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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Russen?«
    »Einer, der weniger nach einem Moskauer Jungen und mehr nach einem Amerikaner klingt.«
    »Zum Teufel mit den Amerikanern«, erklärte Iwan.
    »Ich fürchte, Sie haben einen vor sich.«
    »Vielleicht können wir das ändern. Ich nehme an, Ihr richtiger Name ist Michail?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann sind Sie jetzt Michail, wenigstens für den Rest des Nachmittags.« Er packte einen vorbeieilenden Kellner am Arm. »Bitte noch Wein für die Damen. Und eine Flasche Wodka für mich und meinen neuen Freund
Michail.«
    Er thronte auf der strahlend weißen Sitzbank, mit Sarah zu seiner Rechten und Michail direkt gegenüber. Mit der linken Hand goss er eiskalten Wodka in Michails Glas, als sei es ein Wahrheitsserum. Sein rechter Arm lag auf der Rückenlehne der Bank. Die feine Baumwolle seines Hemdes streifte Sarahs nackte Schultern.
    »Sie und Sarah sind also befreundet?«, fragte er Michail.
    »Ja.«
    »Wie befreundet?«
    Wieder protestierte Elena gegen Iwans Impertinenz, und wieder wurde sie von Iwan ignoriert. Michail leerte seelenruhig sein Glas Wodka und gab mit einem verschmitzten russischen Nicken zu verstehen, dass Sarah und er in der Tat sehr gut befreundet waren.
    »Sind Sie zusammen nach Saint-Tropez gekommen?«, fragte Iwan und füllte sein leeres Glas nach.
    »Ja.«
    »Wohnen Sie zusammen?«
    »Ja«, antwortete Michail, und Elena ergänzte hilfsbereit: »Im Chateau de la Messardiere.«
    »Gefällt es Ihnen dort? Sind Sie mit dem Service zufrieden?«
    »Es ist angenehm.«
    »Sie sollten bei uns in der Villa Soleil wohnen. Wir haben ein Gästehaus. Drei Gästehäuser, um genau zu sein, aber wer zählt schon?«
    Sie zählen,
dachte Sarah, antwortete aber höflich: »Das ist sehr freundlich von Ihnen und ein großzügiges Angebot, Mr. Charkow, aber wir möchten uns wirklich nicht aufdrängen. Außerdem haben wir unser Zimmer im Voraus bezahlt.«
    »Es ist doch nur Geld«, sagte Iwan im verächtlichen Ton eines Mannes, der viel zu viel davon hatte. Er versuchte, Michail nochmals nachzuschenken, doch der hielt die Hand über das Glas.
    »Ich habe genug, danke. Zwei sind mein Limit.«
    Iwan tat so, als habe er ihn nicht gehört, und goss zum dritten Mal ein. Das Verhör ging weiter.
    »Ich nehme an, Sie leben ebenfalls in Washington?«
    »Ein paar Blocks vom Kapitol entfernt.«
    »Wohnen Sie und Sarah zusammen?«
    »Iwan!«
    »Nein, Mr. Charkow. Wir arbeiten nur zusammen.« »Und wo?«
    »Im Dillard Center for Democracy. Das ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die Demokratie auf der ganzen Welt zu stärken. Sarah leitet unsere Initiative in Schwarzafrika. Ich bin für die Computer zuständig.«
    »Ich glaube, ich habe von der Organisation schon gehört. Vor ein paar Jahren habt ihr eure Nase in die russischen Angelegenheiten gesteckt.«
    »Wir sind in Osteuropa sehr aktiv«, erwiderte Sarah. »Aber unsere Russland-Initiative wurde von Ihrem Präsidenten unterbunden. Er war nicht sonderlich von uns angetan.«
    »Es war richtig von ihm, Ihnen einen Riegel vorzuschieben. Warum halten es die Amerikaner für nötig, dem Rest der Welt ihre Demokratie aufzudrängen?«
    »Glauben Sie nicht an die Demokratie, Mr. Charkow?«
    »Demokratie ist gut für die, die demokratisch sein wollen, Sarah. Aber es gibt Länder, die einfach keine Demokratie wollen. Und es gibt andere, in denen der Boden noch nicht bereitet ist und die Demokratie keine Wurzeln schlagen kann. Der Irak ist dafür ein gutes Beispiel. Sie sind in den Irak einmarschiert, um mitten in der muslimischen Welt eine Demokratie zu errichten. Ein nobles Ziel, aber die Menschen waren nicht reif dafür.«
    »Und Russland?«, fragte sie.
    »Wir
sind
eine Demokratie, Sarah. Unser Parlament ist gewählt. Und unser Präsident auch.«
    »Ihr System lässt keine funktionierende Opposition zu, und ohne eine funktionierende Opposition kann es keine Demokratie geben.«
    »Vielleicht nicht Ihre Art von Demokratie. Aber es ist eine Demokratie, die zu Russland passt. Und Russland muss es gestattet sein, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, ohne dass ihm der Rest der Welt über die Schulter blickt und jeden Schritt kritisiert. Wäre es Ihnen lieber, wir würden wieder das Chaos der Neunzigerjahre haben, als Jelzin unsere Zukunft in die Hände wirtschaftlicher und politischer Berater aus Amerika gelegt hat? Ist es das, was Sie und Ihre Freunde uns aufdrängen wollen?«
    Elena unternahm einen vorsichtigen Versuch, das Thema zu wechseln. »Iwan hat viele

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