Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
würde.«
    »Was ist es denn?« Elaines Neugier war geweckt.
    Inger kaute auf der Lippe. »Ich weiß nicht, ob ehrbare Mädchen das wissen sollten.«
    Elaine verdrehte die Augen. »Hört sich an, als ginge es um Männer«, sagte sie. »Und ich heirate demnächst, also könnt ihr ruhig ...«
    Inger lachte. »Dann brauchst du es 
gerade
 nicht zu wissen.«
    »Es geht um wie Frau nik kriegt Babys«, sagte Maren in gebrochenem Englisch und schaute angelegentlich auf den Fußboden.
    Elaine lachte. »Na, dafür bist du ja Expertin«, bemerkte sie mit Blick auf Ingers Bauch. Die junge Frau erwartete in wenigen Wochen ihr erstes Kind.
    Inger kicherte. »Um zu wissen, wie man verhindert, Babys zu bekommen, muss man erst mal wissen, wie man es macht.«
    »Meine Mutter sagt, es wäre wie zwischen Hengst und Stute«, sagte Elaine.
    Maren prustete los. So schlecht war ihr Englisch wohl doch nicht. Inger lachte. »Im Allgemeinen machen es Mann und Frau im Liegen«, erläuterte sie dann. »Und sie gucken sich dabei an, wenn du verstehst, was ich meine. Anders geht es allerdings auch, nur ... also, das ist nun wirklich nichts für eine Lady.«
    »Warum denn nicht? Meine Mutter sagt, dass es schön ist ... jedenfalls, wenn alles richtig läuft«, sagte Elaine. »Andererseits, wenn es so schön wäre, warum wollen dann nicht alle Mädchen ... äh ...« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Marens »Berufskleidung«, ein rotes, weit ausgeschnittenes Kleid.
    »Ik nik finde schön«, sagte Maren.
    »Na ja, nicht mit Fremden. Aber wenn man den Mann liebt, dann schon«, schränkte Inger ein. »Männer finden es allerdings immer schön. Sonst würden sie ja nicht dafür zahlen. Und wenn man Babys will«, sie streichelte ihren Bauch, »ist es unvermeidlich.«
    Elaine war durcheinander. »Also, wie ist das jetzt? Ich dachte, man kriegt Kinder, wenn man es macht wie ...« Sie warf einen Blick auf Callie. Die kleine Hündin ließ sich eben von Maren streicheln.
    Inger schlug die Augen gen Himmel.
    »Lainie, du bist kein Pferd und kein Hund«, sagte sie streng und begann, ihren eben schon Maren gehaltenen Vortrag auf Englisch zu wiederholen. »Frauen empfangen Kinder, wenn sie genau in der Mitte zwischen den Blutungen mit Männern zusammen sind. Genau dazwischen. Daphne gibt ihren Mädchen dann frei. Sie müssen dann nur tanzen und singen und in der Bar sein.«
    »Aber dann würde es doch reichen«, sagte Elaine, »wenn man es nur in dieser Zeit macht. Jedenfalls, wenn man ein Baby will.«
    Inger verdrehte die Augen. »Da wird bloß dein Mann nicht mitspielen. Der will immer. Garantiert.«
    »Und wenn dok makt in diese Tage?« Auch Maren schien noch nicht alles verstanden zu haben.
    »Dann machst du Spülungen mit warmem Essigwasser. Gleich danach. Wasch alles aus dir raus, auch wenn’s brennt, und nimm so viel Essig, wie du aushältst. Am nächsten Morgen machst du’s dann noch mal. Das ist zwar nicht sicher, sagt Daphne, aber einen Versuch ist es wert. Sie sagt, bei ihr hätte es immer geholfen. Sie musste kein einziges Mal was wegmachen.«
    Elaine fragte gar nicht erst nach der Bedeutung von »Wegmachen«. Allein der Gedanke, ihre intimsten Körperregionen mit Essig zu spülen, ließ sie schaudern. Aber so etwas würde sie ja niemals tun müssen. Schließlich wünschte sie sich Kinder von Thomas.
     

5
    Über Kiward Station braute sich ein Gewitter zusammen, und William Martyn trieb sein Pferd an, um möglichst vor dem Regen zu Hause zu sein. Dabei herrschte in seinem Innern ein ähnlicher Aufruhr wie in den Wolkenformationen über den Bergen, die der Wind jetzt mit Macht über die Canterbury Plains blies. Schon verdunkelte die erste Wolke die Sonne, und ein Donnerschlag krachte und jagte mit dumpfem Rumpeln über das Land. Das Licht auf der Farm wurde seltsam fahl, beinahe gespenstisch; das Buschwerk und die Zäune warfen bedrohliche Schatten. Dann peitschte der erste Blitz die Atmosphäre und schien die Luft zu elektrisieren. William ritt schneller, schaffte es aber nicht, seine Wut hinter sich zu lassen. Im Gegenteil, je heftiger der Wind blies, desto mehr wünschte er selbst sich die Macht, Blitze zu schleudern, um seinem Zorn und seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.
    Doch wenn er gleich zu Kura zurückkehrte, musste seine Stimmung wieder ausgeglichener sein; vielleicht konnte er sie dann ja überreden, sich wenigstens ab und zu auf seine Seite zu stellen, wenn es um die Belange der Farm ging. Wenn sie wenigstens ihre und

Weitere Kostenlose Bücher