Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
alle einen nach dem anderen angesteckt und dann bequem die Hand zur Faust geballt.
Die Kupferringe, die halb so breit wie die Länge eines Fingers von Knöchel zu Knöchel waren, trugen sich überraschend angenehm. Sie wiesen keine besondere Verzierung auf und hatten auch keine außergewöhnliche Form. Es waren einfach fünf schlichte Ringe, bestehend aus geflochtenen Kupferstreifen, die alle ein bisschen anders als der vorherige gewoben waren.
Er sah zu Victoria hinüber, deren kurzes Haar sich um ihr blasses Gesicht lockte. Sie konnte das innere Leuchten, das ihre Wangen strahlen ließ, nicht sehen, aber ihm versetzte es wieder einen jetzt nur noch halbherzigen Stich der Eifersucht. Wenn er sich nicht irrte, ging sie mit Pesaros Kind schwanger, dem Kind, das die Gardella-Ahnenreihe fortsetzen würde.
Sebastian fragte sich, ob Pesaro es wohl wusste.
Doch er hatte den Verdacht, dass er sie dann nicht nur zurückgelassen, sondern zu ihrer eigenen Sicherheit wahrscheinlich noch irgendwo eingesperrt hätte.
Nicht, dass Sebastian das nicht auch getan hätte, wäre er mit dieser beneidenswerten Situation konfrontiert worden.
Nicht, dass es jemals irgendetwas gebracht hätte, zu versuchen, Victoria aus dem Verkehr zu ziehen.
Gott sei Dank hatte sie selbst beschlossen, sich nicht in Gefahr zu bringen, indem sie Max folgte; denn der Verlust würde unter Umständen größer sein, als sie ahnten.
Ihr Blick wanderte kurz zu dem Berg, der sich hinter ihnen erhob, und er konnte sich vorstellen, wie stark der Kampf war, der in ihr tobte.
Doch sie hatte ihre Pläne, Max zu folgen, fallen gelassen. Das Portal musste zuerst geschlossen werden, und so schwer ihr das auch fallen musste - welche Anstrengung diese Entscheidung sie gekostet hatte, zeigte sich in ihren angespannten Gesichtszügen —, er konnte sehen, dass ihre Entscheidung feststand. Sie hatte Pesaros Opfer akzeptiert. Und vielleicht hatte sie erkannt, dass sie als Illa Gardella Aufgaben bewältigen konnte, denen die Männer allein nicht gewachsen waren.
»Da ist der Teich«, sagte Mercy und unterbrach damit seine Gedanken. Sie deutete mit ihrer kräftigen Hand auf eine kleine Ausbuchtung im Fels.
Die Sonne war mittlerweile untergegangen, und deshalb hatten die Untoten ihre Umhänge abgelegt und konnten ungehindert umhergehen. Die beiden Imperialvampire trugen Schwerter bei sich, hatten sie aber nicht gezogen.
Für Sebastian war solch ungezwungenes Zusammensein mit Vampiren nichts Besonderes. Er hatte sich daran gewöhnt, als er im Laufe der Jahre immer wieder mal bei seinem Großvater gewesen war. Natürlich war dies hier eine andere Situation, doch er hatte gehört, wie Lilith den Untoten ihre Befehle gegeben hatte. Sie hatte dabei mit ihren Gefolgsleuten in jener archaischen Sprache gesprochen und war sich anscheinend nicht im Klaren darüber, dass Sebastians Großvater sie ihn schon vor langer Zeit gelehrt hatte.
Ihre Anweisungen waren klar gewesen: Sie sollten den Sterblichen nichts tun, bis das Portal geschlossen war. Dann sollten sie die Ringe an sich bringen, Victoria gefangen nehmen und die anderen töten.
Natürlich hatte Sebastian diese Informationen an seine Gefährten weitergegeben, die mit ihm übereinstimmten, dass die Vampire es nicht bis zum Midiversum-Portal schaffen würden. Sie brauchten sie nur als Führer bis zum Teich, und da waren sie jetzt ja.
Er ging zu der bezeichneten Stelle. Die Sonne war untergegangen und verbreitete noch ein wenig Licht, das jedoch schnell schwinden würde. Der Mond hatte, seit sie vor mehr als einer Woche Prag verlassen hatten, abgenommen und war jetzt nur noch eine Sichel.
Er würde nicht mehr lange gut sehen können.
Victoria und Michalas traten mit Fackeln zu ihm, um ihm den Weg zu leuchten, während Brim hinter den drei Vampiren als Wache zurückblieb, falls sich etwas Unerwartetes ereignen sollte.
Sebastian hatte darauf bestanden, derjenige zu sein, der die Ringe trug und seine Hand in den Teich tauchte; denn wenn seine Information über die Schutzwirkung der Ringe nicht stimmte, war es nur gerecht, wenn er die Konsequenzen zu tragen hatte. Und davon abgesehen musste er es einfach tun. Das Verlangen danach war fast so groß wie die Neugier, die ihn dazu getrieben hatte, sich die Gardella-Bibel anzuschauen, und er sah keinen Grund, warum er dagegen ankämpfen sollte.
Noch immer war er auf der Suche nach dem Weg, den das Schicksal für ihn vorgesehen hatte.
Die Vampire waren damit einverstanden, doch
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