Das Rätsel der Rückkehr - Roman
Mahlzeiten für die Kinder verlangt, die Miete zu zahlen, Schuhe zu ersetzen und Medikamente zu kaufen sind, dazu das Geld für Fußball am Freitagnachmittag, Kino am Samstagabend und die Kirmes am Sonntagmorgen. Nur weil wir uns unter einer Diktatur schinden, müssen wir kein schlechtes Leben führen.
Es ist am Subversivsten,
und von nichts anderem rede ich die ganze Zeit,
alles daranzusetzen, glücklich zu sein,
und dem Diktator eine lange Nase zu drehen.
Der Diktator verlangt, im Zentrum unseres Lebens zu stehen,
und mein größter Erfolg ist,
dass ich ihn aus meinem hinausbefördert habe.
Zugegeben, manchmal musste ich
das Kind mit dem Bade ausschütten.
Ich bin also fortgegangen und zurückgekehrt. Die Verhältnisse haben sich kein bisschen verändert. Auf dem Weg zu meiner Mutter habe ich heute Abend den Markt überquert. Die brennenden Lampions wirkten auf mich, als würde ich durch einen Traum gehen. Ein kleines Mädchen in einem rosa Strickkleidchen schläft in den Armen seiner Mutter, die gerade die Einnahmen des Tages zählt. Diese Zärtlichkeit, die dich alles andere hinnehmen lässt, hatte mich einst zur Verzweiflung gebracht, und so wird es auch bald meinem Neffen ergehen.
Die Leute im Viertel
mit ärmlichen Häusern beiderseits der Schlucht
bekommen einen Lohn,
von dem sie
unmöglich leben können.
Wobei unter Leben einfach nur
sich ernähren zu verstehen ist.
Die anderen Freuden des Lebens,
wie ins Kino gehen
oder ein Eis zu essen
am Sonntagnachmittag,
stehen ihnen inzwischen so fern,
dass sie sie nichts mehr angehen.
Werden sie erwähnt, dann mit einem Anflug Nostalgie.
Wenn einige Dior-Parfümierte
sich täglich
unter die dichte, nach Pisse riechende Masse mischen,
führt dies zu einem Krieg der Gerüche.
Ich weiß, die Lösung ist nicht,
den anderen an die Gurgel zu gehen.
Zumindest sagt man das in gewissen Salons.
Aber wie lange lässt sich noch
diese Spannung aushalten?
Mein Neffe hat es nicht so ausgedrückt,
aber ich höre bei ihm
ein Lied, das ich gut kenne.
Er will auf keinen Fall meine Mutter erschrecken,
deren Mann und einziger Sohn aus denselben Gründen
schon ins Exil gingen.
Jetzt steht die dritte Generation
vor dieser unlösbaren Frage.
Ein Blatt fällt vom Baum herab
auf das Heft,
in das ich diese Eindrücke schreibe.
Ich hebe das Blatt auf.
Meine Augen bleiben
an dem schwarzen Vogel hängen
mit dem langen gelben Schnabel.
Ich sehe die Dinge anders als zuvor, sagt mir der Neffe. Wie hast du sie früher gesehen?, frage ich ihn, ohne wissen zu wollen, welche Dinge er meint. Als Dinge, die in meinem Leben passieren. Und jetzt? Als Dinge, die um mich herum passieren. Ich spüre, wie der Abstand zwischen mir und der Realität immer größer wird. Das ist vielleicht der Raum für dein Schreiben.
Die Toten sind unter uns
Mein Neffe kam, um mich ins Hotel zurückzufahren. Wir sitzen im Auto seines Freundes Chico. Man muss die Füße hochhalten, denn es fehlt der Boden. Man sieht den Asphalt vorbeiziehen und Löcher mit grünem Wasser. Wie ein Cabrio, nur verkehrt herum. Sein Bruder hat Chico die Kiste hinterlassen, als er nach Miami ging. Sie benutzen sie zu viert. Um sie auszuleihen, muss man nur tanken. Wenn sie kaputt ist, bezahlen sie gemeinsam die Reparatur. Chico geht nächste Woche fort und lässt das Auto der übrigen Clique. Sie fahren abwechselnd damit, müssen aber am Samstagabend dieselbe Disko besuchen. Mit den Freundinnen sind sie dann zu acht. Das wird eng. Die Mädchen bestehen darauf, samstags den Sprit zu bezahlen.
Ich wende mich um und sehe
meine Mutter an der großen roten Schranke stehen.
Sie muss aus dem Schlaf geschreckt sein und sich
in aller Eile angezogen haben, als sie erfuhr, dass ich gehe.
Dieses spitze Gesicht kenne ich gut.
Als spürte sie ständig eine Gefahr.
Das letzte Bild von meiner Mutter,
als der Wagen in die Kurve einbiegt,
sehe ich, wie sie den kleinen Nachbarn,
ihren letzten Vertrauten, an die Hand nimmt.
Ich steige in der Nähe des Platzes aus.
Möchte zusehen, wie der Abend
sich auf Pétionville niederlässt.
Wer nicht bei Nacht durch eine Stadt streifte,
kennt sie noch nicht.
Ich setze mich dem Rathaus gegenüber
um Wagners
Ring
zu hören,
den der Bürgermeister jeden Abend spielt.
Ein Mann setzt sich neben mich.
Er spricht mich an, die Augen halb geschlossen,
die Hände zwischen die Beine gelegt.
Seine Rede ist von langem
einvernehmlichem Schweigen unterbrochen.
Erst nach
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