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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Kinderspielplatz waren nur geisterhafte Schemen am andern Ende der Wiese. Alles war klar, doch ich zögerte einen Moment. Es war ein trauriges Gefühl, unser Versteck zu verlassen, den letzten Ort, wo wir zusammen gewesen waren. Bildete ich es mir nur ein oder roch ich wirklich noch seinen Schweißgeruch, der in der Luft hing?
    »Tschüs, Spinne«, sagte ich leise. »Wir sehn uns in Weston.«

KAPITEL 24
    So schnell ich konnte lief ich zurück Richtung Stadtzentrum. Ich starrte in die Dunkelheit, hielt nach Gefahren Ausschau. Die Gestalten, die über die nasse Wiese kamen, bemerkte ich erst, als es zu spät war.
    »Hey! Hier laufen jede Menge Leute rum, die nach dir suchen, einschließlich mein Dad«, rief eine Stimme von links. Sie klang jung, weiblich, mit dieser Art von Akzent, die man nur im Fernsehen hört, wie der Volltrottel in einer Sitcom. Erschrocken blieb ich stehen und drehte mich um, zu wem auch immer.
    »Und?« Zeig ein bisschen Haltung, lass dir die Angst nicht anmerken. Jetzt sah ich sie, drei Mädchen traten aus dem Dunkel. Mädchen wie ich, ungefähr mein Alter, in Jeans und Kapuzenshirts.
    »Und ich nehm an, er kriegt ordentlich Überstunden bezahlt. Könnt ihn ja diese Woche mal anpumpen, ob er mir vielleicht ein paar Extrascheine rüberwachsen lässt.« Die andern beiden lachten. Zwei Mädchen mit Nasenstecker und Lippenringen. Sie kamen auf mich zu und schauten mich von oben bis unten an.
    Früher wär ich vielleicht losgerannt oder hätte zumindest die Schultern eingezogen und zu Boden geschaut, jetzt hielt ich ihnen stand und schaute offen zurück. Ihre Zahlen tauchten auf, na klar. Sie alle hatten noch sechzig, siebzig Jahre vor sich – die Piercings waren nur Zeichen typischer Mittelschicht-Opposition, nichts weiter. Diese Mädchen hatten ein angenehmes Leben vor sich, vielleicht sogar einen Ehemann und die durchschnittlichen 2,4 Kinder.
    »Du siehst gar nicht aus wie eine Terroristin«, fuhr die Erste fort. »Hast du es getan?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wieso läufst du dann weg?«
    »Mag keine Bullen. Soll keine Beleidigung sein«, fügte ich an ihren Vater denkend hinzu.
    »Schon in Ordnung.« Sie lächelte fast. »Aber du bist vor der Bombe weggelaufen.«
    »Ja, wie man das so macht, weißt du?«
    »Nicht wirklich. Wie denn?«
    Ich hatte nicht die Kraft zu lügen. »Hatte einfach … hatte einfach … so ein ungutes Gefühl. Als ob was passieren würde.«
    »Und dann ist es wirklich passiert.«
    »Genau.«
    »Hast du oft so ein Gefühl, dass was passiert?«
    »Irgendwie ja.«
    »Dann weißt du also schon, ob wir dich ausliefern oder nicht?« Ich zögerte einen Moment. Betteln würde ich nicht.
    »Ich glaub nicht, dass ihr es tut«, sagte ich ruhig.
    »Wieso sollten wir’s nicht tun?«
    »Ihr seht nicht wie Petzen aus.« Es war ein Kompliment mit der Absicht, ihnen zu schmeicheln. Es funktionierte.
    »Nein, bin ich nicht. Da hast du Recht.« Pause. »Aber du schaffst es keine fünf Minuten, wenn du da weiterläufst. Nicht durchs Zentrum. Viel zu viele Menschen. Wo willst du denn überhaupt hin?«
    »Ich hatte eigentlich vor, nach Westen zu gehen, Richtung Bristol.« Ich wollte nicht Weston sagen – das war unser Geheimnis, Spinnes und meins.
    »Per Bus?«
    »Zu Fuß.«
    »Zu Fuß! Krass. Hast du Hunger?«
    Mein Essrhythmus war zuletzt so merkwürdig gewesen, dass ich gar nicht mehr wusste, ob ich Hunger hatte oder nicht. Wenn ich drüber nachdachte, war meine letzte Mahlzeit das Frühstück gewesen und das schien Jahre her.
    »Ja, ein bisschen.«
    »Warte, ich hab ’ne Idee. Komm mit. Wir nehmen die Abkürzung zu mir.«
    Die andern beiden sahen sich an, als ob sie verrückt wär.
    »Moment mal, ich glaub, das ist keine so gute Idee«, sagte die eine.
    »Halt die Klappe – die Idee ist super, der einzige Ort, wo sie bestimmt nicht suchen.«
    »… aber wenn, bekommst du einen Haufen Probleme …«
    »Aber sie tun’s ja nicht, deshalb ist die Idee cool.« Sie schnitt jede weitere Diskussion ab, indem sie sich abrupt umdrehte und über die Wiese zurückging. »Los, kommt!«, zischte sie.
    Ich ging hinter ihr her, gefolgt von den beiden anderen. Ich wusste nicht, ob ich ihr trauen sollte oder nicht, aber eigentlich hatte ich keine richtige Wahl. Wir gingen schnell und schweigend. Sie führte uns durch Hintergassen und über schmale Fußwege, zwischen Gartenzäunen hindurch und an Spielplätzen vorbei. Schließlich blieb sie stehen und wir holten sie ein.
    »Ich geh nur schnell

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