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Das Habitat: Roman (German Edition)

Das Habitat: Roman (German Edition)

Titel: Das Habitat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Luzius
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ich nicht gerade groß gewachsen bin, so bin ich doch drahtig, und weiß mich durchaus zu wehren. Als ich Zehn war, hatte mir der alte McCollin sogar ein paar Boxkniffe beigebracht, die dazu geführt hatten, dass ich mich schließlich in den meisten meiner Kämpfe – sogar den älteren Jungs gegenüber – recht gut hatte behaupten können.
    Doch das letzte was ich jetzt wollte, war aufzufallen. Alle meine Überlegungen drehten sich darum, von hier zu verschwinden, noch bevor die Barmherzigen Schwestern herausbekamen wer ich war. Da konnte ich es überhaupt nicht gebrauchen, wenn ihr Augenmerk auf mich gerichtet wurde – schon gar nicht so einer dummen Sache wegen, wie dem Imponiergehabe der hiesigen Raufbolde.
    Ich wollte mich gerade erheben, da sagte einer aus der Gruppe:
    “Ihr wollt doch nicht unser Essen mitnehmen!“
    Ich sah mich um. Die Köpfe der Umsitzenden waren gesenkt. Der Sorger, der am Ende dieser Tischreihe Aufsicht hatte, hatte sich abgewandt. Ob er wirklich nicht mitbekam was gerade vor sich ging, oder es einfach nur nicht mitbekommen wollte, das konnte ich nicht sagen.
    „Hört mal Leute...“, sagte ich, einen Ton anschlagend, der deutlich machen sollte, dass ich nicht bereit war, mich von ihnen schikanieren zu lassen. Jedenfalls nicht ohne Gegenwehr. Doch nun war es Ryan der beschwichtigend sagte:
    „Warum teilen wir nicht?“ Ich merkte, dass er einem Streit mit der Bande aus dem Weg gehen wollte. Womöglich musste er länger hier bleiben – so er überhaupt jemals eine Gelegenheit zur Flucht fand –, da wollte er es sich mit dem Rotschopf und seinen Anhängern nicht gleich zu Anfang verscherzen.
    Der jedoch feixte ihn nur an. Mit einem Blick tat er dies, der unmissverständlich klar stellte, dass er vom Teilen nicht eben sonderlich viel hielt. Zumindest dann nicht, wenn er auch alles haben konnte.
    Ich spielte kurz mit der Überlegung, den Raufbolden mein Tablett zu überlassen (Hunger verspürte ich ohnehin nicht wirklich), doch wurde mir sofort klar, dass dies dann von nun an immer so laufen würde.
    „Leute...“, setzte ich noch mal an und hob beschwichtigend die Hände. Da packten mich plötzlich von hinten mehrere starke Arme und hielten mich fest im Griff. Ryan, der sich erheben wollte, wurde ebenfalls gepackt und auf seinen Platz niedergedrückt.
    Der Rotschopf baute sich grinsend vor mir auf. Sein Blick wanderte spöttisch an mir herab. Ich wandte den Kopf zur Seite und sah mich nach den Sorgern um. Noch immer aber schien sich niemand dafür zu interessieren, was hier vor sich ging.
    „Wenn du glaubst die Sorger würden...“, sagte Rotschopf gelassen. Doch weiter kam er nicht. Wie aus dem Nichts heraus, tauchte plötzlich eine Faust in meinem Blickfeld auf und traf den Jungen genau auf die Nase. Ein knackendes Geräusch verriet, dass diese bei dem Schlag gebrochen war. Auch hatte die Wucht des Hiebes Rotschopf regelrecht von den Füßen gehauen. Nun lag er am Boden, hielt sich mit beiden Händen das Gesicht und wimmerte vor Schmerzen. Blut rann in Strömen zwischen seinen Fingern hindurch.
    Die Überraschung jedoch, über diese unerwartete Wendung, hatte den Griff der Arme, welche mich von hinten umklammert hielten, für einen kurzen Moment gelockert. Ich nutzte die Gelegenheit augenblicklich, um mich frei zuwinden. Schon war ich auf den Beinen und wandte mich nach den anderen Mitgliedern der Bande um. Da sah ich Allen plötzlich vor mir. Ihm hatte die Faust gehört, die so unvermittelt auf den Rädelsführer der Jungs zugeschossen war. Doch schon war er verwickelt in ein Handgemenge mit zwei weiteren der Burschen. Wütend hieb er auf sie ein.
    Auch ich stürzte mich nun auf meine Angreifer und noch ehe diese sich noch von ihrer ersten Überraschung erholt hatten, hatte ich auch bereits einen von ihnen zu Boden gerungen.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich gerade noch wahr, dass sich nun auch Ryan mit ins Getümmel warf.
     
     
    Der Kampf war zwar heftig gewesen, doch kurz – wobei Ryan sichtlich am meisten hatte einstecken müssen. Dennoch lächelte er befriedigt aus seinem zerschundenen Gesicht, als die Sorger uns gepackt hatten und uns nun zu unseren Zimmern brachten. Diese hatten sich schließlich doch dazu entschlossen, dass sie das Treiben an diesem Tisch nicht länger ignorieren konnten; zumal Tische und Stühle umgestoßen worden waren und der Lärm bereits die Ordensschwestern hatte herbeieilen lassen.
    Ich wurde wortlos in meinen Raum gestoßen und die Tür fiel

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