Das Pete Buch 37 - Kaum zu glauben
Kleider zu entledigen oder den Schwamm in Tätigkeit zu setzen. Nachdem er sich den Bauch vollgeschlagen hatte, kroch er, so wie er war, ins Bett. Erst als er die Decke über dem Kopf hatte, fühlte er sich sicher.
Um diese Zeit schlug die Uhr vom Schulhause gerade elf. —
Zwei Männer betraten bei dem letzten Glockenschlag den Vorbau des Watson-Hauses. Der eine ließ eine Taschenlampe aufleuchten. Der helle Schein fiel auf ein großes Schild.
„Nachriechen-Agendur J. Watson", las der andere laut vor; dann lachte er breit. „Hier sind wir richtig, will nicht meiner Mutter ehrlicher Sohn sein, wenn der Knabe nicht an der Quelle sitzt."
Der andere hatte inzwischen die Lampe wieder abgeschaltet. Er probierte jetzt, ob die Tür verschlossen war. Watson hatte natürlich nicht abgeschlossen; das war in Somerset sowieso nicht üblich.
„Es ist auf, Boß", sagte er jetzt, „wünschen Sie einzutreten?" Er machte eine Verbeugung, wobei er die Mütze vom Kopf nahm.
Der „Boß" schritt gravitätisch durch die Tür. Er kam in einen dunklen Gang und stolperte über einen alten Blecheimer. Das gab ein schepperndes Geräusch. Der „Boß" fluchte und rieb sich das Schienbein.
„Machen Sie gefälligst Licht, Sie Trottel!" herrschte er seinen Begleiter an. „Hier kann man sich ja alle Knochen brechen."
Die Lampe flammte wieder auf. Sie standen vor einer Tür. Der Boß klopfte an, bekam aber keine Antwort. Als sie eintraten, standen sie in Onkel Johns Office. Nacheinander durchsuchten sie dann alle Räume im Erdgeschoß. Dann stiegen sie die Treppe hinauf. Das war nicht einfach, der Boß war sehr dick und die Stiege sehr schmal. Der mit der Taschenlampe half dem Dicken, indem er von hinten nachschob.
„Elende Bruchbude", knurrte der Boß böse, „es ist eine Schande, was man auf seine alten Tage noch alles durchmachen muß."
„Pst, ich habe etwas gehört", sagte der andere jetzt, „es klang wie das Fiepen eines jungen Hundes."
„Ich höre nichts. Woher kam es denn?"
Das konnte der Mann mit der Taschenlampe leider nicht sagen. So standen sie eine Weile ganz still auf dem Flur und lauschten. Plötzlich rumpelte es neben ihnen ganz schrecklich. Der Dicke schrak ordentlich zusammen. Gut, daß es dunkel war, sonst hätte sein Begleiter sehen können, wie sich sein Gesicht verfärbte.
„Was war denn das?" wollte der andere wissen.
„Weiß i c h doch nicht", brachte der Dicke mühsam heraus, „sehen Sie gefälligst selbst nach! Für was bezahle ich Sie eigentlich?"
Der andere gab keine Antwort. Er ließ sein Licht leuchten — und entdeckte einen großen Kleiderschrank auf dem Flur. Im gleichen Augenblick rumpelte es da-drin ganz schrecklich. Dann erklang eine hohle Stimme:
„Bi-bi-bitte — mich ni-ni-nicht umbringen!"
Der Mann mit der Taschenlampe nahm allen Mut zusammen. Rasch öffnete er die Tür und zog einen zitternden Menschen heraus. Es war Jimmy Watson. Er hatte mal wieder, als er im Erdgeschoß Geräusche hörte, sein „Lieblingsplätzchen" aufgesucht.
„Aha", sagte der Dicke jetzt scharf, „da haben wir ihn! Sehr gut gemacht! He, Sie da, sind Sie der Nachrichtenmann?"
„Ich?? N-n-nein — äh — ja. Ich bin nur der Hilfsagent." Jimmy besann sich rasch auf seine Würde.
„Wie heißen Sie?" wollte der Dicke jetzt wissen.
„Jimmy Watson, Mister." Er fühlte sich mächtig geschmeichelt, weil der Mann ihn mit „Sie" anredete. Das kam aber nur daher, weil es so dunkel war, daß der andere ihn nicht genau sehen konnte. Jimmy war ja auch für sein Alter ziemlich groß.
„Aha, Jimmy Watson! Auf dem Schild vor dem Hause las ich den Namen. Also doch der Nachrichtenmann, was?"
„So — so ungefähr. Sie dürfen mir aber nichts tun, Mister. Ich kann nämlich alles an die große Glocke baumeln."
„Quatsch mit Soße", knurrte der Dicke, „ich will nur ein Geschäft mit Ihnen machen, Watson. Biete Ihnen zehntausend Dollar."
Stinktier riß den Mund auf und verdrehte die Augen. Hatte er richtig gehört? Sagte der Mann wirklich etwas von zehntausend Dollar? Der Watsonschlaks mußte das erst verdauen.
„Nun, wie ist es", wollte der Dicke wissen, „haben Sie keine Lust, auf leichte Art gutes, ehrliches Geld zu verdienen?"
„J — j — jaaa — doch!" stammelte Jimmy. „W — w — was muß ich aber dafür tun? Ich soll doch wohl keinen Mord begehen?"
„Blödsinn, Watson. Kommen Sie mit, werde Ihnen unterwegs alles erklären. Sie selbst haben ja die Meldung verbreitet, wenn ich mich nicht
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