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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Beifahrerfußraum, und sie konnte den Fahrer nicht sehen, wusste aber, in welcher Richtung er sich befand. Sie versuchte mit der Pistole auf ihn zu zielen, doch der Fahrer verdrehte ihr Handgelenk, bis sie die Waffe fallen ließ. Sie schrie auf und fragte sich, ob ihre Hand gebrochen war. Wie war sie nur auf die blöde Idee gekommen, in den Wagen zu springen?
    Das hier ist kein Film, du dumme Gans.
    Das wird dir noch furchtbar leidtun .
    Sie glaubte nicht, dass ihr Handgelenk noch weiter verbogen werden konnte, aber sie hatte sich geirrt. Sie zitterte und stöhnte vor Schmerzen.
    »Du hast Mumm, Schätzchen«, flüsterte der Fahrer. »Zwar nicht viel Verstand, aber Mumm. Eine ganze Menge sogar.«
    Er ließ ihre Hand los und packte sie am Genick. Brutal drückte er ihr Gesicht in den Sitz.

    »Jawohl«, zischte er. »Dein Liebster ist hier bei uns im Leichenwagen. Bis auf sein Ohr natürlich. Er liegt im Sarg und spielt Van Gogh.«
    Sarg? Vielleicht derjenige, in dem sie in dem alten Haus am Friedhof gelegen hatte?
    »Du wirst doch unsere Verabredung heute Nacht einhalten, oder?«
    »Ja«, keuchte Jane.
    »Gut«, sagte er. »Dann genieß die Fahrt.«
    Mit der einen Hand hielt er Janes Kopf fest, während er mit der anderen steuerte. Er fuhr eine scharfe Kurve. Janes Beine, die immer noch aus dem Fenster hingen, wurden herumgeschleudert. Sie drohte, aus dem Wagen zu fallen. Sie keuchte vor Überraschung – und dann vor Schmerz, als sich seine Finger in ihren Nacken gruben.
    Sie fühlte sich, als wäre sie durch einen Fleischwolf gedreht worden. Das Auto fuhr wieder geradeaus.
    Wieso hilft mir denn niemand?
    Irgendwer muss mich doch sehen?
    Wie kann man denn einen gottverdammten Leichenwagen übersehen, aus dem zwei nackte Beine baumeln?
    Aber schon bald hatten sie die Stadt und damit auch die letzte Straßenlaterne hinter sich gelassen. Jane hörte das Zirpen der Grillen und die Schreie der Nachtvögel.
    Der kühle, feuchte Fahrtwind umspielte ihre nackten Beine.
    »Gefällt dir die Fahrt?«
    »Fick dich«, sagte sie.
    »Wie unhöflich«, sagte der Chauffeur. Er klang belustigt.
    Dann verlangsamte er den Wagen und bog nach rechts ab. Schotter knirschte unter den Reifen.
    Es war ein mit Schlaglöchern übersäter Feldweg. Der
Fensterrahmen stieß hart gegen Janes Hüfte. Ihr Kopf wurde noch stärker in das Sitzpolster gepresst. Aufgewirbelte Kieselsteine trafen ihre Beine, Büsche und kleine Äste streiften ihre Waden.
    »Um Mitternacht, Schätzchen. Ich freu mich auf dich.«
    Der Griff um ihren Nacken löste sich.

41
    Als Jane aufwachte, hatte sie Kopfschmerzen und ihr war übel.
    Hoch über ihr ragten grüne Baumwipfel in den blauen Himmel. Sie lag auf weichem, von Wurzeln durchzogenem Waldboden.
    Nach ein paar Sekunden erinnerte sie sich an den Leichenwagen.
    Um Mitternacht, Schätzchen. Ich freu mich auf dich.
    Irgendetwas – vielleicht der Türrahmen des Autos – war gegen ihren Kopf geprallt. Vage konnte sie sich daran erinnern, dass sie aus dem Auto gefallen und einen kleinen Abhang hinuntergerollt war. Also war sie nicht völlig bewusstlos gewesen. Sie hatte aufstehen wollen, war aber viel zu müde dafür gewesen und einfach auf dem Boden liegen geblieben.
    Das alles konnte erst ein paar Stunden her sein – dem Himmel nach zu urteilen war es früher Morgen.
    Sie hatte bis Mitternacht Zeit, um zur Kirche zu gelangen.
    Jane hob ächzend den Kopf. Die Schmerzen wurden schlimmer. Sie stützte sich auf die Ellbogen.
    Der rechte Ärmel ihres Morgenmantels war fast abgerissen. Ihre Beine hatte es am schlimmsten erwischt: Sie waren total verdreckt und mit einem Geflecht aus Kratzern und Beulen überzogen. An manchen Stellen war die
Haut aufgeschürft und blutete. Ein paar Piniennadeln steckten zwischen ihren Schamhaaren. Ihr Bauch war ebenfalls mit Dreck und Blut überzogen, sodass sie das Wort GEHORCHE kaum mehr erkennen konnte. Ihre Brüste schienen bis auf einen etwa fünf Zentimeter langen Schnitt, der an ihrer rechten Brustwarze endete, unversehrt geblieben zu sein.
    Auf der Tafel deines Körpers und deiner Seele schreiben wir das Buch von Jane.
    Ob Mog das damit gemeint hatte? Vielleicht.
    Dann fiel ihr Braces Ohr ein.
    Meine Schuld. Es ist alles meine Schuld.
    Und jetzt steckt er in einem Sarg.
    In dem Sarg, in dem sie nur mit einem Negligé bekleidet gelegen hatte. In dem Brace sie gefunden und sich so sehr darüber aufgeregt hatte. Jetzt lag er selbst drin. Bis auf sein Ohr.
    Und spielt Van Gogh.
    Sie

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