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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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sagen.«
    »Du kannst nicht, Leo? Das Wort mag ich nicht. Deckst du sie mir gegenüber? Denk daran, woher deine Privilegien rühren. Ich bin nicht blind. Die Gefängniswärter lassen es zu, dass du dich nach Bellevue schleichst. Nenn es von mir aus Freundlichkeit, Leo, aber auf die Idee habe ich sie gebracht. Nicht um deinetwillen. Ich habe es für Mama getan. Sie hat dich besonders gern. Ich wollte nicht, dass sie in einem stinkenden Krankenhaus zu sich kommt und dich nicht in der Nähe hat. Jetzt sag mir, wer der Schurke ist, die Sau, die meine Tochter vögelt. Ich will den Namen wissen.«
    »Scher dich zum Teufel, Isaac.«
    Isaac hätte Leo erdrosseln können, ohne seiner Karriere auch nur den leisesten Abbruch zu tun. Solange der First Dep hinter ihm stand, hatte der Chef das Recht, ungestraft zu wüten. Es nagte an ihm, dass Leo sich Marilyns Wünschen unterwarf. Der Chef war eifersüchtig. Vierzig Jahre lang fechte ich seine Kämpfe für ihn aus, sagte sich Isaac, und er zieht mir Marilyn vor. In Isaacs Liebe zu seinem Bruder mischte sich eine Art Kriminalität; innerhalb von Sekunden konnte sich seine Zärtlichkeit zu Galle verwandeln. Die Sidels waren ein erbitterter Haufen.
    »Leo, du hast durch mich einen Haufen Vorteile. Da draußen gibt es kleine Schwänze und Fotzen, die uns ermorden wollen. Bei Sophie waren sie schon. Ein zweites Mal kommt das nicht vor. Erwarte bloß nicht, dass ich dich verhätschele. Ich will deinen Arsch hier raushaben. Und wenn ich den Zuchthausdirektor erschlagen muss. Das mit deiner Frau werde ich regeln. Mama soll nicht in einem Zimmer mit Fremden liegen. Du bleibst bei ihr, bis ich diese Freaks gefunden habe. Ich gebe dir drei Tage Zeit, Leo. Dann reiße ich das Gefängnis ein.«
    Isaac durchquerte den Raum; sein breiter Nacken pulsierte heftig. Die Wärter lunzten hinein. Schüchtern näherten sie sich Leo und umkreisten ihn mit schafsdummen Gesichtern. »Binokel, Leo? Heute sind wir zu viert. Wir sind darauf gefasst, dass wir verlieren.«
    Leo lief es immer noch kalt über den Rücken, doch er wollte die Wärter nicht enttäuschen. »Meine Herren, ich gebe als Erster.« Die Wärter suchten Klappstühle zusammen. Leo stellte das Spiel auf. Leo hoffte, das Binokel würde diese Männer retten. Ein gutes Blatt und die Ehe würde ihren Horror vor dem Chef vielleicht mindern.
    Die Wärter zitterten genauso schlimm wie Leo. Sie fummelten mit dem Spielbrett herum und legten Karten ab. Weder ihre Ehen konnten sie versteigern, noch mit Trümpfen reizen. Isaac hatte ihnen den Nachmittag zerstört. Tot.
7
    Der FBI-Mann ließ Isaac keine Ruhe. Er ging in Isaacs Büro ein und aus. Newgate betete den Chef an. Er war frisch von Bethesda, Maryland, in ein Universum von Juden, Iren und schwarzen Kriminalbeamten geraten und wollte Isaac zu verstehen geben, dass er kein gewöhnlicher Anhänger der Episkopalkirche war. Er beanspruchte für sich, halber Irokese zu sein. Isaacs Männer kicherten nur über diesen Versuch, sich etwas Exotisches zu geben; die Drohung, indianisches Blut zu haben, brachte ihnen Newgate nicht näher. Er hatte Stroh im Kopf, ein Idiot aus Maryland, der Isaac die Worte aus dem Mund stahl. Amerigo Genussa wollte er »einbuddeln«, die Mulberry Street »erledigen«. Mit diesem Gerede konnte er sie nicht beeindrucken. Schon im nächsten Jahr konnten die Italiener aus der Mode gekommen sein; dann würde der FBI militanten Schwarzen und puerto-ricanischen Nationalisten auflauern.
    Newgate zappelte und wand sich, als ein weißer Nigger Isaacs Büro betrat, ein weißer Nigger in einem Wildlederanzug. In all den Jahren beim FBI war ihm kein so sonderbares Wesen begegnet. Es war Wadsworth, der Albino von der Zweiundvierzigsten Straße; er verbarg sein Gesicht vor der Sonne, die durch Isaacs Fenster schien. Nur Isaac wusste, welches Opfer Wadsworth brachte: Der Albino hätte sich der verheerenden Wirkung des Tageslichts niemals ausgesetzt, wenn seine Mitteilung nicht wichtig gewesen wäre.
    Barney Rosenblatt unterbrach ihn. Er stürmte in Isaacs Zimmer; seine Hosenträger gabelten sich vor Bestürzung. Mit einem in Wildleder eingewickelten Nigger redete er nicht. Also tat er so, als sei Wadsworth unsichtbar und moserte Isaac an.
    »Bist du verrückt geworden? Einen Hanswurst ins Präsidium zu bringen? Der alte O’Roarke wird Dünnschiss kriegen. So was wie der lässt einen Geruch zurück. Der erschreckt doch meine Männer zu Tode.«
    »Schluck es, Cowboy«, sagte Wadsworth und

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