Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
erwiesen worden.
Eine winzige Gnade.
»Sie sind alle tot«, sagte Kate nach einem Schwenk mit dem UV-Strahler. »Keiner ist verwandelt worden.«
Sie sprach leise, von Emotionen fast überwältigt. Als Schwarzlicht-Agent, für den Schrecken und Blutvergießen alltäglich waren, wurde man bis zu einem gewissen Grad abgehärtet. Aber es war unmöglich, sich von der Realität des Gesehenen, von den menschlichen Tragödien, deren Zeuge man wurde, ganz abzukoppeln.
»Für sie können wir nichts mehr tun«, sagte Larissa.
»Richtig«, bestätigte Jamie. »Kommt, wir suchen weiter.«
Das Team hastete zur Treppe zurück und stieg in den zweiten Stock hinauf. Auch dort ein ähnliches Bild: blutlose Leichen in ihren Zimmern, Schwestern und Krankenpfleger überall auf dem Korridor verstreut, wo sie auf der Flucht eingeholt worden waren.
»Sechs bis sieben Vamps«, sagte Jamie, als sie die letzte Treppe hinaufstiegen und an weiteren grünen Graffiti vorbeikamen – immer wieder dieselben drei Wörter, die sie zu verspotten schienen. »So viele müssen’s wenigstens gewesen sein.«
»Erst Wallsend, jetzt dies hier«, murmelte Larissa. »Das ist nicht gut.«
»Allerdings!«, sagte Kate. »Hier ist nichts gut.«
Aber als die drei Agenten in den zweiten Stock des Pflegeheims Twilight hinaufstiegen, konnten sie nicht ahnen, wie sehr Kate recht behalten würde.
Das Stationszimmer hinter der zweiflügligen Tür stand leer. Auf dem Schreibtisch hatte sich Blut angesammelt, das langsam auf den Boden tropfte. Von wem es stammte, war nicht sofort erkennbar; eine Leiche war nirgends zu sehen.
Die Räume hier oben waren anders angeordnet als im ersten und zweiten Stock; in einem Gebäudeflügel gab es den gleichen Korridor mit Türen auf beiden Seiten, aber der andere Flügel bestand aus einem einzigen großen Raum, in dem die Bewohner sich aufhalten und ihre Mahlzeiten einnehmen konnten. Das Team wandte sich von der ausladenden Saaltür ab, ging den Korridor entlang und kontrollierte ein Zimmer nach dem anderen.
Die beiden ersten Zimmer waren leer.
Das dritte nicht.
Ohne dass die beiden anderen etwas merkten, färbten Larissas Augen sich glutrot, noch bevor die Tür ganz offen war; ihre Reißzähne schoben sich unter der Oberlippe hervor, während sie leise knurrte. Dann schoss sie nach vorn, stieß Jamie beiseite und verschwand in dem Zimmer. Drinnen war ein weiteres Knurren zu hören, dann schepperte etwas laut. Als Jamie und Kate ihr keine halbe Sekunde später folgten, hielt Larissa, deren Fingernägel sich in seinen Hals gruben, einen älteren Vampir an die Wand gedrückt.
Der Vampir trug einen abgewetzten Pyjama, und obwohl seine Augen unwillkürlich rot geworden waren, starrte er Larissa völlig verwirrt an. Seine Arme hingen schlaff herab, sein runzliges Gesicht war mit Tränenspuren überzogen, und er sah Jamie und Kate bittend an, als sie hereingestürmt kamen.
»Helft mir!«, bat er. »Bitte helfen Sie mir!«
»Larissa!«, rief Jamie. »Lass ihn los!«
Sie griff mit einer Hand nach oben und klappte ihr Helmvisier hoch. Jamie musste sich beherrschen, um nicht vor ihr zurückzuweichen. Ihre Augen glühten hellrot, ihr Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzerrt. Sie starrte ihn lange an, dann schleuderte sie den Vampir auf sein schmales Bett, auf dem er sich in fetaler Haltung zusammenrollte und Unverständliches zu murmeln begann.
Jamie trat vor und ließ sich im Zorn dazu hinreißen, Larissas Hände zu packen.
»Gefangen nehmen!«, rief er laut. »Nicht vernichten! Ich dachte, das hättest du verstanden!«
Larissa machte sich mit solcher Gewalt frei, dass Jamie rückwärtsstolperte. Kate fing ihn auf, bevor er hinfiel; er spürte, dass er verlegen errötete, und war zum ersten Mal froh darüber, das das Visier sein Gesicht verdeckte.
»Wozu denn?«, knurrte Larissa. »Er ist ein Vampir. Wir vernichten Vampire. Dazu sind wir da, stimmt’s? Sie sind alle gleich, sie sind alle Ungeheuer, daher tun wir, wozu wir ausgebildet sind.«
Sie fuhr herum und schlug mit der Faust gegen die Wand, die in einer Wolke aus Staub und pulverisiertem Putz explodierte. Ihr Busen wogte, als sie sich vor Jamie aufbaute und sich bemühte, den urplötzlich in ihr aufgestiegenen Zorn unter Kontrolle zu bekommen.
Der Anblick des alten Mannes, der von allen vergessen in diesem schrecklichen Heim dahinvegetierte, hatte in ihrem Inneren etwas aufgerührt, das sie normalerweise sorgsam unter Verschluss hielt: die schreckliche
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