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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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Lieblingsgebäude ist ein Wohnhaus, das der Architekt Frank Lloyd Wright über einem Wasserfall in der Nähe von Pittsburgh errichtet hat (nicht zu verwechseln mit umseitig abgebildetem Baudenkmal, Letzteres ist mit der Straßenbahn erreichbar, Ersteres mit keinem der hiesigen Fortbewegungsmittel). Mein Lieblingsgetränk ist Whisky. Verraten Sie mir Ihren Vornamen? Und den Ihrer Tochter? Herzlich, Ihr F. F.‹«
    Es dauert zehn Tage, bis eine Antwort eintrifft. Anita bringt den verschlossenen Umschlag mit zur Arbeit. Schnell sind alle Frauen informiert. Dr.   Spohn schlägt vor, dass man sich mittags im Bunker zusammenfindet, im ehemaligen Probenarchiv. Sie habe einen der Schlüssel.
    Anita zerreißt den Umschlag. Ihr ist ganz schlecht. Sie gibt die Karte an Simone weiter, die mit steter Stimme vorliest:
    »›Lieber F. F.: Erstens: Sie weichen mir aus. Zweitens: Ist es nicht ein bisschen zu früh für häusliche Phantasien? Ziehen Sie, drittens, keine falschen Rückschlüsse aus dem Kartenmotiv, ich hatte nichts anderes zur Hand. Meine Tochter heißt Leonore. Wie heißt Ihr Sohn? Und wie lautet nun Ihr werter Name? Eva Meyenburg.‹«
    »Sie ist pampig«, stellt Dr.   Spohn fest.
    »Die heißt ja wirklich Eva«, sagt Helga Novak.
    »Es wäre fast ins Auge gegangen«, sagt Monika.
    »Dann müssen wir jetzt netter zu ihr sein«, sagt Simone. »Ihr Komplimente machen.«
    »Wie sieht’s aus, Anita, treffen wir uns heute Abend bei dir?«, fragt Inge.
    »Geht nicht«, sagt Anita, »Karl ist zu Hause. Er und Conny fragen sich schon, was wir für ein Verein sind.«
    »Wir sind der Verein der fiesen Kupplerinnen«, sagt Helga Novak. »Wir bestimmen über einen Mann und stürzen ihn am Ende ins Unglück.«
    »Wir stürzen ihn ins Glück«, erwidert Anita.
    »Monika, bitte holen Sie doch mal die Schreibmaschine«, sagt Inge. »Ich habe zufällig eine Postkarte dabei.«
    »Ihr habt ’n Knall«, sagt Helga Novak zufrieden.
    Nachdem Monika die bunte Karte in die Maschine gespannt hat, ergreift Inge das Wort:
    »›Liebe Eva, welche Rückschlüsse könnte man aus einem Bild ziehen, das das Sandmännchen als Kosmonauten zeigt? Hat hier jemand kosmisches Reisefieber? Oder wird von kosmischer Müdigkeit geplagt? Sie baten mich um Direktheit, also: 1. ›Schuld und Sühne‹, 2. Paella, 3. Jakob. Wollen wir uns bei einem Glas Wein weiterstreiten? Ihr, 4., Frank.‹«
    »Das ist gut, werte Kollegin«, sagt Dr. Spohn.
    »Woher weißt du das mit ›Schuld und Sühne‹?«, fragt Anita.
    »Ich weiß, was ich weiß«, sagt Inge.
    Fünf Tage später ist die Antwort da:
    »Lieber Frank, verbirgt sich hinter den olympischen Ringen, die Ihre letzte Karte zieren, ein tieferer Sinn? Wenn es Ihre Zeit erlaubt, kommen Sie doch am 8. Mai nach Sandau. Bringen Sie Ihren Sohn mit. 16 Uhr im Kurgarten am Pavillon. Sie werden mich erkennen. Eva.«
    »Wir haben es geschafft«, sagt Simone.
    »Die Kinder als Sekundanten. Sehr gut«, sagt Dr. Spohn. »Der Vorhang hebt sich, die Schau beginnt.«
    »Aber jetzt müssen wir es ihm mitteilen«, sagt Helga Novak.
    »Ja«, sagt Anita. »Den Rest wird er wohl allein hinkriegen.«
    Sie denkt, dass sie heute Abend noch mit Conny lernen muss. Und gern würde sie mal wieder mit Karl essen gehen. Zu zweit in einem Restaurant.

9. Freiheit den Fischen
    Ein Geräusch nimmt Gestalt an. Aus einem Knistern wird ein Fauchen wird ein Summen, bis schließlich eine Stimme im Raum steht. Die Sprache ist unverständlich. Eine Frau redet, so viel ist klar, samtig und rollend, mit kleinen Glucksern. Der Frau geht es gut, sie hat gute Laune. Sie will, dass es ihren Zuhörern auch gut geht. Langsam sind einzelne Silben zu verstehen, die sich zu Worten fügen, die sich zu Sätzen formen. Die Radiofrau verspricht einen schönen Tag mit angenehmen Temperaturen und Sonne am weiß-blauen Himmel. »Endlich ist er da, der Frühling, begrüßen wir ihn mit einer Frühlingspolka. Frisch auf in den Tag.« Ein Akkordeon beginnt zappelig zu spielen, helle Jauchzer folgen, und eine Tuba furzt. Polina ist noch müde.
    Die Sonne steht in ihrem Schlafzimmer und blendet die acht Spiegel ihres neuen Kleiderschrankes von Möbel-Müller, Ihrem scheißfreundlichen Einrichtungshaus direkt an der A 9. Ihr neues Bett ist groß und weich, aber sie hat nur eine Decke und ein Kopfkissen, dafür aus reiner Schafwolle, erste Schur, gekauft während der Busfahrt in die Lüneburger Heide. Sie machten Rast auf einem Hof, alles war vom Schaf, das

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