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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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und grinste anzüglich.
    Kirby hatte das Gefühl, das er an Miss Farnham einen entwürdigenden Verrat beging, als er Hess verschwörerisch zublinzelte.
    »Ich stelle sie mir ohne Brille und ohne die altjüngferlichen Kleider vor und mit einer ordentlichen Frisur. Wenn sie dann noch einen Drink im Magen hat, ist sie bestimmt scharf wie eine Kanone, da wette ich drauf, Kirb.«
    »Wieviel schulde ich Ihnen diesmal?«
    »Das Zimmer hätte zwar schon längst geräumt werden sollen, aber ich berechne Ihnen den heutigen Tag trotzdem nicht. Sie sind Freitag im Morgengrauen gekommen. Das macht drei Nächte, plus zwei Telephongespräche. Alles zusammen achtzehn vierundachtzig. Keine Kreditkarte?«
    »Ich mußte sie abgeben.«
    »Wer braucht Karten, wenn so viel Bargeld winkt? Sie brauchen nur zu unterschreiben.«
    »Ich zahle bar, Hoover. Danke.«
    Als er sein Retourgeld hatte, ging er zur Telefonzelle in der Halle. Es hatte keinen Sinn, Wilma Farnham im Büro anzurufen. Es war unter O.K. Devices eingetragen. O.K. für Omar Krepps. Er suchte Miss Farnhams Privatnummer. Das Telephon läutete achtmal, dann gab er auf, nahm ein Taxi zum Strand und meldete sich im Hotel Elise an. Die Angestellten in der Rezeption waren besonders herzlich. Zimmer 840 war für Mr. Winter bereit. Es war ungefähr sechsmal so groß wie sein Zimmer im Birdline, hatte Lehnstühle, Tische, leise Musik, sechs verschiedene Einstellungen in der Dusche, einen Sonnenbalkon, Blick auf das Meer, Vasen mit frischen Blumen und Schalen mit Früchten. Sein gereinigter Anzug hing im Schrank, und die übrige Wäsche lag auf einer Kommode. Sobald er allein war, trat er hinaus auf den Sonnenbalkon. Er konnte den Balkon nicht sehen, auf dem er auf die in der Sonne liegende Charla gestoßen war; der lag schätzungsweise zehn Meter weiter rechts und war durch eine architektonische Konstruktion vor fremden Blicken geschützt. Er sah hinunter. Kleine, braune Menschen lagen wie Puppen auf den hellen Sonnenbetten neben den Strandhütten, als ob sie darauf warteten, daß sich ein Kunde für sie interessierte. Er trat wieder zurück ins Zimmer und ging auf die größte Obstschale zu. Bei ihrem Anblick mußte er an Charla denken. Er wählte eine Birne aus, und sie war so vorzüglich, daß er sie über dem Waschbecken im Bad essen mußte. Es war ein tiefes ovales Becken aus rostfreiem Stahl, das in einem langen, mit kirschroten Fliesen verkleideten Unterschrank eingebaut war. Er betrachtete das gerundete Waschbecken und dachte an Charla. Er biß in die Birne und dachte an Charla. Er blickte unwillig in seine eigenen Augen im Spiegel und dachte an Charla. Schließlich wischte er sich mit einem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht und stellte sich vor die Klimaanlage.
    Er ging hinunter und fand in dem Gewirr von Bars, Geschäften, und Speisesälen eine Grillstube, in der man ihm ein Steaksandwich und Kaffee servierte. Es war vier Uhr vorbei. Er versuchte, die Dinge logisch zu durchdenken, was er nicht besonders gut konnte. Miss Farnham war immer skeptisch gewesen, wenn er sich bemühte, etwas methodisch zu analysieren. Onkel Omar hatte es nicht gestört, wenn er zu Schlüssen kam, die logisch nicht zu rechtfertigen waren.
    Betsy Alden war zu undurchsichtig. Er wollte nicht einmal an sie denken. Der Gedanke an sie bereitete ihm dumpfe Kopfschmerzen. Vielleicht war sie eine Neurotikerin mit Halluzinationen. Vielleicht hatte sie vollkommen recht. Sie konnte aber genausogut irgendwo in der Mitte zwischen diesen Extremen liegen.
    Ich bin keineswegs so bemerkenswert, so bezaubernd und vornehm, dachte er, daß mich Joseph und Charla unwiderstehlich finden und sich dermaßen ins Zeug legen. Auf der ganzen Welt haben sich die Leute um mich bemüht, sobald sie spitz bekamen, daß von mir Geld zu holen war, aber es geschah nie so geschickt und perfekt. Sie wollen etwas. So umwirbt man auch keinen zukünftigen Angestellten. Soviel ich weiß, besitze ich nicht, was sie wollen. Aber sie glauben, daß ich es besitze oder besitzen werde. Es gibt etwas, das jemand haben will. Es hat Onkel Omar Erfolg gebracht. Soviel Erfolg, daß seine sämtlichen Wohnsitze durchsucht wurden, aber laut Mr. Wintermore gab es angeblich nirgends etwas, nicht einmal auf der Insel.
    Ich habe ihnen gesagt, daß ich nichts habe, und sie geben noch immer nicht auf. Ich war so betrunken, daß ich nicht lügen konnte. Sie müssen also glauben, daß ich etwas besitze und nicht weiß, daß ich es besitze, oder daß ich

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