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Das Erbstueck

Das Erbstueck

Titel: Das Erbstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B Ragde
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hatte.
    »Håvard! Das ist ja ein witziger Name«, sagte sie und bat gleich wieder um Entschuldigung. »So war das nicht gemeint.
Ich bin Ruby Thygesen. Tausend Dank dafür, dass... dass Sie mir geholfen haben.«
    »Wir können uns doch duzen, wo ich dich auf meinen Armen getragen habe?«
    »Vielleicht. Aber jetzt muss ich wirklich ... noch einmal tausend Dank. Tausend Dank.«
    »Darf ich dich zu einer wärmenden Tasse Kaffee einladen?«
    Sie starrte ihn an und hatte keine Ahnung, was sie antworten sollte. Er musste sie doch für eine Idiotin halten. Aber woher hätte Håvard Satsås denn ahnen sollen, dass er der erste junge Mann war, der sie jemals zu irgendetwas eingeladen hatte? Was sagte eine junge Frau, wenn ein junger Mann zum Kaffee einlud?
    »Ich weiß nicht so recht.«
    »Ach was. Jetzt komm schon.«

    Einige Wochen später saß sie im Strandpark von Dragor auf einem roten Handtuch und ließ sich von Håvard küssen, ohne Angst zu haben. Jetzt wusste sie, wie echte Küsse waren: nicht eklig, aber auch nicht schön. Küsse brachten eine Menge Speichel und intime Gerüche und Geschmäcker mit sich, aber sie mussten sein, wenn man erwachsen werden wollte. Sie gehörten zu den vielen Dingen, die man machte, weil man immerhin so reif war, dass man sich nicht mehr die Ohren zuhielt und sich geheime Musik anhörte, wenn die Welt unerträglich wurde. Sie ließ ihn auch andere Dinge machen, unten und an ihren Brüsten. Er behauptete, sie zu lieben, und das wiederholte er immer wieder, wenn sie ihn nackte Haut berühren ließ.
    Von seiner Haut sah sie nur wenig, abgesehen von seinem Oberkörper. Seine Hose schwoll bedrohlich an, wenn er sie anfassen durfte. Sie wagte kaum, daran zu denken, was sich dort befand. Etwas, das Ähnlichkeit mit dem hatte, was Ib zwischen den Beinen hatte, nur größer. Sehr viel größer.
    Seine Familie besaß in Oslo einen Holzhandel, und Håvard war zuständig für die Geschäfte mit Dänemark, weshalb er von
Zeit zu Zeit nach Kopenhagen kam. Er war sieben Jahre älter als sie. Und erst als er gesagt hatte, komm mit mir nach Oslo, dann heiraten wir, ließ sie ihn die Beule in seiner Hose bloßlegen und ganz eindringen. Es tat weh, aber sie hielt sich nicht die Ohren zu. Im Gegenteil, sie presste ihn an sich und verließ sich darauf, dass er über diese Sache mit dem Strom Bescheid wusste. Wusste, dass sie sich davor fürchtete. Dass diese Furcht etwas mit Kindern zu tun hatte. Das Laken wurde zwischen ihren Oberschenkeln nass. Es roch nach Tang, und darüber freute sie sich schrecklich, und es war kein Blut zu sehen. Sie lachte laut.
    »Jetzt gehörst du mir«, flüsterte er mit schweißnassem Gesicht. »War das schön für dich?«
    »Ja«, antwortete sie, weil es so gut und vertraut roch. Und das Fernmeldeamt in Oslo war sicher nicht anders als das in Kopenhagen, wenn man erst die Nummern der einzelnen Zentralen gelernt hatte. Und sie würde weit weg von der Mutter sein, fast durch ein ganzes kleines Meer von ihr getrennt. Und vom Vater und von Ib ... Egal, daran ließ sich nichts ändern. Sie war erwachsen und reif und konnte sich jederzeit überlegen und verstehen, welchen Sinn alles gehabt hatte, während der ganzen langen Wartezeit. Der Gedanke an den Storch war zum Lachen, aber auch ein wenig traurig. Denn Anna würde es nie erfahren. Die kleine Anna. Die alles über ertränkte Katzenjunge gewusst hatte, nicht aber über diese Blutungen da unten oder übers Kinderkriegen. Wenn sie jetzt an Anna dachte, dann hatte sie das Gefühl, sich an eine Tochter zu erinnern, und nicht an eine gleichaltrige Freundin.

    Ruby war sich ganz sicher, dass Håvard sie liebte. Sie nahm ihn vor der Abreise einmal mit zu ihren Eltern. Die Mutter war zum Glück ein wenig beschwipst, und sie konnten im Garten sitzen. Der Garten stand in voller Blüte, der Satyr gab Wasser von sich und wirkte ziemlich vornehm, und die Tischdecke wehte beruhigend im Wind. Die Mutter wollte alles über den Holzhandel hören,
während der Vater Kaffee und Bananenlikör einschenkte. Ruby brauchte nicht mit der Mutter allein zu sein. Und Håvard übernahm die Mitteilung, dass sie mit ihm nach Oslo gehen, ihn heiraten und bis zur Hochzeit in einem möblierten Zimmer wohnen wollte. Die Mutter lachte nur und tat das Ganze als Albernheit ab:
    »Das ist doch ein absolut vvahnsinniger Gedanke! Wie kommen Sie auf die Idee, Herr Satsås, meine Tochter wollte nach Norwegen auswandern?«
    »Ich habe schon eine Stelle«, sagte Ruby. Der

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