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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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bemerkte die Flasche und das Glas.
    »Ich dachte, du gingst mir aus dem Weg.«
    »Ich ginge dir aus dem Weg? Wieso?«
    Sie zupfte am Umschlag ihres Jackenärmels. »Der Garten – du bist gar nicht mehr gekommen.«
    »Hat Reggie dir denn nicht Bescheid gesagt?«
    »Nein. Was sollte er mir denn sagen?«
    »Ich habe ihn extra gebeten, dir etwas auszurichten.«
    »Caleb, du mußt doch gemerkt haben, daß Reggie überhaupt nicht fähig ist, mit mir zu reden. Sobald er mich anschaut, wird er knallrot und stolpert über den nächstbesten Gegenstand.«
    »Ach, Mist!« sagte er. Er konnte sich vorstellen, wie es für sie ausgesehen haben mußte: Erst hatte er einen Streit vom Zaun gebrochen und dann hatte er die ganze Woche lang geschmollt. »Meine Mutter war im Krankenhaus«, erklärte er. »Ich mußte nach Southampton.«
    »Ach so«, sagte sie. »Das tut mir leid. Ist sie sehr krank?«
    »Irgendein Schwein hat sie verprügelt.«
    »Caleb!«
    »Mehrere Knochenbrüche. Und du hättest sehen sollen, wie der Kerl ihr Gesicht zugerichtet hatte. Ich würde ihm am liebsten den Hals umdrehen.«
    »Ach, Caleb, das tut mir wirklich leid.«
    »Sie sagt mir nicht, wer es war. Sonst würde ich ihn umbringen.« Er wandte sich ab. »Ich habe mich so wahnsinnig schuldig gefühlt, als ich sie gesehen habe. Sie hat so klein und zerbrechlich ausgeschaut. Als könnte der nächste Windstoß sie wegblasen.«
    Romy ergriff die Flasche. »Möchtest du einen Schluck?«
    »Nein, danke.« Er sah, wie weiß sie war. »Glaubst du, es ist gut, wenn du noch mehr trinkst?«
    Sie schien noch bleicher zu werden. »Ich denke, das ist meine Sache.«
    »Ich meinte – es wirkt nicht immer, das ist alles.«
    »Caleb.« Ihre leise Stimme war eine Warnung.
    »Okay. Aber ganz gleich, was du mit der Trinkerei betäuben willst, Romy, der Alkohol hilft nicht unbedingt.«
    Ärgerlich sagte sie: »Wenn du alles losgeworden bist, was du sagen wolltest, solltest du jetzt vielleicht gehen. Es ist spät.«
    Er sah schweigend zu, wie sie den Rest Brandy aus der Flasche ins Glas schüttete. Ihm war, als sähe er wieder das junge Mädchen von damals. Sie haben mir mein Zuhause gestohlen und meinen Vater umgebracht . Sie war immer noch klein und zornig und kämpfte um ihr Überleben. Er hatte sich völlig geirrt: Sie hatte sich überhaupt nicht verändert.
    »Nein«, entgegnete er, »ich bin noch nicht alles losgeworden, was ich dir sagen wollte. Ich wollte mich nämlich entschuldigen. Was ich neulich zu dir gesagt habe – dazu hatte ich kein Recht. Es war unverschämt. Unverzeihlich, genaugenommen.«
    Sie lächelte flüchtig. »Na, das ist doch mal eine Abwechslung – daß du ins Fettnäpfchen trittst und nicht ich.«
    »Ich wünsche dir alles Gute, Romy. Von Herzen. Ich werde dir immer das Beste wünschen. Ich hoffe, du wirst glücklich mit Patrick.«
    Als er sich zum Gehen wandte, sagte sie: »Ich heirate Patrick nicht.«
    Er drehte sich um. »Warum nicht?«
    »Weil –«
    »Du brauchst es mir natürlich nicht zu erklären.«
    »Ich heirate Patrick nicht, weil wir zu verschieden sind. Wir haben nichts gemeinsam.« Sie schien in sich zusammenzusinken, ihre Schultern fielen schlaff herab, und ihr Kopf neigte sich nach vorn. »Außerdem hat jeder von uns zu viele andere Verpflichtungen.«
    Sie sah sehr müde aus. Ihre Augen waren dunkel umschattet, und ihr Gesicht wirkte eingefallen. Sie setzte sich auf die Fensterbank und sagte langsam: »Es gibt so vieles, was Patrick nicht weiß – und so vieles, was ich ihm nicht sagen konnte. Vielleicht hat es seine Grenzen, wie weit man sich neu erschaffen kann. Vielleicht kann man niemals ganz aus seiner alten Haut heraus.« Ihre Stimme war leise und tonlos. »Ich denke nur an Jem. Ich glaube nicht, daß Patrick oder seine fürchterliche Mutter Jems Geschichte verstehen würden. Sie würden wahrscheinlich nicht einmal verstehen, was es mit Middlemere auf sich hat. Sie würden es nur alles ziemlich – unappetitlich finden, und so tun, als hätte irgendwie ich schuld daran. Im übrigen hast du recht gehabt, Caleb, ich liebe Patrick nicht. Tja, mit der Liebe habe ich es nicht so, nicht? In meinem ganzen Leben habe ich höchstens eine Handvoll Menschen geliebt.«
    »Romy«, sagte er behutsam.
    Als sie ihn ansah, war ein warnender Blick in ihren Augen. »Diese Frau –«
    »Welche Frau?«
    »Mit der ich dich vor deinem Haus gesehen habe.«
    Er starrte sie verständnislos an.
    Sie sagte: »Es war ein Freitagabend …«
    Die Verwirrung

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