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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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rausfahren wollen. Es gibt gute Tage und schlechte. Wir kommen zurecht.«
      Es wäre wirklich kaum zu glauben, dachte Martha, wenn sie zufällig im selben Haus ein Zimmer genommen hätte, in dem der Mann wohnte, den sie suchte. Jedenfalls wusste er vielleicht, wo sich die Fischer herumtrieben und welche anderen lokalen Geschäftszweige eng mit der Fischerei verbunden waren. Vielleicht würde es sich lohnen, ihn einmal wie eine interessierte Touristin unverfänglich zu fragen.
      »Frühstück gibt es von acht bis halb neun«, sagte Mrs Cummings. »Ich muss es so schnell über die Bühne kriegen, damit ich die Kinder für die Schule fertig machen kann. Und hier sind die Schlüssel.« Sie reichte Martha zwei Schlüssel an einem Ring. »Der große ist für die Eingangstür. Wir schließen immer gegen halb elf ab, aber Sie können kommen, wann Sie wollen. Der andere ist für Ihr Zimmer. Im Erdgeschoss gibt es einen kleinen Aufenthaltsraum - es hängt ein Schild dran - mit einem Wasserkocher und einem Fernseher. Leider nur schwarzweiß. Aber es gibt Teebeutel und ein Glas Nescafe. Sie können sich dort jederzeit was zu trinken machen.«
      »Danke«, sagte Martha lächelnd. »Ich werde schon zurechtkommen.«
      Mrs Cummings nahm die Karte, die Martha ihr gegeben hatte. »Gehen Sie jetzt aus?«
      »Ja. Ich dachte, ich mache vor dem Essen einen kleinen Spaziergang.«
      »Gute Idee. Gut, dann bis später ... äh ...« Sie schaute auf die Karte. »Susan, richtig?«
      »Ja, genau. Auf Wiedersehen.« Und Susan Bridehead ging hinaus in den späten Nachmittag.
     
     

* 28
    Kirsten
     
    »Ja, ich bin mir ganz sicher, dass Kirstens Magen nicht ausgepumpt werden muss«, wiederholte Dr. Craven geduldig. »Sie haben selbst gesehen, dass sie die Tabletten erbrochen hat, bevor sie in ihren Blutkreislauf eindringen konnten. Schlimmstenfalls wird ihr eine Weile etwas übel und schwindelig sein - das ist das Mindeste, was sie verdient - und wahrscheinlich wird sie irrsinnige Kopfschmerzen haben.«
      Sie standen in Kirstens Zimmer, sie selbst lag zugedeckt in ihrem Bett. Ihre Mutter war völlig außer sich und rang ihre Hände wie eine Figur in einer viktorianischen Tragödie.
      »Sie sind besorgt, verständlicherweise«, fuhr die Ärztin fort. »Vielleicht wäre es das Beste, Sie nehmen ein Beruhigungsmittel und legen sich selbst eine Weile hin.«
      »Ja.« Kirstens Mutter nickte und runzelte dann die Stirn. »Ach, das geht ja gar nicht.« Sie sah ihre Tochter an. »Sie hat alles genommen.«
      Es war nicht als Anklage gemeint, wusste Kirsten, aber ihr wurde erneut bewusst gemacht, dass sie nichts weiter getan hatte, als sich zur Plage zu entwickeln, seit sie nach Hause zurückgekehrt war. Zuerst hatte sie sich geweigert, aus dem Haus zu gehen, dann hatte sie sich über den gesamten Wohnzimmerteppich erbrochen, und nun nahm sie ihrer Mutter auch noch den Schlaf der Gerechten, den die arme Frau angesichts der fürchterlichen Schicksalsschläge, die ihr Leben in der letzten Zeit heimgesucht hatten, so dringend benötigte.
      Zum Glück griff Dr. Craven in ihre Tasche und präsentierte die Rettung.
      »Eine Probepackung«, sagte sie, während sie eine kleine Zellophanpackung hervorzog. Sie enthielt vier gelbe Pillen, jede einzeln verpackt. »Und ich gebe Ihnen ein Rezept, um das zu ersetzen, was verloren gegangen ist. Kirsten braucht jetzt Ruhe.«
      Sie kritzelte auf ihren Block, riss das Blatt ab und reichte es weiter. Die Schroffheit in ihrem Ton und ihrer Stimme bemerkte sogar Kirstens Mutter, die normalerweise von allen Andeutungen, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht war, unberührt blieb.
      »Ja ... ja ...« Mit der Packung und dem Rezept in der Hand entschwand sie Richtung Tür. »Ja ... Ich hole mir nur ein Glas Wasser und lege mich dann hin.«
      Als sie schließlich fort war, seufzte die Ärztin und setzte sich neben Kirsten auf die Bettkante. »Sie meint es ja nur gut«, sagte sie.
      Kirsten nickte. »Ich weiß.«
      Dr. Craven ließ einen Moment verstreichen, ehe sie in einem wesentlich sanfteren Ton hinzufügte: »Aber das war nun wirklich eine Dummheit, oder?«
      Kirsten antwortete nicht. Sie war sich nicht sicher.
      »Hören Sie«, fuhr Dr. Craven fort, »ich kann nicht so tun, als wüsste ich, wie Sie sich fühlen, nach allem, was geschehen ist. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was Sie durchgemacht haben, was Sie immer noch durchmachen, aber eines kann ich Ihnen

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