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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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nix verstanden. Denken, Franzi ist krank. Herzinfarkt. Kreislauf gebrochen zusammen. So etwas ich denken. Ich will Telefon, rufen Notarzt. Doch Paps weg. Ist nicht in Wohnzimmer. Ich suchen und telefonieren Arzt gleichzeitig, und ich finden ihn in Bett. Tot! Wer tun so etwas?«
    Clara wusste es ja auch nicht. Sie schob den Gedanken beiseite, Hannes könnte ein Mörder sein, ein Doppelmörder, und zog die Strickjacke fester um sich. Ich muss aufstehen, Feuer machen, etwas trinken. Doch sie blieb sitzen.
    Achims Anruf vorhin war eins zu viel gewesen. Etwas in ihr hatte knacks gemacht, einen Schalter umgelegt. Seither lief sie auf Sparflamme. Angefangen hatte es allerdings bei Klaus und den Kindern.
    Den ganzen Vormittag über hatte sie diese Kraft gespürt, die sie zu ihnen trieb. Sie musste einen Teil der Last für sie tragen, ihnen helfen, und sei es nur dadurch, dass sie Mittagessen kochte. Während der Fahrt im Bus war ihr schlecht geworden und ihre Schritte immer langsamer, als sie sich schließlich der Doppelhaushälfte in Perlach näherte. Wieso zitterte ihre Hand, als sie klingelte? Es dauerte, bis Klaus kam und öffnete. »Clara.« Es war keine Frage. Es schwang auch kein Erstaunen über ihr Erscheinen mit. Ihr Name hing einfach so in der Luft, wie ein Fremdkörper.
    Ihr wurde kalt. »Klaus … Ich wollte … « Sie konnte doch unmöglich sagen: sehen, wie es euch geht. »Kann ich irgendetwas für euch tun?«
    Er ging zur Seite, ließ sie ein, schloss die Tür hinter ihr jedoch nicht. Etwas war anders als sonst. Es war still im Haus. Keine Musik, kein Fernsehlärm, keine lautstark geführten Telefonate oder Diskussionen, kein Lachen und kein Gezänk. Clara fühlte sich wie unter Wasser. Jede Bewegung gelang ihr nur mühsam, als ob sie gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfte. Im Flur blieb Klaus stehen. »Wer ist es?«
    Sie verstand nicht, was er meinte.
    »Das kannst du für mich tun. Sag mir den Namen von dem Kerl.«
    Verwundert sah sie ihn an. Franzi war tot, und er wollte den Namen ihres Liebhabers wissen. Das war doch jetzt völlig egal. »Ich kenne ihn nicht. Franzi hat ihn mir nicht genannt.«
    Klaus machte einen Schritt auf sie zu. Blieb unmittelbar vor ihr stehen. Seine Augen waren rot gerändert. Er hatte geweint, und doch war sein Blick so kalt. »Willst du mich verarschen?«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Klaus, ich kenne den Namen wirklich nicht.« Und wenn ich ihn wüsste, würde ich ihn dir nicht verraten.
    Forschend sah er ihr ins Gesicht, unschlüssig, ob er ihr glauben sollte. »Aber du wusstest Bescheid.«
    »Franzi wollte nicht darüber sprechen, aber ich habe es trotzdem mitgekriegt«, sagte sie wahrheitsgemäß. Sie hielt seinem Blick stand. Er schien ihr zu glauben und rückte von ihr ab.
    »Wenigstens bekommt er sie jetzt auch nicht.«
    Mein Gott, war das seine einzige Sorge, dass der Mann, den Franzi geliebt hatte, sie nicht bekam , als wäre sie irgendjemandes Besitz. Doch sie behielt diesen Gedanken für sich. Sie war nicht hier, um zu streiten. »Klaus, sag, kann ich irgendetwas für euch tun?«
    Sein Blick kehrte zurück, die Pupillen verengten sich. Er musterte sie wie ein abscheuliches Insekt. »Ich denke nicht, dass es etwas gibt, das du für uns tun kannst. Ausgerechnet du.«
    Was hatte er gesagt?
    Sie brachte kein Wort heraus. Wie meinte er das? Und plötzlich erkannte sie die Wahrheit: Sie war schuld! Ihre Schuld und die Scham darüber hatten sie hierhergetrieben, in der Hoffnung auf Absolution und Wiedergutmachung. In der Erwartung, sich reinwaschen zu können, indem sie schrubbte, kochte, saugte. Franzi würde noch leben, wenn sie nicht so egoistisch gewesen wäre und selbst auf Paps aufgepasst hätte. Franzi war tot, wegen eines Dates, wegen eines romantischen Abends. Wegen Champagnerbläschen und eines törichten Kusses. Es gab nichts, was sie für Klaus und die Kinder tun konnte. Jeder andere. Nur nicht sie. »Nein. Natürlich nicht. Entschuldige.«
    Sie wusste nicht, wie sie nach Hause gekommen war. Weder an eine Busfahrt konnte sie sich erinnern, noch ob sie gelaufen war. Und dann hatte auch noch Tanja angerufen. Clara war nicht rangegangen, hatte aber mitgehört, als sie eine wütende Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterließ. Man hatte Hannes festgenommen, und schuld war natürlich sie, Clara. Nicht er und Tanja. Die Wut über diese verdrehte Sichtweise hatte Clara kurzzeitig aus ihrer Unterwasserwelt auftauchen lassen.

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