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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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gekommen. Er hatte sich damit zufriedengegeben, in einer kleinen Gemeinde, in der ihn alle kannten, Pastor zu sein .
    Sie schob die Erinnerungsbilder beiseite, als Hochwürden Glaubfest die Sicht der Kläger erläuterte.
    »Euer Exzellenz, wir von der Kirche der modernen Omnianer wissen, dass die Welt rund ist, und die Entdeckung der Rundwelt bestätigt unseren Glauben. Wie lächerlich und absurd die Vorstellung, dass die Welt von einer riesigen Schildkröte getragen wird! Wie soll die Schildkröte in der Weite des Alls existieren können? Wovon ernährt sie sich? Woher kommt sie? Hirngespinste, Euer Exzellenz, alles Hirngespinste. Der Anspruch der Unsichtbaren Universität ist unhaltbar und ein ernster Verstoß gegen die theologischen Besitzrechte der Kirche der modernen Omnianer. Seit Jahrhunderten spielt das Konzept einer runden Welt in unserem Glauben eine zentrale Rolle.« Glaubfest holte tief Luft und fuhr fort: »Die Gerechtigkeit verlangt, dass sich die Rundwelt im Besitz meiner Brüder – und natürlich auch meiner Schwestern – befinden sollte, denn sie können sich zweifellos besser darum kümmern als die sogenannten Zauberer, die angeblich alle Geheimnisse des Multiversums kennen, nicht aber die wahre Form ihrer eigenen Welt. Ich gestehe ein, dass sie gelegentlich einen praktischen Nutzen haben, doch sollte es Zauberern nicht gestattet werden, sich in himmlische oder ekklesiastische Belange einzumischen. Sie haben das Artefakt durch Zufall bekommen und kein Recht, es zu behalten. In ihren Händen ist es eine blasphemische Karikatur unserer eigenen runden Welt, die vom großen Gott Om erschaffen wurde.«
    Lord Vetinari blickte auf die vor ihm liegenden Unterlagen. »Ich bin ein wenig verwirrt, Herr Glaubfest. Bitte korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber haben wir nicht vor Jahren unter großen Kosten ein Fluggerät losgeschickt, ursprünglich mit dem Auftrag, die Heimat der Götter zu finden? Entworfen, gebaut und gesteuert wurde besagtes Fluggerät von Leonard von Quirm. Mit dem zusätzlichen Schub einiger Sumpfdrachen flog es über den Rand und erreichte den Mond, wo man nach der Landung Proben der dortigen Flora und Fauna nahm. Am Ende seiner triumphalen Mission stürzte der fliegende Apparat ab – wobei glücklicherweise niemand ums Leben kam. Aber es lässt sich feststellen: Die Besatzung hat die Schildkröte gesehen, von allen Seiten. Sie existiert zweifellos, und Leonard fertigte mehrere Bilder von ihr an, sehr lebensechte Bilder. Die drei Personen, die ihn begleiteten, bestätigten seine Aussagen und Beschreibungen.
    Ich bin neugierig: Glaubst du, Herr Glaubfest, dass dies alles nicht geschehen ist? Das würde mich doch sehr wundern. Zumal mir bekannt ist, dass bei vielen Gelegenheiten Forscher zum Rand geklettert sind und von dort aus nicht nur die Schildkröte gesehen haben, sondern auch die Elefanten. Zugegeben, ihre Existenz ist unwahrscheinlich, aber Unwahrscheinliches passiert die ganze Zeit über, wodurch es wahrscheinlich wird. Und genau deshalb geschehen Dinge, weil sie wahrscheinlich sind. Herr Glaubfest, alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Welt von einer riesigen Schildkröte beziehungsweise von den vier Elefanten auf ihrem Rücken getragen wird. So unwahrscheinlich das auch sein mag, es gibt klare Beweise. Woraus wir schließen müssen, dass es die Wahrheit ist, oder etwa nicht?«
    Marjorie hatte Hochwürden Glaubfest aufmerksam beobachtet und kategorisierte ihn inzwischen als einen Mann von der Sorte linkes Ohr . Solche Besucher in ihrer Bibliothek starrten auf das linke Ohr ihrer jeweiligen Gesprächspartner und blickten ihnen nie direkt in die Augen, während sie voller Inbrunst behaupteten, die Regierung vergifte das Trinkwasser, um auf diese Weise das Problem der Überbevölkerung zu lösen. Die schlimmsten von ihnen faselten, wenn man sie nicht rechtzeitig loswurde, über »Arier« und erklärten, die Herrenrasse warte in der Umlaufbahn des Jupiter auf den Auserwählten. Die Bibliotheksvorschriften verboten körperliche Gewalt, aber manchmal verspürte Marjorie den dringenden Wunsch, sich die Ohren zu waschen, die gezwungen gewesen waren, derartigen Unsinn zu hören, und sich bei ihnen und den Händen zu entschuldigen, die sich zu Fäusten geballt hatten.
    Sie wusste nicht, ob diese besondere Welt auf dem Rücken einer Schildkröte ruhte oder nicht, aber sie war belesen genug, um zu wissen: Es hatte sehr lange gedauert, bis den Menschen klar geworden war, dass sie auf

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