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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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überallhin.« Das Fenster wurde wieder hochgekurbelt, aber die Scheinwerfer blieben eingeschaltet.
    Er zog den Hut tiefer, warf sich den Seesack über die Schulter und ging gegen den Wind und die erstickenden, scharfen Staubkörner an, die sein Gesicht wie Nadeln trafen. Er erreichte den Laster und schaute zu dem grauen Gesicht des Fahrers hinauf. »Mein Gott, bin ich froh, euch Kerle zu sehen!«
    Der Fahrer zeigte mit dem Daumen auf die andere Seite des Lasters. »Steig lieber neben meinen Partner ein«, sagte er mit hartem, misstrauischem Blick.
    Er ging um den Laster herum und stellte fest, dass der Partner noch älter und ebenso grau und misstrauisch war. Die Tür öffnete sich, er kletterte die hohe Stufe hinauf und sank auf den verschlissenen Ledersitz, den Seesack zwischen den Beinen. Die Fenster waren fest geschlossen, und das erstickend heiße Fahrerhaus stank nach Zigarettenrauch, schmutziger Kleidung und Schweiß. »Hallo«, sagte er, blinzelte die Staubkörner aus den Augen und reichte den Männern die Hand.
    Der Partner nickte zur Begrüßung, die trüben braunen Augen zeugten noch immer von Argwohn. Als der Fahrer die Armeekleidung wahrnahm, wurde sein Händedruck jedoch fest. »Das ist Frank, und ich bin Jim«, sagte er. »Schätze, du hast Glück gehabt, uns zu finden, John. Normalerweise halten wir hier nicht an.«
    »Wohin fahrt ihr?«, fragte er, bemüht, nicht auf die dampfende Teetasse auf dem Armaturenbrett und die halb verzehrte Fleischpastete daneben zu schauen. Ihr Duft überdeckte die anderen Gerüche, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen; sein Magen knurrte.
    »Wilga, dann Morgan’s Reach und weiter nördlich nach Killigarth und zu den anderen Farmen im Norden. Wir hätten schon vor ein paar Tagen da oben sein sollen, aber der Laster hatte eine Panne, und wir hatten verdammt viel zu tun, ihn zu reparieren. Und du, John? Wo willst du hin?«
    »Nach Süden«, log er, »und dann nach Osten.«
    Der Lastwagenfahrer beäugte die Armeestiefel und die Kleidung. »Noch immer im Krieg, was?«
    Er schüttelte den Kopf, während sein Blick erneut zu der halb verzehrten Fleischpastete wanderte. Dicker Fleischsaft war auf das Pergamentpapier der Verpackung getropft. »Will nach Hause, Kumpel.«
    Er riss die Augen auf. »Mann, du hast dir aber Zeit gelassen. Die meisten, die ich kenne, sind schon seit Monaten zu Hause.«
    Er zwinkerte. »Ich musste mich noch um etwas kümmern.«
    Jim gluckste, und Frank griente, wobei er einen Mund voller schlechter Zähne entblößte. »Ja«, sagte er mit anzüglichem Grinsen und einem Stoß in die Rippen, »und wir alle wissen, was das wohl gewesen ist.«
    »Ganz recht, Kumpel.« Er zwinkerte noch einmal. Die Wirkung wurde durch das laute Knurren seines schmerzenden Magens ziemlich verdorben.
    »Klingt, als hättest du länger nichts gegessen«, sagte Frank. »Jim, hol die Proviantkiste runter, und ich gieße Tee ein. Der Kerl hier hat weniger Fleisch auf den Rippen als ein dürres Huhn.«
    Folgsam wurde die Proviantkiste vom rückwärtigen Regal gezogen und mit einem Tusch geöffnet. Es kamen mehr Nahrungsmittel zum Vorschein, als er seit Wochen gesehen hatte. Er reichte Frank seinen Zinnbecher, nahm eine Pastete heraus und wickelte sie beinahe liebevoll aus. Beim ersten Bissen schloss er verzückt die Augen, denn das Fleisch war zart und die Pastete so reichhaltig und saftig, wie er sie noch von seiner Mutter kannte.
    Frank goss dampfenden Tee ein. Sein Blick war inzwischen so mild, dass es beinahe Mitleid hätte sein können. »Hier, Kumpel. Und nimm dir ruhig noch eine Pastete. Meine Alte hat sie gemacht. Es gibt keine besseren auf dieser Seite der Blue Mountains.«
    Obwohl er nicht zeigen wollte, wie ausgehungert er war, konnte er sich nicht beherrschen und verschlang drei Pasteten und zwei Becher Tee, während Frank ihm seine Lebensgeschichte erzählte und Jim stumm aus dem Fenster auf die Staubwolken starrte. Wenigstens musste er nichts erwidern, denn Frank hörte sich offenbar gern reden und interessierte sich erstaunlich wenig für den unerwarteten Besucher. Vielleicht hatte der andere eine Ahnung, dass er nicht ganz der war, der er zu sein schien, und hatte beschlossen, nicht zu bohren. Ein Mann hier draußen war sein eigener Herr, und wenn er nicht über seine Angelegenheiten reden wollte, dann war es auch gut so.    
    Schließlich lehnte er sich satt zurück und rieb sich über den festen Bauch. »Deine Alte verdient einen Orden«, seufzte

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