Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
Vom Netzwerk:
gerne ins Krankenhaus einweisen, aber sie will nicht.«
»Sie sind der Hausarzt?«
»Schon seit über vierzig Jahren. Das mit Franz ist so schrecklich. Und ein absolutes Rätsel. Der Junge war doch kerngesund, da war nichts.«
»Na ja, er hat viel geraucht und viel Kaffee getrunken, da kann das schon passieren.«
»Da hätte er doch vorher schon ein paar Symptome haben müssen, Ödeme, Hypertonie, Atemprobleme oder Brustschmerzen. Als er jünger war, ist er mit seiner Mutter wegen jedes kleinen Hustens zu mir gekommen und wollte eine Medizin. Aber wahrscheinlich haben Sie Recht. Der menschliche Körper ist schon etwas ganz Besonderes.«
»Ja.« Ich fluchte innerlich. Da war ich mir gerade so sicher gewesen, dass doch alles mit rechten Dingen zugegangen war, und nun hatte er wieder Zweifel in mir geweckt. Franz hatte tatsächlich nie geklagt. Hätte er mit von Schmerzen oder Kribbeln erzählt? Sicher, er hatte mir auch haarklein von seinen Schlafproblemen berichtet. Und selbst wenn es ihm vor mir peinlich gewesen wäre, seinem Doktor hätte er es bestimmt erzählt. Oder der Tod kam doch aus heiterem Himmel. Eine Kombination aus einer Zigarette zu viel, einem schlechten Traum und der falschen Bewegung.
»Herr Mustermann? Soll ich Frau Geier etwas ausrichten? Einen Zettel hinterlegen, dass Sie angerufen haben?«
»Nein, danke, das ist nicht nötig. Ich wollte nur hören, wie es ihr geht. Wissen Sie, wann die Beerdigung sein wird?«
»Nächste Woche, am Mittwoch, 9 Uhr.«
»Danke.«
Ratlos stand ich in der Wohnung und verwünschte den Tag, an dem ich mich mit dieser Idee von Clara angefreundet hatte. Wieso musste ich mich darauf einlassen, über den toten Manager zu recherchieren? Nun hatten mich meine Recherchen soweit gebracht, einen toten Freund zu betrauern und mich in meiner Wohnung zu verbarrikadieren wie ein paranoider Multimillionär. Bei näherer Betrachtung fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Alles hatte wirklich mit Clara und ihrer verrückten Idee begonnen.
Seit dieser Nacht in ihrem Bett war mein Leben ein einziges Chaos.
Ich riss die Wohnungstür auf und lief hinüber, um Sturm zu klingeln. Ich wollte meinen ganzen Frust bei ihr abladen. Doch sie öffnete nicht. Ich klingelte noch einmal. Vergeblich. Ich überlegte weiter. Clara hatte das mit der verschwundenen Aktentasche gewusst. Woher?
Plötzlich stutzte ich. Da gab es noch ein Zusammenhang. Das Verschwinden eines Gegenstandes verband uns. Bei mir und Franz fehlten die Akten, bei Werner die Aktentasche.
Oder? Wieder beschlich mich Unsicherheit. Waren meine Akten vielleicht doch im Auto und die von Franz in der Redaktion?
Um jeglichen Zweifel auszuradieren, schnappte ich mir den Autoschlüssel und rannte nach unten. Im Auto sah ich sogar im Kofferraum, im Handschuhfach, unter den Sitzen und selbst unter den Fußmatten nach, doch dort waren keine Akten. Um auf Nummer Sicher zu gehen, startete ich den Wagen und fuhr in die Redaktion, wo ich die Kartons, die den Inhalt seines Schreibtischs enthielten, ausschüttete und untersuchte. Keine Akten. Seinen Schreibtisch hatte schon ein anderer Kollege in Besitz genommen, den ich noch aus meiner Zeit beim Morgenspiegel kannte. Der schüttelte mir voller Mitgefühl und seltsamen Blicken über meinen merkwürdigen Aufzug die Hand. Mehr passierte nicht. Der Rest der Kollegen war glücklicherweise damit beschäftigt, die nächste Ausgabe von Schreckensmeldungen vorzubereiten.
Und da ich gerade dabei war, mit meinen Zweifeln aufzuräumen, fuhr ich abschließend noch zur Berliner Staatsbank, um mich nach Werners Aktentasche zu erkundigen.
    Beate Heitmann war sehr überrascht, mich wiederzusehen.
»Hallo, Herr Mustermann! Was macht Ihr Artikel? Schon fertig oder haben Sie noch Fragen?«
Sie saß in dem ordentlichen Zimmer an ihrem Schreibtisch und hatte gerade etwas am Computer geschrieben.
»Ich habe noch eine Frage. Was ist mit der Aktentasche – hat die sich inzwischen wieder angefunden?«
Ich hatte vor der Bank schnell noch ein paar Sonnenblumenkerne von meiner Kleidung abgeklopft und versucht, einigermaßen anständig auszusehen. Doch es schien mir nicht besonders gut gelungen zu sein, denn sie betrachtete mich verwundert, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, sie bleibt verschollen.«
Ich sah sie nachdenklich an.
»Sie wissen nicht zufällig, was drin war?«
»Nein.« Wieder schüttelte sie ihren Kopf.
»Irgendwelche wichtigen Papiere?«
»Ich weiß es nicht, ehrlich nicht.«
Ich nickte. »Gab es

Weitere Kostenlose Bücher