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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Gebäude im Schein der untergehenden Sonne. Sie überlegte, was sie zu Enrico sagen würde.
    Irgendwie gelang es Cari, gelassen zu bleiben. Trotz Dans wütendem Gesichtsausdruck hatte sie sich nichts vorzuwerfen.
    Sie empfing ihn mit einem Lächeln. Sie hatten vereinbart, einander anzurufen, wenn sie sich treffen wollten, hatten geklärt, wie viel Privatsphäre jeder benötigte, hatten Grenzen abgesteckt. Doch offenbar hatte Dan Gründe, sich nicht an ihre Absprachen zu halten.
    »Dan, das ist Marco«, sagte sie fröhlich.
    »Wer ist …?«, brummte er.
    »Caris Nachbar, aus dem oberen Stock.« Marco schnellte vom Sofa auf und hielt Dan die Hand entgegen. »Nett, Sie kennenzulernen.« Marco war so charmant, dass Cari sich nicht gewundert hätte, wenn er Dan die Hand geküsst hätte. Zum Glück sah er davon ab.
    »Gut.« (Was redete sie da? Gut? Rein gar nichts war an dieser Situation gut.) »Etwas Wein, Dan?«, fragte Cari und merkte im selben Augenblick, dass sie Marco keinen mehr anzubieten brauchte, so gut verstanden sie sich.
    »Ich nehme mir ein Bier aus dem Kühlschrank«, knurrte Dan.
    Er markiert sein Gebiet, stellte sie fest. Na ja, das konnte man ihm nicht verübeln. Immerhin war er auf niemanden losgegangen. Noch nicht.
    »Marco ist Italiener«, sagte Cari, was – wenn man darüber nachdachte – ziemlich überflüssig war. »Ich habe ihm das Wichtigste über Brighton erzählt.«
    »Hier gibt es einen Haufen mieser Bars«, brummte Dan.
    »Wie bitte?«
    »Er sagt, du müsstest ein paar Bars besuchen«, erklärte Cari lachend. »Ich gebe dir eine Liste mit den Namen der Bars, die du besser meiden solltest.«
    »Und tanzen?« Marco sah Cari an.
    Sie verspürte plötzlich den Wunsch, die Kissen nach ihm zu werfen. »Welche Art?«, fragte sie.
    Er fuhr mit den Fingern durch seine Locken. »Salsa?«
    Auch Tasmin hatte gern Salsa getanzt. Cari dagegen hatte es nie probiert. Ohne Dan würde ich mich bestimmt viel wohler fühlen, erkannte sie plötzlich, und wohl kaum an Salsa-Schritte denken.
    »Da gibt’s genügend!« Rasch ging sie zum Tisch, riss ein Blatt aus ihrem Notizbuch und notierte ein paar Namen von Lokalen, in denen Salsa getanzt wurde. »Viel Spaß beim Salsa-Tanzen!«
    Er verstand den Wink. »Ciao« , sagte er, hob die Hand und ging zur Tür. »Bis demnächst.«
    Dankbar begleitete Cari ihn zur Tür.
    »Von wegen. Dir werde ich was husten«, grummelte Dan.
    Cari seufzte tief. Und nun?

K
apitel 15

    »Der Kerl ist mir suspekt«, sagte Dan, nachdem Marco die Wohnung verlassen hatte.
»Warum?« Na ja, zugegeben, es ist bestimmt nicht gerade angenehm, einen fremden Typen in der Wohnung seiner Freundin anzutreffen. Aber es war doch alles total harmlos. Außerdem war sie nicht Dans Eigentum. Wieder einmal spürte Cari den Zorn, der in ihr hochkochte. Sie gehörte niemandem.
    »Er wirkt hinterhältig.« Dan setzte sich an den Tisch. Für gewöhnlich steuerte er direkt auf das Sofa zu, doch es war nun offensichtlich mit Marcos Spuren behaftet.
    »Inwiefern?«
    »Er hat einen verschlagenen Blick«, antwortete er und funkelte sie an.
    Der böse Blick?, fiel ihr dazu ein. »Du magst Italiener nicht, was?«
    Er bestritt es nicht. »Sie sind anders, das ist alles. Schleimerisch. Aalglatt. Falsch.«
    Charmant und unterhaltsam, dachte sie. Unberechenbar. »Verdammte Ausländer! Willst du das damit sagen?« Sie schenkte Wein nach. Sollte es zum Streit kommen, könnten sie ebenso gut abgefüllt miteinander zanken.
    »Du sagst es.« Er kippte sein Bier rasch, ein weiterer Hinweis darauf, dass sich etwas zusammenbraute. »Sich hinter meinem Rücken hier reinzuschleichen …«
    »Jetzt halt mal die Luft an! Er ist überhaupt nicht hier ›reingeschlichen‹. Ich habe ihn ermuntert, vorbeizukommen, wann immer er möchte …«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja, wirklich. Und keineswegs hinter deinem Rücken. Sondern ganz offen.« Sie zögerte einen Augenblick. Doch das musste er sich jetzt auch noch anhören. »Du wohnst nicht hier, Dan. Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.«
    Schweigen.
    Cari trat ans Fenster. Sie war der Sache nicht wirklich gewachsen, das wusste sie. Seufzend bemühte sie sich, der Anspannung Herr zu werden. Sie starrte hinaus in die dunkle Nacht. Die Vorhänge waren nicht zugezogen; sie liebte den Anblick der Stadt bei Nacht. Die helle Straßenbeleuchtung, die rote Neon-Leuchtreklame sowie die schimmernden Schaufenster im Erdgeschoss der majestätischen Gebäude aus der

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