Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Treffen

Das letzte Treffen

Titel: Das letzte Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blomkvist
Vom Netzwerk:
mir an den Zaun
     gelaufen. Betrachtet mit glänzenden Augen meinen zweisitzigen Benz.
    »Wow«, sagt er.
     »Supertolles Auto.«
    »Finde ich auch.«
    »Wie schnell kann man
     damit fahren?«
    »Verboten schnell.«
    »Wie schnell bist du
     schon damit gefahren?«
    »Hunderachtzig. Da wo
     mich keiner gesehen hat.«
    Grettir kommt durch das Tor
     gelaufen. Geht um meinen Silberpfeil herum. Voller Bewunderung für
     mein deutsches Prachtstück.
    »Sind alle Wohnungen in
     eurem Haus vermietet?«, frage ich.
    »Der Junge im ersten
     Stock ist nach Akureyri gezogen.«
    »Also ist die Etage
     dann zu haben?«
    »Mama weiß es
     vielleicht, du kannst sie ja fragen.«
    Ich géhe durch den
     Garten. Klingle.
    Karen kommt an die Tür.
     Die Mutter der Kinder. Klein. Dicklich. Mit glattem dunklem Haar. Müdem
     Blick.
    »Ich suche eine Wohnung«,
     sage ich lächelnd. »Ist hier etwas frei?«
    »Der erste Stock ist
     frei, aber unterm Dach wohnt jemand, glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    »Eine blonde Frau ist
     ab und zu da oben. Manchmal liegen ein paar Monate zwischen ihren
     Besuchen, doch sie kommt immer wieder.«
    »Was für eine
     Frau?«
    »Ich habe sie nie
     getroffen«, antwortet Karen.
    »Aber du bist sicher,
     dass die mittlere Etage frei ist?"
    »Soweit ich weiß,
     ja, aber du musst mit Gunnvör darüber sprechen.«
    »Ich würde gern
     die Wohnung ansehen. Hast du nicht einen Schlüssel?«
    Sie schüttelt den Kopf.
     Gibt mir die Telefonnummer und die Adresse von Gunnvör
     Rikhardsdóttir in Reykjavik. Und schließt die Haustür.
    »Tschüss«,
     rufe ich Grettir zu. Der immer noch meinen Silberpfeil bestaunt.
    Watschle zum nächsten
     Grundstück. Klopfe bei Haflidi.
    Maria öffnet die Tür.
    Schon allein ihr Anblick
     weckt wohlige Erinnerungen. Ihr rotes, hübsch gewelltes Haar. Ihre
     blauen Augen. Vollen Lippen.
    »Ich muss mit dir unter
     vier Augen sprechen«, sage ich. Und folge ihr ins Haus.
    Haflidi sitzt vornübergebeugt
     am Couchtisch im Wohnzimmer. Mit dem Kartenspiel in der Hand. Er legt
     gerade wieder eine Königspatience. Genauso saß er da, als ich
     ihn das erste Mal getroffen habe.
    »Wie geht's Matthildur?«,
     frage ich.
    »Sie schläft
     meistens«, antwortet Maria. »Ich gehe heute Abend wieder zu
     ihr.«
    Ich setze mich aufs Bett. Wo
     wir es ungehemmt genossen haben, zusammen zu sein. Eine leidenschaftliche
     Nacht. Als Marias Hunger stärker wurde als ihre Schuldgefühle.
    Sie lehnt sich an die Wand
     mir gegenüber. Guckt mich fragend an.
    »Hat Pfarrer David dir
     das Foto gezeigt, das er im letzten Monat per E-Mail bekommen hat?«,
     frage ich.
    Die Frage überrascht
     Maria sichtlich.
    »Welches Foto?«,
     murmelt sie.
    Ich gucke eine Weile
     forschend in ihre blauen Augen. Angle dann mein Handy aus meinem hellen
     Pelzmantel.
    »Soll ich Pfarrer David
     anrufen und ihn fragen?«
    »Das brauchst du nicht«,
     antwortet sie.
    »Was hast du gemacht,
     nachdem du dieses ekelhafte Foto gesehen hast?«
    »Ich habe zu Gott
     gebetet, dass er seine gerechte Wut über den Sünder kommen lässt.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, ich brauchte
     nichts anderes zu tun. Gott hat Donald schon für das bestraft, was er
     meinem Bruder angetan hat.«
    »So, wie er Geir
     bestraft hat?«
    »Ja.«
    »Aber der Gute hatte
     mit Sicherheit einen Helfershelfer«, sage ich. »Bist du ihm zu
     Hilfe gekommen? Um Rache zu üben?«
    »Nein.«
    »Du hast hoffentlich
     ein gutes Alibi für den Abend und die Nacht, in der Donald zerstückelt
     wurde.«
    »Ich hatte die ganze
     Woche Nachtdienst in der Uniklinik.«
    »Gut zu hören. Wer
     hat noch das Foto von Donald und Kalli gesehen?«
    »Da musst du Pfarrer
     David fragen.«
    »Hast du niemandem das
     Bild gezeigt?«
    »Nein.«
    Maria lässt sich neben
     mich auf das Bett fallen.
    »Es ist eine
     schreckliche Sünde, jemanden umzubringen«, sagt sie. »Ich
     könnte so eine grausame Tat nicht ausführen, selbst wenn es sich
     um einen widerlichen Kinderschänder handelt.«
    Ich lege meine eine Hand
     vorsichtig auf ihre Schulter.
    »Irgendwer hat es aber
     getan.«
    »Es war niemand, den
     ich kenne, da bin ich ganz sicher«, antwortet sie. Und lehnt ihren
     Kopf an meine Schulter.
    »Der springende Punkt
     ist, dass die beiden Perversen, die deinen Bruder missbraucht haben, eines
     unnatürlichen Todes gestorben sind«, sage ich.
    »Gott sei Dank.«
    »Aber was ist mit
     Jakob? Lebt er noch?«
    »Soweit ich weiß,
     ja. Pfarrer David hat gesagt, er habe ihn

Weitere Kostenlose Bücher