Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
an.
Grace überprüfte, ob sie nicht unter das Bett kriechen und verschwinden konnte. Erst hatte Vater Daar sie erwischt, wie sie Jonathan küsste. Und jetzt fand er sie im Bett mit Grey. Der Mann würde sie für neun Tage am Stück in einer Ecke knien lassen.
Offensichtlich glaubten Callum und Morgan Greys Prophezeiung. Sie packten den alten Priester an den Armen und hätten ihn fast aus dem Zimmer getragen. Jonathan starrte Grace wie hypnotisiert an und rührte sich nicht vom Fleck.
Grace beobachtete, wie Grey zum Kamin ging und das Schwert vom Stuhl nahm. Da vergaß sie ihre Scham, sprang auf Jonathan zu und schubste ihn so fest sie konnte.
»Los, raus«, befahl sie. »Wenn du Schötchen retten willst, verschwindest du besser jetzt.«
Der Name seines geliebten Satelliten brachte ihn in Bewegung. Er machte kehrt und ging zur Tür, wo er aber noch einmal stehen blieb und zuerst Grace ansah und dann den halb nackten, gefährlich ernst aussehenden Mann mit dem Schwert in der Hand, der ganz den Anschein machte, als wisse er auch damit umzugehen.
»Ich … äh … warte dann unten«, sagte Jonathan schließlich
und hob die Schultern, um sein Hemd zurechtzurücken, das er mit unsicherer Hand auf der Brust glatt strich.
Grey näherte sich ihm. Jonathan wirbelte herum und rannte hinaus. Grace hörte, wie er im Bruchteil von Sekunden die Treppe hinunterpolterte. Und sie zuckte zusammen, als Grey die Tür so heftig zuschlug, dass die Fenster klirrten.
Grace konnte ihn nur anstarren, als er sich zu ihr umdrehte. Er sah aus wie ein mittelalterlicher Kriegsführer aus demselben Buch wie seine Burg. Er war beeindruckend nackt von der Mitte aufwärts. Seine nackten breiten Schultern und muskulösen Arme waren so angespannt wie die straffen Züge seines klar konturierten Gesichts. Seine bloßen Füße standen fest in breitbeiniger Haltung, und er hielt das Schwert mit der Sicherheit eines Mannes, der bestens damit umgehen konnte.
Wenn er seine Hosen durch einen Kilt aus dem Stoff ersetzte, der über dem Kaminsims hing, und dann einen Sporran trug, wie der, den Michael erwähnt hatte, würde Grey haarscharf einem kampfbereiten schottischen Krieger gleichen.
Grace machte einen Schritt rückwärts. Er ging auf sie zu, und sie sprang aufs Bett und krabbelte bis in die Mitte, bevor sie sich ihm wieder zuwandte.
»Du hast deine Bluse schief zugeknöpft«, sagte er, und seine amüsierte Stimme bildete einen scharfen Kontrast zu seiner Haltung.
»Ich … ich falle auf den Trick nicht rein, MacKeage. Sobald ich mich darum kümmere, wirst du dich auf mich stürzen.«
Sein linker Mundwinkel hob sich. »Du hast doch wohl nicht etwa Angst vor mir, Grace?«
»N-nein.«
»Was genau ist also dein Problem?«
»Du. Du solltest dich selbst sehen können«, sagte sie und machte eine Handbewegung in seine Richtung. »Du siehst aus wie ein … wie ein …«
»Ein was?«
»Wie ein Krieger.«
Er wölbte seine sowieso schon breite Brust noch etwas vor und strich sich mit der Hand darüber, als glätte er ein nicht vorhandenes Hemd. »Findest du?«, fragte er. »Gefällt dir das vielleicht?«
»Mir gefallen?«, flüsterte sie. Ob er sie aufzuziehen versuchte? »Wie ein uralter Krieger«, ergänzte sie, mehr um seine Reaktion zu prüfen als um ihn zu beleidigen.
Er zuckte nicht mit der Wimper. »Ich bin fünfunddreißig. Das ist nicht alt.«
Er spielte mit ihr, wie eine Katze mit einer Maus, bevor sie sie verspeiste. Grace rutschte langsam fort von ihm über das Bett und nahm die Unterlippe zwischen die Zähne, damit sie nicht zitterte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie glauben, sie selbst wäre achthundert Jahre durch die Zeit gereist – und zwar rückwärts.
Grace konnte Michaels Geschichte einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Ihr war schwindlig, als wäre sie Alice im Wunderland.
»Wo … wo hast du das Schwert her?«, fragte sie auf ihrem Krabbelweg zum gegenüberliegenden Ende des Bettes.
Ihre Füße verfingen sich in den Decken, und sie kippte zur Seite. Grey war über ihr, bevor sie sich aufrichten konnte, und bedeckte ihren Körper mit dem seinen, während sein Schwert jetzt neben ihrem Kopf lag.
»Das ist schon seit Generationen in meiner Familie«, antwortete er und setzte das Gespräch fort, als wäre nichts geschehen: »Soll ich deine Bluse für dich richtig zuknöpfen?«
Sie blinzelte ihn an. »N-nein«, flüsterte sie und konnte die Augen nicht von seinem amüsierten Blick abwenden. Er
Weitere Kostenlose Bücher