Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
Freund.
Shane schwieg einen Augenblick und sandte ein stilles Gebet zu den Geistern.
»Die Geistwesen sind sehr verärgert«, meinte er schließlich. »Das natürliche Gleichgewicht im Berg wurde gestört. Man hat dem Berg Gewalt angetan, hat ihn ausgehöhlt, hat Wasserläufe umgeleitet.«
»Wird es bald wieder aufhören?«, fragte Fabian mit einem besorgten Blick auf die verschreckten Menschen hinter ihnen.
Shane schüttelte den Kopf. »Die Geistwesen sind sehr mächtig. Viel mächtiger, als wir Menschen es uns oftmals vorstellen können. Sie sind nicht zu unterschätzen.« Er sah seinen Freund fest an. »Es wird so schnell nicht aufhören, Fabian. Es wird schlimmer werden.«
»Wie viel Zeit bleibt uns?«, fragte Fabian leise.
»Nicht viel.«
Ein lautes mechanisches Piepen ließ sie zusammenfahren.
»Ausnahmezustand«, plärrte eine automatische Ansage. »Alle Stockwerke werden abgeriegelt.«
»Nein, verdammt noch mal, nein!«, rief Fabian aufgebracht.
»Was? Was ist los?«, fragte Serena.
»Man hat uns entdeckt«, erklärte Fabian eilig. »Sie schließen die Sicherheitstüren zwischen den Trakten. Wir werden hier nicht mehr rauskommen.«
»Vielleicht können wir die Türen irgendwie offen halten«, rief Shane und rannte los. »Kommt schnell!«
XXIII
S ie hasteten den Gang entlang.
»Die Türen schließen sich nur langsam«, rief Shane. »Vielleicht kommen wir noch durch!«
Er blieb stehen.
»Fabian, Serena, lauft weiter!«, forderte er sie auf. »Ich passe auf, dass alle mitkommen.«
Serena rannte nur unwillig weiter. Fabian musste sie am Arm packen und mit sich ziehen.
»Shane kann auf sich selbst aufpassen«, rief er ihr zu. »Wir müssen an die anderen denken!«
Die Männer, Frauen und Kinder drängten sich aufgeregt den Gang entlang. Die Ansage wiederholte sich ohne Unterbrechung, und auch das Piepen hörte nicht auf.
Shane blickte unruhig den Flur hinab. Die Öffnung zwischen den Glastüren wurde bedenklich schmal.
»Schneller, schneller«, trieb er die Masse an.
In diesem Augenblick ertönte erneut ein Poltern tief aus dem Inneren des Berges.
»Achtung«, rief Shane. »Es wird wieder ein Beben geben!«
Er hatte kaum geendet, als der Boden ein weiteres Mal gefährlich zu wackeln begann.
»Festhalten!«, rief er den anderen zu.
Alles um sie herum geriet ins Wanken. Der Boden, die Wände – alles. Die Neonlampen flackerten. Die Menschen schrien panisch auf und fielen übereinander.
Es schien ewig zu dauern, bis das Beben endlich nachließ.
Shane sprang auf. »Seid ihr alle in Ordnung?«
Die Männer, Frauen und Kinder erhoben sich nach und nach.
Shane wandte sich zu Serena und Fabian um. Sie waren unverletzt.
Serena drängte sich durch die Menschenmenge.
Die Tür!
Shane schlug wütend mit den Fäusten gegen das Glas. Das Beben hatte den automatischen Mechanismus, der die Türen bediente, nicht beeinträchtigt. Und während sie alle hingestürzt waren, hatten die Türen sich vollkommen geschlossen.
Shane blickte sich verzweifelt um. Serena, Fabian und die eine Hälfte der Befreiten befanden sich auf der Außenseite der Tür. Und Shane stand mit dem Rest noch drinnen.
Serena erreichte die Sicherheitstür.
»Shane!«
»Lauft weiter!«, befahl Shane.
»Nicht ohne dich!«, erwiderte Serena mit bebender Stimme.
»Lauft weiter, verdammt noch mal!«, brauste Shane auf und schlug mit der Faust gegen das Glas.
Auch Fabian bahnte sich einen Weg zur Tür.
»Shane, die Sprinkleranlage«, rief er und deutete zur Decke. »Vielleicht funktioniert sie noch!«
Shanes Miene hellte sich sofort auf.
»Genial!«, rief er seinem Freund zu. »Versuch, irgendetwas zu finden, womit du einen einschlagen kannst. Ich suche auf dieser Seite.«
Die beiden Männer liefen los.
Fabian stürzte in eines der Zimmer. Er ergriff einen metallenen Stuhl und rannte zurück in den Gang. Unter einem der Sprinkler, die in regelmäßigen Abständen in die Decke eingebaut waren, blieb er stehen.
»Hier, halt die Kleine einen Augenblick für mich«, bat er Serena.
Sie nahm ihm das Kind ab.
»Hebt mich hoch!«, rief er den Umstehenden hastig zu. »Macht schnell!«
Ein paar junge Männer stemmten ihn hoch.
Fabian balancierte auf ihren Schultern, den Stuhl in den Händen. Wieder und wieder schlug er auf den Apparat ein. Nichts rührte sich.
Erschöpft ließ Fabian die Arme sinken.
»Nicht aufgeben, Fabian!«, rief Serena ihm zu, als sie begriff, was er vorhatte. »Nicht aufgeben!«
Fabian hob den Stuhl
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