Demor - Einfach bösartig (German Edition)
spreche vom Spiel mit Schwert und Zauberbuch.«
»Das älteste Spiel auf Fantastika? Ihr habt Sinn für Humor. Eine solche Partie habe ich schon seit einem Zeitalter nicht mehr gespielt.«
»Aber Ihr seid Lord Demor! Wer sonst könnte mit den Figuren umgehen? Das Geschick werdet Ihr sicher nicht verlernt haben.«
So arrogant dieser Mensch vor ihm auftrat, so recht hatte er. Selbstverständlich kannte er das Spiel und seine Regeln.
Er ballte die Faust – kein gutes Zeichen, die Balance zu finden. »Warum nicht? Setzen wir uns um den Tisch. Zeit für ein kleines Spielchen bleibt auch mir.«
»Tatsächlich? So sagt Euren Einsatz!«
» Katschek! Ja, der Einsatz muss ausgespielt werden!«, geiferte der Goblin wie ein Hund an einem Knochen.
Der Lich schaute zum Kopflosen und zu Bult, anschließend zuckte er mit den Schultern. »Gold?«
Während der Goblin mit dem Kopf wackelte, zischte Gallgrimm durch die Zähne. »Lächerlich! Traut Ihr Euch so wenig zu, dass Ihr uns tönende Münze anbieten müsst?«
»Was hätte ich anderes zu geben?«
Ohne ein Anzeichen des Nachdenkens deutete der Zauberer mit seinem Kinn auf Demors Stab. »Dieser da soll Euer Einsatz sein.«
Als griffe bereits jemand nach dem Artefakt, zog es der Lich zurück. »Nicht in eintausend Äonen! Keinen Besitz der Welt, welcher dem gleichkommt, könnt Ihr mir als Gegenleistung bieten!«
»Untoter Zauberer, Ihr irrt Euch erneut.« Jetzt zog Gallgrimm seine Hände unter dem Mantel hervor. Sie strahlten leichenblass, zugleich zogen sich schwarze Rinnsale unter der Haut entlang. Geschwind hob er die Augenklappe ein Stück an und bohrte mit drei Fingern tief in die Stelle dahinter hinein. Mit versteinerter Miene hielt er eine augapfelgroße Kugel nach vorn. Sie glänzte schwarz und in ihrer Mitte strahlte ein orangefarbener Nebel.
Demors Zähne begannen in Ehrfurcht zu bibbern und durch seine Knochen ging ein Beben, das unermessliche Angst und Gier in sich vereinte.
Der Seelenmeisterspruch.
Nach all den Jahren der Suche.
Es war eine Macht, die er längst verschollen geglaubt hatte. Aber in diesem Augenblick pulsierte sie in greifbarer Nähe, kaum vier Schritte vor ihm.
»Woher …?«, stotterte er und die Ehrfurcht vor der Zauberspruchkugel drohte ihn in die Knie zu zwingen.
»Ich sagte es bereits: Kamenoth ist tot.«
»Und Ihr habt das Zauberauge bei ihm gefunden?«
Gallgrimm schwang den Kopf von einer Seite zur anderen. »Auf die eine oder andere Weise. Seid Ihr immer noch der Meinung, ich könnte Euch nichts bieten?«
Die Gier in Demor erreichte eine neue Stufe – ein weiterer Charakterzug, der den Bannrunen zuträglich war. Der Meister aller Meister. Damit hatte ihn einst der Zauberer Kamenoth besiegt. Er brauchte diese Kugel.
»Spielen wir!«
»Zu dritt oder findet Ihr noch einen Gefährten?«
»Wenn ich einen Hut besäße, könnte ich einen herauszau…«
»Ich werde mitspielen!«, erklang eine weibliche Stimme.
Sofort richteten sich die Blicke auf die Halbdämonin, die aus einer der dunklen Ecken hervortrat.
Bult stöhnte auf und bedeutete dem Wirt, einen neuen Krug zu holen. Demor ging wie verzaubert ein paar Schritte auf sie zu. Seine Füße bewegten sich wie von selbst.
Grazil tänzelte sie auf ihren Hufen zu ihm, um ihn im letzten Moment mit einem kalten Lächeln stehen zu lassen und sich Gallgrimm zuzuwenden. Als wollten sie den Lich davonjagen, wallten ihre Flügel kurzzeitig auf.
Störrisches Zicklein! Wirst bald gefügsam sein.
»Ich spiele, um das Kräfteverhältnis auszugleichen, und nicht, weil ich für jemanden Partei ergreife.« Mit einem Finger fuhr sie dem Menschenzauberer die Schläfe hinunter in Richtung Mund. Dort umkreiste sie die Lippen mit der Nagelspitze und setzte am Kinn wieder ab. Sie blickte zurück und zwinkerte Demor zu – ein Zwinkern, das eine Knospe erblühen und gleichsam zu Asche zerfallen lassen konnte.
»Welch charmante Gesellschaft! Ihr seid ein Glückspilz, Lord Demor! Und wie ist Euer Name, Madam?«
»Nennt mich Dalir Criangold!«
Der Goblin begann, wie ein Gockel zu lachen. »Schätzchen! Vielleicht überlegt Ihr Euch die Wahl. Hier gibt es auch eine Gruppe richtiger Männer. Katschek! Ich kann Euch jedenfalls bedienen.«
Sie beugte sich zu ihm runter und seine lange, grüne Nase verschwand beinahe zwischen ihren Brüsten. Mit Daumen und Zeigefinger deutete sie eine Spanne von einer Fingerbreite an. »Ich fürchte, Ihr denkt zu kurz.«
Diese Worte schienen den Grünling nur noch
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