Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
draufhaben.
    »Vielleicht hilft es«, sagte ich, »wenn du mir etwas mehr über die genaue Beschaffenheit deiner Kräfte erzählst. Ich glaube, ich habe eine ungefähre Vorstellung, aber du könntest die Lücken füllen.«
    »Okay.«
    Als die Hecken am Straßenrand auftauchten und die Giebel des Landhauses durch die Parkbäume blitzten, hielt ich mich für mehr oder minder »auf dem laufenden«, wie Max Clifford gesagt hätte, einschließlich Lilac und so.
    Ich ließ Davey hinter dem Haus aussteigen, bevor ich den Wagen wieder in seinen Stall brachte. Er sollte ungesehen nach oben huschen, falls sich das einrichten ließ, während ich dem Haushalt erklärte, daß das arme engelsgleiche Würmchen völlig geschlaucht war, nachdem es sein hartes Tagwerk des Hummelflügelflickens, des Heilens geknickter Butterblumen, des lieblich die Regentropfen Anlächelns und allgemeinen Davidseins vollbracht hatte. Sobald er sicher unter der Decke steckte, konnte er besucht werden, ohne daß jemand spitzkriegte, wie es um die Einzelheiten seiner Verletzung bestellt war.
    Auf dem Garagenvorplatz wartete Simon auf mich. Ich hielt den Wagen an, kletterte hinaus und ließ den Motor laufen.
    »Es ist fast sieben«, bemerkte er eine Spur vorwurfsvoll. In meiner Notiz hatte ich ihn gebeten, sich mit mir um halb sechs wieder am Standort zu treffen.
    »Das ist doch ganz egal«, sagte ich. »Du manövrierstdiesen Bastard da in seinen Hangar. Die Zeiten meines Fahrens gehören der Vergangenheit an.«
    Seine Autobegeisterung überwältigte seine schlechte Laune. Er stieg ein, lenkte den Mercedes in die Garage und schaltete den Motor ab. Ich wartete im Hof darauf, daß er herauskam. Der Regen hatte aufgehört, und alles glänzte und tropfte wie frisch gewaschener Salat.
    Simon blieb unentschuldbar lange im Dunkel der Garage.
    »Was machst du da drinnen?« rief ich in die Finsternis. »Singst du das verdammte Ding in den Schlaf?«
    Zwei oder drei Minuten später kam er heraus, ging um den Wagen herum und schloß das Doppeltor der Garage.
    »Auf dem vorderen Beifahrersitz war Blut«, sagte er. »Ich hab’s abgewischt.«
    »Ach so. Guter Mann. Also dann, wenn’s schon sieben ist, geh ich besser auf mein Zimmer und zieh mich um.«
    Wir gingen zusammen zum Haus zurück.
    »Ich hab deine Nachricht bekommen, Onkel Ted. Ich hab’s keinem erzählt. Würd ich eh nicht gemacht haben.«
    »
Hätt
ich eh nicht gemacht«, brummelte ich.
    »Ach, ’tschuldigung. Das mach ich immer falsch.«
    »Dann
entschuldige
dich nicht auch noch dafür, Herrgott noch mal.«
    Simon hatte etwas an sich, das den Tyrannen in mir herauskitzelte. Alle Tyrannen reagieren gereizt, wenn ihre Opfer sich bereitwillig drangsalieren lassen, weshalb sie dazu neigen, sie noch mehr zu drangsalieren.
    »Bist du sauer auf mich?« fragte Simon.
    »Ich ärgere mich gerade ziemlich über mich selbst«, sagte ich. »Ärgere mich, weil ich sauer auf dich bin, ärgere mich, weil du es zuläßt, daß ich sauer auf dich bin, ärgere mich über mich, weil ich es zulasse, daß ich mich ärgere,und ärgere mich am allermeisten, weil ich so dämlich bin.«
    Der Satz enthielt zu oft »ärgere« und »sauer«, als daß Simon seine Bedeutung hätte entschlüsseln können, also wechselte er das Thema. »Wie geht’s Davey?«
    »Er wird’s überleben. Ich hab ihn ins Schlafzimmer verbannt. Und Clara?«
    »Die wird schon wieder. Ich hab sie auch ins Bett geschickt.« Er bückte sich und riß unter der Steinquitte, die an der Hauswand entlangwuchs, Unkraut heraus. »Ich nehme an, Davey ist wütend auf mich.«
    »Er glaubt, du wärst auf seine Kraft eifersüchtig. Er glaubt, du hättest den Moment absichtlich so gewählt, daß du aus dem Busch brechen und ihn demütigen konntest. Er glaubt, du bist böse.«
    Simon stierte. »Das ist doch lächerlich.«
    »Ja, vielleicht. Und wie siehst du die Sache? Was hältst du von Davey?«
    Er dachte darüber nach.
    »Er ist mein Bruder.«
    »Jaja. Aber was hältst du von ihm? Wie ist es, ihn als Bruder zu haben?«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie es
ohne
ihn als Bruder ist. Er kann nerven. Ich meine, Tatsache ist doch, er spinnt ’n bißchen. Und er kotzt mich echt an mit diesem ganzen verdammten Anti-Jagdsport-Zeug. Ich meine, er behauptet immer, daß er die Natur so liebt, aber er muß doch irgendwann mal checken, daß wir diese ganzen Wälder und Gehölze ohne die Fasanen nicht hätten. Tausende von Quadratkilometern wären hier bloß flache Felder. Das Waldland

Weitere Kostenlose Bücher