Das Geheimnis
Vergangenheit?
Sano musste dem nachgehen. Doch vorerst setzte er seine Hoffnungen darauf, dass sich entweder Leutnant Kushida oder Fürst Miyagi als Mörder Harumes erwiesen.
25.
D
as Bad in der Villa der Miyagis ähnelte den Badekammern in den anderen großen Anwesen der daimyo in Edo. Von einem in den Fußboden eingelassenen, mit heißem Wasser gefüllten hölzernen Zuber in der Mitte des geräumigen Zimmers stieg Dampf zur Decke auf. In Regalen befanden sich mit Wasser gefüllte Eimer zum Abspülen, Tücher zum Abtrocknen, frische Kleidung, Seife aus Reiskleie und Gefäße mit duftenden Ölen. Kohleöfen heizten den Raum. Doch das Bad der Miyagis wies darüber hinaus zwei Besonderheiten auf.
Eine Ecke des Gemachs war mit einem Schirm aus Bambusstäben abgetrennt, und in der Wand schräg gegenüber befand sich in Augenhöhe eine winzige Schiebetür. In diesem abgetrennten Teil des Bades kniete Fürstin Miyagi auf einem Seidenkissen. Als sie Schritte hörte, spannte sich ihr Körper an, denn sie wusste, dass ihr Gemahl seinen Platz einnahm. Sie hörte, wie die winzige Schiebetür zur Seite glitt, die als Guckloch diente. Fürstin Miyagi konnte die Erregung ihres Mannes fühlen, als dieser nun ins Bad spähte und auf das prickelnde Schauspiel wartete, das seine Gemahlin für ihn vorbereitet hatte. Die Fürstin klatschte in die Hände und gab damit das Zeichen, mit dem Ritual zu beginnen.
Die Eingangstür des Bades wurde geöffnet, und die beiden Konkubinen Fürst Miyagis, Schneeflocke und Zaunkönig, kamen herein. Beide trugen Bademäntel; ihr langes Haar war aufgesteckt. Sie unterhielten sich angeregt und schienen sich gar nicht bewusst zu sein, dass ihr Herr sie durch das Guckloch beobachtete. Ebenso wenig nahmen sie von der Fürstin Notiz, obwohl der Bambusschirm sie nur vor den Blicken ihres Mannes verbarg; für die beiden Konkubinen aber war sie deutlich zu sehen. Vier Jahre zuvor hatte Fürstin Miyagi sich im Waisenhaus des Zôjô-Tempels sämtliche Mädchen angeschaut, hatte nach der richtigen Mischung aus Gewitztheit und Fügsamkeit gesucht und sich für Schneeflocke und Zaunkönig entschieden. In ihrer Villa hatte sie die beiden Mädchen dann in der Kunst unterwiesen, dem daimyo zu Gefallen zu sein. Mittlerweile waren Schneeflocke und Zaunkönig hervorragende Schauspielerinnen. Als wären sie sich ihrer Herrin in der Nische und den gierigen Blicken des Fürsten gar nicht bewusst, schlüpften sie aus ihrer Kleidung.
Hinter dem Guckloch stöhnte Fürst Miyagi auf. Die Fürstin lächelte und genoss die Lust ihres Mannes beim Anblick der nackten Konkubinen. Schneeflocke besaß große Brüste mit vorstehenden Brustwarzen. Der Busen von Zaunkönig war kleiner; dafür besaß sie ausladende, schön geschwungene Hüften. Die beiden jungen Frauen ergänzten einander perfekt, was das Schönheitsideal des Fürsten betraf. Fürstin Miyagi konnte beinahe die Hitze der Leidenschaft spüren, die der Körper ihres Mannes ausstrahlte; es war, als würden Flammen an der Bambuswand lecken. Schneeflocke nahm einen Eimer und schüttete sich Wasser über den Kopf; dann kauerte sie sich nieder und rieb sich die Arme mit Seife ab. Mit gespielter Schüchternheit fragte sie Zaunkönig: »Würdest du mir den Rücken waschen?«
Kichernd nickte Zaunkönig und seifte Schneeflocke Rücken und Busen ein. Schneeflocke schloss die Augen und gab wohlige Laute von sich, während Zaunkönig an ihren Brustwarzen spielte.
Wieder hörte Fürstin Miyagi ihren Gatten stöhnen. Sie wusste, dass er inzwischen seinen Lendenschurz losgebunden hatte und sich selbst streichelte. Zaunkönig warf einen verstohlenen Blick auf Fürstin Miyagi, die der Konkubine zu verstehen gab, Schneeflocke weiter zu liebkosen. Fürst Miyagi genoss dieses erotische Spiel, das die Mädchen bewusst in die Länge zogen. Die Fürstin wusste nicht, ob die Konkubinen dabei tatsächlich Lust empfanden oder ob ihre Empfindungen nur gespielt waren – sei es aus Pflichtgefühl gegenüber dem Fürsten, der ihnen Unterkunft und Nahrung gab, oder aus Furcht vor dem Zorn ihrer Herrin, falls sie nicht gehorchten. Letztlich jedoch war es der Fürstin völlig egal, ob die Konkubinen bei ihren Liebesspielen etwas empfanden oder nicht, solange das Schauspiel ihrem Gatten Lust bereitete. Sie selbst verspürte nichts, wenn sie den Mädchen zuschaute, denn ein Erlebnis, das lange Zeit zurücklag, hatte ihr für immer die Fähigkeit geraubt, sexuelle Lust zu empfinden.
Die Fürstin war
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