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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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Komponente von HYDRA darstellten, denn sie waren von Natur aus dafür geschaffen, die Wände der menschlichen Zellen zu durchdringen. Sobald sie sich in einer Zelle befanden, injizierten die Partikel die bearbeiteten Abschnitte der komplementären DNA in den Kern. Handelte es sich nicht um das vorgesehene Opfer, geschah
nichts weiter. Doch im ausgewählten Opfer wurde ein tödlicher Prozess in Gang gesetzt. Sobald der Zellkern mit der Replikation begann, hefteten sich diese spiegelbildlichen Abschnitte automatisch an die vorher ausgesuchten Abschnitte der chromosomalen DNA und verhinderten ihre weitere Replikation. Der ganze komplizierte, absolut lebensnotwendige Prozess der Zellteilung und Zellreproduktion kam plötzlich zum Erliegen – wie bei einem klemmenden Reißverschluss.
    Während mehr und mehr Zellen infiziert wurden und die Reproduktion einstellten, bekamen die Opfer von HYDRA Schmerzen, hohes Fieber und Hautausschläge. Der Ausfall der am schnellsten replizierenden Zellen – Haarfollikel und Knochenmark  – rief ähnliche Symptome hervor wie die Schwäche und die Blutarmut, die von der Strahlenvergiftung bekannt waren. Am Ende griff die fortschreitende Zerstörung natürlich auf ganze Organe und Organsysteme über und führte unweigerlich zu einem langsamen und qualvollen Tod.
    Es gab keine Heilung. HYDRA konnte eigentlich nicht einmal entdeckt werden. Ärzte, die verzweifelt versuchten, den Auslöser für diese unbekannte Krankheit zu isolieren, würden nie darauf kommen, die ordinären, anscheinend harmlosen und nicht ansteckenden Bakterien zu studieren, die sich im Darm der Opfer versteckten.
    Der Gedanke brachte Brandt zum Schmunzeln. Unerkennbar, unaufhaltsam und unheilbar war HYDRA die perfekte Waffe für einen Killer. In vielerlei Hinsicht, dachte er zynisch, hatten Renke und sein Team eine mikroskopisch kleine Version der präzisionsgesteuerten Bomben und Geschosse geschaffen, mit denen die Amerikaner so gern angaben. Nur dass bei HYDRA niemals mit lästigen Kollateralschäden zu rechnen war.
    Wulf Renke, ein wesentlich kleinerer und dünnerer Mann, wandte sich von einem der DNA-Sequenzer ab und kam auf Brandt zu. Als er Handschuhe, Gesichtsschild und Mundschutz
abstreifte, kamen sein kurz geschnittenes weißes Haar und sein sorgsam getrimmter Vandyke-Bart zum Vorschein. Aus der Entfernung wirkte er jovial, ja fast freundlich. Erst aus der Nähe betrachtet fiel der kalte, unbeirrbare Fanatismus in Renkes dunkelbraunen Augen auf. Der Wissenschaftler teilte die gesamte Menschheit in zwei sehr ungleiche Lager: Jene, die seine Forschung unterstützten, und jene, an denen er die ausgefeilten biologischen und chemischen Schreckenswaffen ausprobieren konnte, die seine Stärke waren.
    Er lächelte ebenfalls ein wenig und streckte die Hand aus. »Erich! Willkommen! Kommst du, um deine neuen Spielzeuge persönlich abzuholen?« Dabei deutete er mit einer Kopfbewegung auf eine isolierte Kühlbox, die mit sorgfältig beschrifteten kleinen Glasampullen bestückt war. Beutel mit Trockeneis standen um die Box herum. Um das Risiko, dass ihre Bakterienwirte an Nahrungsmangel eingingen, zu minimieren, wurden die HYDRA-Varianten so lange wie möglich gefroren gehalten. »Da sind sie, allesamt verpackt und transportbereit.«
    »Ja, ich bin hier, um die Phase II-Varianten abzuholen, Herr Professor«, bestätigte Brandt leise und schüttelte ihm die Hand. »Aber wir müssen auch über andere Dinge reden. Private Dinge«, setzte er nachdrücklich hinzu.
    Renke hob eine dünne weiße Augenbraue. »Ja?« Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass die anderen Techniker und Wissenschaftler im Labor beschäftigt waren, ehe er sich wieder dem größeren Mann zuwandte. »Dann sollten wir vielleicht in mein Büro gehen.«
    Brandt folgte ihm durch den großen Flur zu einem fensterlosen Raum gleich nebenan. Eine Wand verschwand fast gänzlich hinter Regalen voll mit Büchern und anderen Arbeitsmaterialien. Dass neben dem Schreibtisch und dem Computer in einer Ecke des kleinen Zimmers auch ein schmales Feldbett mit einem unordentlichen Haufen Laken stand, überraschte Brandt nicht im Geringsten.
Renke war bekannt für sein völliges Desinteresse an materiellem Komfort, der anderen oft so wichtig war. Er lebte fast ausschließlich für seine Forschung.
    Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte Renke sich zu seinem Komplizen um. »Nun?«, fragte er fordernd. »Was führt dich so plötzlich

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