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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dieser Name?«
    »Na ja, ich interessiere mich für alles, was mit der Natur zu tun hat. Der Piltdown-Mensch wurde von vielen als das Missing link angesehen, das fehlende Bindeglied zwischen dem Affen und dem Menschen. Obwohl es nur ein paar Knochen waren, hielt die Wissenschaft den Fund für eine Sensation. Bis man herausfand, dass es sich um einen Schwindel handelte. Ich habe einmal einen Artikel darüber gelesen. Die Londoner Times soll ihn als ›den berüchtigsten Wissenschaftsbetrug des Jahrhunderts‹ bezeichnet haben. Ich erinnere mich noch so genau daran, weil ich es so komisch fand, dass man auch Sir Arthur Conan Doyle – den Autor der Sherlock-Holmes-Romane – verdächtigte, diesen Streich ausgeheckt zu haben.«
    Darina nickte. »Du weißt wirklich gut Bescheid, Jonas. Ich kann dir aber noch etwas mehr darüber verraten, weil dieser Betrug ein Werk der Malkits war und der Kristall mir alles ins Gedächtnis geschrieben hat.«
    »Wieso das denn?«
    »Nun, die Malkits stiften auf eurer Welt nicht nur Kriege an. Sie sind für viele kleine Bosheiten verantwortlich. Bei dem einen oder anderen mögen die Malkits mit ihrer Fälschung durchaus Erfolg gehabt haben: Jemand, der einen Affen als
    Großvater hat, muss sich nicht viel darum scheren, was Gott von ihm hält. Er glaubt an das Recht des Stärkeren und handelt danach.«
    »Wenn ich daran denke, was da gerade zwischen dem Adler und dem Bären abläuft, dann glaube ich fast, die Malkits liegen mit ihren Intrigen gar nicht so falsch.«
    »Irgendwann einmal kommt alles ans Tageslicht, Jonas. Manchmal zu spät, aber Betrug und Intrigen werden nicht immer im Geheimen bleiben.«
    »Stimmt. Man hat ja auch Charles Dawson erwischt, diesen Rechtsanwalt, Hobbygeologen und ›Entdecker‹ der Überreste des angeblichen Piltdown-Menschen.« Jonas musste auflachen. »Schon komisch, wenn man bedenkt, dass sie nichts weiter als eine geschickte Bastelarbeit aus ein paar Orang-Utan- und Menschenknochen waren.«
    »Charles Dawson steckt nicht dahinter, Jonas.«
    »Was? Aber alle Welt glaubt doch…«
    »Der wirkliche Fälscher heißt Martin A. C. Hinton. Er starb im letzten Jahr. Früher war er Kurator für Zoologie am Londoner Naturkundemuseum, wo noch immer die Truhe mit den Beweisen für seinen Schwindel in einem vergessenen Winkel steht. Irgendwann wird man sie sicher finden. Hinton hatte den Piltdown-Menschen ›zusammengebastelt‹, wie du es nennst, weil er sich an seinem Vorgesetzten Arthur Smith Woodward rächen wollte, der die ihm seiner Meinung nach gebührende Anerkennung oder das ihm zustehende Geld vorenthielt. Woodward hat Hintons Betrug bis zu seinem Tod vor vierzehn Jahren nicht entdeckt. Er starb in der Überzeugung, der Piltdown-Mensch sei echt.
    Ich habe dir von dieser Geschichte erzählt, weil sie ein schönes Beispiel für Menschen darstellt, die auf die Malkits hören. Nehmen wir nur Hinton selbst – Rache und Geldgier sind keine guten Ratgeber. Und dann die vielen gelehrten Männer und Frauen – die Wissenschaftsgemeinde war nur allzu bereit, den Schwindel für bare Münze zu nehmen. Der Glaube, endlich eine Bestätigung für die eigene Meinung gefunden zu haben, war einfach mächtiger als der Wunsch, die Wahrheit
    zu erforschen, auch wenn dies hin und wieder unbequem sein mag. Das sind Denkmuster, die es den Bonkas schwer machen, mit einem Rat durchzudringen.«
    »Ich glaube, ich verstehe, was du mir sagen willst. Wenn die Malkits es schaffen, die Erde und Azon für immer voneinander zu trennen, dann werden womöglich am Ende nur noch die Menschen übrig bleiben, die sich auf der eigenen Meinung ausruhen.«
    Darina nickte. »Und das wäre ein großer Verlust für die Menschheit. Vielleicht sogar ihr baldiges Ende.« Sie seufzte. »Das ist der Grund, warum ich mich hierher zurückgezogen habe, Jonas. Ich wollte über all diese Dinge nachdenken. Kanthelm hat heute zwar eine weitere Niederlage erlitten, aber die Schlacht hat er noch lange nicht verloren.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er wird auf Rache sinnen, Jonas. Wenn der Gorrmack sich beruhigt hat, wird er mit ihm ins Land der Malkits zurückkehren und… und… Ich kann es nicht sagen. Ich fühle, dass er etwas Furchtbares mit dem Wesen vorhat, aber mehr kann ich nicht sehen.«
    »Können wir denn irgendetwas dagegen tun?«
    »Ich glaube, nur auf eine einzige Weise kann ihm Einhalt geboten werden. Wir müssen selbst ins Land der Malkits gehen…«
    »Das meinst du doch nicht etwa im

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