Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
als wir. Auch sie folgen ihren Instinkten. Natürlich wollen sie das Dunkle von der Welt schaffen, wie wir das Licht.
Jahre lang hatten wir über die Dunkelheit geherrscht und nun bricht das Licht an. Es ist wie eine lange Eiszeit, an die sich alle gewöhnen. Plötzlich bricht die Sonne zwischen den Wolken hervor und es wird Sommer."
Kail blickte direkt zu Tess. Ihr wurde mulmig zumute und sie trat von einem Bein auf das andere. Es war ihre Schuld. Ihre einzige Schuld an alldem und sie hatte es nicht kommen sehen.
Wie auch?
Der Vampir drehte sich wieder der Menge zu.
"Aber Nail. Ich hindere dich nicht daran, deinen zweiten Versuch zu starten. Womöglich gelingt er, aber erhoffe dir nicht zu viel. Theresa, Gloria und Jace kommen mit dir. Keine Widerrede. Theresa ich will, dass du die Sunnyvamp tötest. Sonst niemand."
Tess schluckte und war wie gelähmt. Nur schwach brachte sie ein Nicken zustande. Kail drehte sich um und ging. Anastasia war nicht zu sehen.
Wut und Hass überrollten Tess. Am liebsten würde sie streiken, doch sie wusste genau, was sie danach erwarten würde. Lieber nicht. Vielleicht konnte sie etwas für San an Ort und Stelle tun. Luke legte ihr eine Hand auf die Schulter, sprach aber mit Jace.
"Hilf ihr bitte. Sie will das nicht."
Keine Antwort kam.
Doch auf einmal spürte sie noch eine Hand auf ihrem Arm, die sie mit einer beschützenden Kraft von Luke fortzog. Tess gehorchte und ließ es zu. Grausame Bilder huschten ihr vor die Augen. Verschiedene Methoden eine Freundin zu töten.
Ihr wurde übel.
Sie schluckte. Sie durfte sich jetzt nicht übergeben. Tess würde selbst dafür sorgen, dass sie ihre Möglichkeit nicht bekam.
Die grünen Container entfernten sich in der kühlen Nacht. Wind pfiff um ihre Ohren und ihr Haar schlug ihr oft ins Gesicht. Die kleine Gruppe begann zu laufen. Der harte Boden verübte ein betäubendes Gefühl die Beine hinauf. Mal beim rechten und dann wieder beim linken. Jace ließ sie nicht los.
Tess wollte fort. Ganz weit weg. Am Besten ins alltägliche Leben zurück oder an einen Ort, an dem sie nie wieder das Gefühl haben musste, das sie im Augenblick hatte.
Wohnungen und Einfamilienhäuser flitzten an ihr vorüber. In manchen Zimmern brannte noch Licht, aber meist war es dunkel oder es flackerte ein Fernseher vor sich hin. Ja. Auch sie würde gerne Fernsehen.
Sie kamen in eine Straße die sie kannte. Immer nach der Schule waren sie zu San gegangen und hatten Ball gespielt und sich aufgeschürfte Knie dabei zugezogen. Nachdem San sie getröstet hatte, war auch schon wieder alles vergessen.
Abrupt blieben sie stehen. Die Erinnerung zerriss. Wie ein Blatt im starken Wind. Das Haus ihrer Freundin und Tess altes zweites Zuhause ragte vor ihnen empor. Sie erinnerte sich wieder an die Nacht, an der sie San gebissen hatte. Das gleiche Gefühl, der Verlorenheit beschlich sie jetzt.
Nail drehte sich zu ihnen um.
"Ich mache jetzt meine Arbeit. Verteilt euch unter den Fenstern. Lasst keinen entkommen. Wenn es geht, nicht einmal die Katze. Verstanden?"
Er blickte in jedes einzelne Gesicht. Beschämt blickte sie zu Boden. Alles in ihr sträubte sich vor diesem Moment und doch nickte sie knapp. Sie konnte nichts dagegen tun. Kail würde es schneller erfahren, als sie "Scheiße" sagen könnte. Nail hatte das Sagen und Tess musste gehorchen.
Aber, dass er Lil hineinziehen wollte, war unerträglich. Das kleine Mädchen, das ständig krank war. Sie war doch nur ein Kind und konnte nichts dafür.
"Okay, dann los."
Nail drehte sich um und flitzte davon.
"Ich übernehme die Tür. Nimm du die Fenster, an denen du nicht erwarten würdest, dass deine Freundin dort herauskommen wird."
Sie nickte und ging langsam und traurig um das Haus herum. Träge stellte sie sich unter die dunklen Fenster in den Garten. Über ihr war das Badezimmer und ein kleines Büro. Niemand sollte hier hervorkommen.
Lange Zeit geschah nichts.
Die Sterne funkelten ruhig am Himmel, so als würde nichts geschehen. So als wäre die Welt noch in Ordnung. Auch der Mond nahm von ihr keine Notiz.
Doch in Ordnung war nichts. Ihre Gedanken könnten sie umbringen.
Kapitel 12
Heißes Ungeheuer
Sandy
Ich hatte Lil das Buch bis zum Ende vorgelesen und so verstrich der ganze restliche Tag.
Schon lange hatte ich nicht mehr gelesen und ich war total überrascht, wie stark es mich mitgerissen hatte. Einfach Wahnsinn.
Lil hatte Rotz und Wasser geheult, bei dem Tod eines Mädchens. Ich hatte nur
Weitere Kostenlose Bücher