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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Sie es sich überlegen, ob Sie sich bei mir melden oder nicht. In Ordnung?«
    »In Ordnung, Betsy.«
    Der Ausdruck in ihren Augen änderte sich. »Wenn mich die Leute nicht herumkommandieren, dann kann ich viel netter sein.«
    »Und ich bin normalerweise nicht so durcheinander.«
    »Ich weiß nichts über Ihre Neigungen - oder Ihre Möglichkeiten, aber je weniger Sie Charla verraten, desto mehr kriegen Sie aus ihr heraus.« Sie wirkte etwas beunruhigt. »Lassen Sie sich nicht verwirren, Kirby. Halten Sie sich stets vor Augen, daß sie zu den größten Expertinnen zählt, wenn es um horizontale Überzeugungskraft geht. Behalten Sie den Kopf, und sie wird zahlen, zahlen und wieder zahlen.«
    »Wenn es etwas zu verkaufen gibt.«
    »Sie wäre nicht hier, wenn sie nicht davon überzeugt wäre.« Sie strich ihm über den Arm und stand rasch auf. »Ich höre hoffentlich von Ihnen. Warten Sie fünf Minuten, bevor Sie gehen.«

Kapitel 4
    In seinem Fach im Hotel Birdline im Zentrum von Miami lagen neun Nachrichten. Sie lauteten alle gleich: Er möge bitte Mr. D. LeRoy Wintermore von Wintermore, Stabile, Schamway und Merz zurückrufen. Das war die Anwaltskanzlei, die Onkel Omars persönliche Angelegenheiten abwickelte, zum Unterschied zu den Anwälten, die sich um die Geschäftsinteressen von Krepps Enterprises und den damit verflochtenen Unternehmen kümmerten.
    Wintermore war ein zerbrechlicher, weißhaariger alter Mann. Onkel Omar hatte einmal behauptet, daß er allen etablierten Institutionen - auch dem Rechtswesen - äußerst skeptisch gegenüberstünde.
    Kirby packte zuerst seine persönlichen Dinge in zwei Koffer, bevor er Wintermore anrief. Das Packen dauerte sieben Minuten. Er wählte die Nummer, die auf dem letzten Zettel stand; es war D. LeRoy Wintermores Privatnummer. Es war zwar Sonntag, aber Kirby fühlte sich nicht nach Sonntag.
    »Mein lieber Junge!« rief Wintermore. »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Als Sie von Omars ... äh ... Verfügungen erfuhren, waren Sie ein wenig verdrossen.«
    »Ich war nicht gerade begeistert. Ich halte mich nicht für besonders habgierig, aber schließlich schwirren angeblich fünfzig Millionen herum.«
    »Vielleicht wollte er dadurch Ihren Charakter festigen, Kirby.«
    »Davon habe ich im Augenblick mehr als mir lieb ist.«
    »Es wären jedenfalls noch einige geringfügige Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen. Man erwartet Sie morgen vormittag um zehn Uhr zu einer Management-Konferenz im Krepps-Büro.«
    »Wer sind ›man‹?«
    »Die seriösen Vorstandsmitglieder Ihres Onkels, sein Elitekorps. Wunschgemäß werde ich auch anwesend sein, und wenn es dazu kommt, daß Sie einen Rechtsbeistand benötigen, stehe ich Ihnen zur Seite. Furchtlos.«
    »Was haben sie vor?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber sie sind offenbar der Meinung, daß zwischen Ihnen und Omar irgendeine geheime Absprache bestand. Versteckte Vermögenswerte, irgend etwas Idiotisches. Sie scheinen beunruhigt. Noch etwas hat sie verunsichert: Seit vergangenem Mittwoch wurde jedes Haus und jedes Appartement Omars gründlich durchsucht.«
    »Wirklich?«
    »Sie wollen das offenbar mit den geheimnisvollen Aufträgen in Verbindung bringen, die Sie für Omar erledigt haben.«
    »Hat er Ihnen je gesagt, was ich für ihn gemacht habe?«
    »Ich habe ihn nie gefragt, mein lieber Junge.«
    »Das Testament, Mr. Wintermore, besagt zwar nur, daß ich die Uhr und den Brief bekomme, aber gehören mir nicht auch die persönlichen Aufzeichnungen und Papiere meines Onkels?«
    »Üblicherweise wäre es so.«
    »Aber ich bekomme sie nicht?«
    »Omar hatte ein schwaches Herz, und vor drei Monaten erhielt er eine unmißverständliche Warnung. Er kam in mein Büro und entnahm unseren Akten persönliche Unterlagen; es blieben nur die wichtigsten Dokumente zurück. Ich fragte ihn, was er mit den entnommenen Papieren vorhatte. Er antwortete, daß er sie verbrennen würde. Dann grinste er breit und meinte, er würde alles verbrennen und zog dabei aus meinem linken Ohr einen Silberdollar. Er war sehr geschickt bei seinen Zauberkunststücken. Soviel ich weiß, hat er tatsächlich alles verbrannt, mit Ausnahme einer Schachtel mit Dokumenten, die jetzt im Haupttresor von Krepps Enterprises liegt. Ein wunderbarer Mann, lieber Junge! Einfach wunderbar! Aber seine Geheimnistuerei war ein richtiger Tick von ihm. Und die Geschäftsleitung drüben glaubt offenbar, daß Sie von derselben Krankheit befallen sind.«
    »Ich habe Anordnungen befolgt. Ich

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