch Kriminalkommissarin Efva Thylqvist ausgeschlossen. Tommy hatte sich schweigend angehört, wie es Åsa gelungen war, einen Kontakt zu Mr. Groomer zu etablieren. Als sie begann, von My Björkman zu erzählen, sah Irene, dass es ihm schwerfiel, mit seinen Ansichten hinterm Berg zu halten. Es gelang ihm gerade, sich zu beherrschen, bis Åsa fertig war.
»Kommt nicht in Frage! Keine zivilen Lockvögel!«, sagte Tommy mit Nachdruck.
Da räusperte sich die vierte Person im Raum und bat um das Wort.
»Wir haben die Zeiten, in denen er online war, mit den Zugund Busverbindungen abgeglichen. Er chattet, wenn er in dem X 2000 von Göteborg nach Malmö unterwegs ist. Er fährt um 7 Uhr nach Malmö und um 17 Uhr wieder zurück. Einige wenige Male hat er mit Alexandra morgens gechattet, sonst immer am frühen Abend zwischen 17 und 20 Uhr. Am Sonntagabend fährt der Zug eine Stunde später, dann ist er bis 21 Uhr online. An Montagen und Dienstagen chattet er nie. Mittwochs nur selten, am häufigsten an Donnerstagen, manchmal freitags und recht oft am Wochenende«, berichtete Jens.
»Gibt es irgendeine Regelmäßigkeit, was die Wochenenden betrifft?«, wollte Tommy wissen.
Fast gegen seinen Willen war sein Interesse geweckt worden. Natürlich war es ihm ebenso wichtig wie den anderen, dass der Mörder gefasst wurde, er hatte nur gegen die Vorgehensweise etwas einzuwenden.
»Nein. Er chattet nicht jedes Wochenende, sondern in etwa jedes zweite. Manchmal aber auch zwei hintereinander.«
»Können wir ihn irgendwie ausfindig machen?«
»Schwierig. Er kauft sich im Bordbistro einen Zugangscode fürs Internet. Das ist ein Einmalcode. Eine Stunde Surfen kostet etwa 70 Kronen, und zwei kosten 90.«
Jens unterbrach sich, als ihm klar wurde, dass seine drei Zuhörer nicht recht wussten, was er meinte.
»Man kauft sich also im Speisewagen einen Kupon, und auf dem steht ein Code, den man einmal verwenden kann. Den verwendet man dann dazu, sich einzuloggen.«
»Gilt der Kupon nur für eine Fahrt?«, fragte Irene.
»Nein. Man kann ihn auch öfter verwenden.«
»Das wird aber recht teuer für ihn«, meinte Åsa.
Jens lächelte ironisch.
»Er ist klug. So bleibt die Gefahr, dass wir ihn finden, gering. Ich glaube auch, er verwendet diese Methode nur bei den Mädchen, die er ermorden will«, sagte er.
»Glaubst du, dass er seine Kontakte so genau auseinanderhält? Dass er von Anfang an weiß, welche als Nächstes dran glauben muss?«, rief Åsa aufgeregt.
»Es ist durchaus möglich, dass er auch von zu Hause online geht. Er hat vielleicht Kontakt zu Hunderten oder Tausenden Mädchen. Das allein ist schließlich nicht strafbar.«
»Das hat unser Mr. Groomer schlau ausgeklügelt. Die Mädchen, die er als seine Opfer vorsieht, kontaktiert er mit einem gestohlenen Computer über ein öffentliches Netz. So kann man ihm nicht auf die Spur kommen«, dachte Tommy laut nach.
Er saß eine Weile still da, schließlich sagte er:
»Wie sieht eure Strategie aus?«
Irene beschrieb in groben Zügen den Plan, den Åsa und sie entwickelt hatten. Åsa sollte ihren Kontakt mit Mr. Groomer aufrechterhalten und schließlich ein Treffen vorschlagen.
»An einem Ort, an dem sich viele Menschen befinden, vielleicht in einem Café. Unser Köder ist dann My Björkman, die so tut, als wäre sie die fünfzehnjährige Ann. Um sie herum postieren wir lauter Polizisten in Zivil«, erklärte Irene.
»Ich kann mich in den Computer von Åsas Neffen einloggen. Dann können wir hier sitzen und mit ihm chatten«, erbot sich Jens.
»Und ich benutze den Computer dann so wie bisher?«, erkundigte sich Åsa.
»Natürlich. Du wirst gar nicht merken, dass ich dir über die Schulter gucke«, erwiderte er.
Es war kein Problem, Oscar Leutnerwall ausfindig zu machen. Er stand im Telefonbuch, was sowohl Andersson als auch Fryxender erstaunte. Über seinem Namen fand sich ein Eintrag mit Astrid Leutnerwall unter einer anderen Nummer, aber an derselben Adresse. Die Straße lag oberhalb des Näckrosdammen. »Das war einmal eine Feine-Leute-Gegend, aber jetzt sind fast alle Häuser in Firmenbesitz oder gehören der Universität. Keine Privatperson kann es sich noch leisten, diese Riesenkästen zu heizen«, meinte Fryxender, als er einen Blick auf die Adresse warf. Oscar und Astrid Leutnerwall waren
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