Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
Vom Netzwerk:
Dorfplatzes. Er saß mit einer Gruppe Männer unter der gestreiften Markise der Bar auf dem Gehsteig. Es sah aus, als würden sie schon eine ganze Weile dort sitzen. Rotwein- und Cognacflaschen standen auf dem Tisch. Sie winkte. Er nickte grüßend, führte sein Gespräch aber fort. Ein kühler Wind hob die Markise an, sodass sich Regenwasser auf den glatten Gehsteig vor der Bar ergoss. Emma klappte ihren Mantelkragen hoch und ging Richtung Markt. Wenn er zu unhöflich ist, um zu mir zu kommen und mich zu begrüßen, dann werde ich den Teufel tun und zu ihm hingehen, dachte sie.
    Als sie vor der perfumería stand und mit Kennerblick das Schaufenster betrachtete, tauchte plötzlich sein Spiegelbild neben ihr auf.
    »Guten Morgen, Emma Temple.« Sein Gesicht war nahe bei ihr. Sie roch Alkohol, Tabak, Vetiverseife. Ihr Herz tat einen Sprung.
    »Und ich dachte, in London wäre es schlimm …« Sie wandte sich lächelnd zu ihm um. »Es ist noch nicht einmal Vormittag!«
    Fragend sah er sie an. »Was? Der Wein?«
    »Es ist ein bisschen früh.«
    »Ach!« Er hob drohend einen Finger. »Warten Sie nur. Sie werden nie einen betrunkenen Spanier sehen. Nicht so wie in England. Als ich in London war, habe ich Frauen gesehen – Frauen! –, die betrunken umhertorkelten und sich in den Rinnstein übergaben.«
    »Wir dürfen also nicht trinken.«
    »Sich zu betrinken ist nicht damenhaft«, korrigierte er sie.
    »Das ist wirklich frauenverachtend!«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte er schulterzuckend. »Solche Frauen haben keinen Respekt vor sich selbst.«
    »Und was ist mit Männern?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Nein, das ist es nicht!« Sie trat zur Seite, um eine alte Frau mit einem Einkaufswagen vorbeizulassen. Sie beäugte Emma neugierig.
    »Señora«, sagte er und nickte der Frau im Vorbeigehen zu.
    »Ihre Ansichten …«, sprudelte Emma.
    »Altmodisch, ritterlich …«
    »Vorsintflutlich, traditionell …«
    »Hören Sie auf, Sie schmeicheln mir!« Er lachte. »Sagen Sie mir«, fuhr er leise fort, »was ist verkehrt an einem Mann, der für Sie sorgt, der Sie anbetet, der mit Ihnen schläft, als wären Sie die einzige Frau auf der Welt …«
    »Ich brauche keinen, der mit mir schläft.« Ein Lächeln umspielte Emmas Mund. »Ich brauche einen Handwerker. Ihre Großmutter meinte, Sie könnten mir vielleicht helfen.«
    Luca zuckte die Schultern und nickte in Richtung Café. »Dort drinnen sind zwei Polen, die Arbeit suchen. Sie sind gut. Sie können ihnen trauen. Sie haben schon für meine Schwester Paloma gearbeitet.«
    »Danke.«
    Luca verschränkte die Arme. »Vielleicht können die beiden zumindest das Nötigste herrichten. Zum Beispiel ein Badezimmer?«
    Emma strich sich über die Haare. Sie waren dick mit Staub bedeckt. »Sehr lustig. Ich wollte mit Ihnen auch über Geschäftliches sprechen.«
    »Über Geschäftliches? Da bin ich aber enttäuscht. Erst Handwerker, dann Geschäftliches. Ich dachte, Sie hätten mir schöne Augen gemacht, weil Sie über etwas Schönes reden wollen.«
    »Ich habe Ihnen keine schönen Augen gemacht!« Sie hoffte, dass sie nicht errötete.
    »O doch.« Luca wandte sich zum Gehen. Lächelnd drehte er sich noch einmal um. »Sehen Sie. Sie können den Blick nicht von mir wenden.«
    Emma lachte und verschränkte die Arme. »Sind alle spanischen Männer so arrogant?«
    »Das werden Sie noch sehen.« Er ging ein paar Schritte rückwärts. »Macu hat mich angerufen. Sie möchte, dass Sie am Samstag in die Finca kommen. Dann können wir über ›Geschäftliches‹ reden.«
    In der Bar winkte Emma die Kellnerin zu sich. »Sind hier irgendwo Handwerker?«, fragte sie das Mädchen.
    »Dort drüben.«
    Emma wandte sich um. An der Jukebox lehnte ein schlanker Mann Anfang zwanzig und trank Coca Cola. Neben seinem Stuhl stand ein Rucksack. Emma fand, in dem Neonlicht sah er aus wie ein Engel, seine blonden Locken waren blau beleuchtet.
    »Sind Sie zufällig Maurer?«, fragte sie.
    »Nein, aber mein Freund Borys. Ich bin Zimmermann.«
    »Einen Zimmermann brauche ich auch«, sagte sie und strich sich instinktiv die Haare glatt. »Wie heißen Sie?«
    »Marek.«
    »Okay, Marek.« Emma schrieb ihren Namen und ihre Adresse in ihr Notizheft und riss das Blatt heraus. »Ich wohne in dem alten weißen Haus oben auf dem Hügel. Es wäre toll, wenn ihr beide heute mal vorbeischauen könntet. So gegen Mittag?«
    »Abgemacht«, sagte er und hielt ihr die Tür des Cafés auf. Marek lehnte sich in den Türrahmen, und sie

Weitere Kostenlose Bücher