Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
denke schon.«
    »Ein Arzt hat vermutet, daß sie Dinge verdrängt, denen sie sich nicht stellen will. Wenn sie mir gemeine, unglaublich böse Dinge unterstellt, befreit sie sich dadurch von ihren eigenen Schuldgefühlen. In ihrer Phantasie bin ich das Zentrum fürchterlicher Verschwörungen. Joseph und ich scherzen manchmal darüber, aber es tut weh. Wir sind nicht kompliziert. Wir leben gern gut, aber wir können es uns leisten - obwohl man uns immer betrogen hat. Vielleicht werden Sie uns von dieser Sorge befreien, mein Lieber.«
    »Ich habe wirklich nicht ...«
    »Man hat Ihnen ein unmögliches Zimmer gegeben, und ich habe veranlaßt, daß Sie ein anderes bekommen. Morgen gehen Sie und ich einkaufen. Ich weiß genau, was Sie tragen müssen. Und dieser Haarschnitt ist ausgesprochen langweilig, wenn ich das sagen darf. Sie sehen aus, als wollten Sie durchs Leben schleichen, ohne aufzufallen. Dabei steckt so viel in Ihnen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, dann werden Sie durch die Welt gehen, als ob sie Ihnen gehörte. Die Frauen werden sich nach Ihnen umdrehen und große Augen bekommen; ihre kleinen Hände werden feucht werden, und sie werden sich schlaue Komplotte ausdenken, um Sie kennenzulernen.«
    »Ich will eigentlich diese Art von ...«
    »Sie werden es genießen, glauben Sie mir. Kommen Sie jetzt, mein Lieber. Joseph wartet in der Suite auf uns. Wir werden etwas trinken, und um halb acht holt uns die Limousine ab, und wir fahren in ein fabelhaftes Restaurant.«

    Um halb elf mußte sich Kirby Winter größte Mühe geben, um deutlich zu sprechen. Und wenn er ein Auge zumachte, wurde Josephs Bild etwas klarer.
    »Nett von Ihnen, mich auf eine Kreuzfahrt einzuladen«, sagte er. »Aber ich möchte mich nicht ...«
    »Verpflichtet fühlen?« rief Joseph. »Unsinn! Es ist uns ein Vergnügen!«
    Kirby drehte vorsichtig den Kopf: »Wo ist sie hingegangen?«
    »Vielleicht ihr Make-up erneuern.«
    »Ich tanze nicht oft, Joe. Ich bin ihr nicht absichtlich auf den Fuß getreten.«
    »Sie hat Ihnen verziehen.«
    »Aber ich muß immer noch daran denken, wie sie geschrien hat.«
    »Sie ist eben ungewöhnlich schmerzempfindlich, Kirby. Ihre Nerven sitzen dicht unter der Haut, das ist alles. Dafür ist sie für positive Reize ebenso empfänglich und würde diese charakteristische Eigenschaft vermutlich nie freiwillig aufgeben.«
    »Erstaunliche Frau«, stellte Kirby feierlich fest. »Erstaunlich.«
    »Mir ist gerade etwas eingefallen, mein Junge. Vielleicht haben Sie das Gefühl, daß Sie auf der Glorianna ein Schmarotzerleben führen werden, und das widerstrebt Ihnen. Ich wüßte ein Projekt, um das Sie sich kümmern könnten, ein lohnendes Projekt.«
    »Und zwar?«
    »Sie haben Omar Krepps nahe gestanden. Er war ein phantastischer Mann mit einer phantastischen Karriere. Aber die Welt weiß wenig über ihn; dafür hat er gesorgt. Es wäre doch eine nette Geste der Verehrung und Hochachtung, wenn Sie sich mit seiner Biographie beschäftigten. Für die Veröffentlichung könnten wir die Geschichte von einem Fachmann in die richtige Form bringen lassen. Denken Sie an seine vielen heimlichen Wohltaten, von denen niemand erfahren würde, wenn Sie sich nicht darum kümmern. Vielleicht liegt auch ein wenig poetische Gerechtigkeit darin; Sie könnten damit etwas Geld verdienen.«
    »Interessant«, bemerkte Kirby.
    »Ich kann mir vorstellen, daß Sie für ein derartiges Projekt seine persönlichen Unterlagen, Dokumente und Papiere zusammensuchen müßten.«
    »Und sie an Bord bringe, was?«
    »Sie könnten doch an Bord arbeiten.«
    »Das Geheimnis des Omar Krepps.«
    »Wäre doch ein hübscher Titel.«
    »Manchmal reden Sie wie ein Engländer.«
    »Ich habe eine Zeitlang in England studiert.«
    »Sie würden mir bestimmt gern dabei helfen, die Berge von persönlichen Unterlagen zu sichten.«
    »So viel ist es!«
    »Verdammt viel.«
    »Wenn Sie mich brauchen, helfe ich natürlich liebend gern.«
    Kirby kam sich schlau wie ein Fuchs vor. »Habe alles im Hotel Birdline unter meinem Namen deponiert. Ganze Kisten von dem Dreck. Tagebücher.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie alles haben. Sie haben letztens nichts davon erwähnt.«
    »Hab es vergessen.«
    »Sobald die Glorianna einläuft, können wir alles an Bord bringen lassen.«
    »Klar.«
    »Sie benehmen sich etwas seltsam, Kirby.«
    »Ich? Seltsam?« Er grinste. Plötzlich bekam der ganze Raum Schlagseite und richtete sich dann langsam wieder auf. Er wurde leichtsinnig. »Joseph,

Weitere Kostenlose Bücher