Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz des Zitronenkraemers

Das Kreuz des Zitronenkraemers

Titel: Das Kreuz des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
Vom Netzwerk:
das Lokal betreten und sich an den Nachbartisch gesetzt. Ihr selbstbewusstes Auftreten hatte Hannes Aufmerksamkeit angezogen.
    „Hannes! Ich habe dich etwas gefragt? War es dieser Andreas?“ Anne trommelte mit ihrer Gabel auf Hannes Hand herum.
    „Aua … Wenn ich das nur wüsste!“ Hannes riss sich vom Anblick der Pralinendame los. „Diese leere Patronenhülse verunsichert mich. Ich wüsste nicht, wer von uns dieses Kaliber schießt. Und so wie Kramer sich verhalten hat, handelt es sich wohl um das Tatkaliber!“
    „Konntest du denn Näheres über diese Familie Steinmetz herausfinden?“
    „Nein, leider nichts, was wir nicht schon wussten. Die Familie kommt aus Düsseldorf und der Vermisste heißt Andreas Steinmetz. Falls die Polizei mehr Erkenntnisse hat, haben sie die wohlweislich vor mir verschwiegen. Dieser Kramer darf mir ja keinerlei Angaben über ihre Ermittlungen machen!“, äffte Hannes den Beamten nach.
    Die Fliegerlady beobachtete ihn unentwegt.
    „Sie soll dir doch gleich ihre Visitenkarte auf den Teller legen!“, flüsterte Anne angezickt.
    Hannes bestellte zum Nachtisch noch ein Eis, obwohl seine Hose bereits unangenehm zwickte. Anscheinend war sein Aktivurlaub im Sportcamp Kaffee Viereck gewichtstechnisch gesehen doch nicht so erfolgreich, wie er gehofft hatte. Zum Glück war sein Pulli lang genug! Unauffällig knöpfte er die Jeans auf und stopfte sich anschließend tapfer den Rest seines Cup Denmark in den Mund.
    Verstohlen blickte Hannes zwischendurch auf die Uhr. Zu gern würde er sich noch mit seinen Jagdkollegen treffen und endlich mal hören, was sie zu dieser ganzen Sache zu sagen hatten.
    Mist, erst 21.00 Uhr.
    Er begann daher zaghaft und mit ziemlich zerknirschter Miene.
    „Sag mal, wärst du böse, wenn ich noch in unsere Jagdkneipe fahre?“ Hoffentlich flippte Anne jetzt nicht aus. „Ich würde verdammt gern mal erfahren, was mit den anderen los ist und was an diesen Gerüchten so alles dran sein soll.“
    Aber seltsamerweise hatte Anne gar nichts dagegen. Kein Gezicke, kein beleidigter Gesichtsausdruck, wunderbar. Sie wollte sowieso noch Jutta anrufen. Schließlich hatte Jutta einen Schlüssel zur Stadtbibliothek. „Was willst du denn jetzt in der Stadtbibliothek?“, fragte Hannes verwundert. „Oh Mann, Hannes“, meinte Anne genervt, „Ambrosius Carove. Du erinnerst dich?“ Hannes hatte jedoch keine Ahnung, was sie damit sagen wollte. Anne rollte die Augen gen Himmel: „Du merkst dir aber auch wirklich gar nichts.“ Sie wollte noch ein wenig in Sachen Carove recherchieren. Hannes schüttelte den Kopf. Ihm war wirklich schleierhaft, was Anne an einem Mann aus der Vergangenheit so wahnsinnig interessant fand!
     
    *
     
    Es war ein bisschen gruselig, zu Beginn der Nacht in schummriger Beleuchtung in den alten Dokumenten zu stöbern. Die Vergangenheit wurde förmlich lebendig.
    Die alten, vergilbten Papiere erzählten Geschichten. Ambrosius Carove. Anne war wie besessen. Mittlerweile war er wie ein Freund. Ein Freund aus alter Zeit.
    „Weißt du was?“ fragte Anne und sah ihre Freundin an. „Danke, dass du mit mir hergekommen bist! In der Nacht ist es noch viel spannender hier … außerdem nervt der übliche Publikumsverkehr und vor allem dieser lästige Michael nicht ständig.“ „Was hast du nur gegen unseren Praktikanten? Michael ist doch ständig hilfsbereit und will nur … “ „Ist ja schon gut“, lenkte Anne ein, „für meinen Geschmack ist er ein wenig zu sehr hilfsbereit und interessiert … “ Sie wurde durch einen lauten Schrei von Jutta unterbrochen. „Sieh mal“, rief Jutta aufgeregt, „sieh doch mal, hier steht noch mal was von deinem Ambrosius.“
    Jutta hatte ein altes in schwarzes Leder gebundenes Buch vor sich. Anne war außer sich. Sie las eine Eintragung vom siebten Juni 1676. Das Gildenverzeichnis. Ambrosius wurde an diesem Tag in das Krämeramtsbuch der Stadt Trier eingetragen. Als Zitronenkrämer. Er hatte dafür 200 Gulden berappen müssen.
    „Zitronenkrämer ist ja irgendwie ein ulkiger Beruf. Ich wusste gar nicht, dass die Menschen damals schon Zitronen kannten“, wunderte sich Anne.
    „Oh doch“, wusste Jutta, „Zitronen wurden bereits vor 1000 Jahren von den Arabern in den Mittelmeerraum gebracht. Im Mittelalter waren sie in ganz Europa begehrt, aber ich glaube, nur die Reichen konnten sich welche leisten. Sie haben sie zum Würzen der Speisen benutzt, den Saft in Wasser gemischt getrunken und ich glaube, Zitronen wurden

Weitere Kostenlose Bücher