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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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vermittelten uns weder die hastig hervorgestoßenen Worte des Boten, noch die rohen Cupilco-Zeichnungen eine richtige Vorstellung von Soldaten, welche auf Tieren ritten, die größer waren als alle Tiere in diesen Landen. Genauso wenig begriffen wir, was der Bote meinte, als er von Berglöwen-Hunden sprach, welche einen laufenden Menschen einholen oder in seinem Versteck aufspüren konnten, wodurch er nicht minder furchtbar wurde als ein Jaguar oder ein Schwert. Jetzt sind wir selbstverständlich alle innig vertraut mit euren Pferden und Jagdhunden und wissen, wie nützlich sie in der Schlacht oder bei der Jagd sein können.
    Als die vereinigten Streitkräfte der Olméca ihrerseits jedoch nur vierzehn von den weißen Eindringlingen hatten töten können, habe der Tabascoöb den Rückzug befohlen. Er schickte als Unterhändler Edelleute, welche die Waffenstillstandsflagge aus Goldgewirk trugen, und diese näherten sich den Häusern aus Stoff, welche die weißen Männer auf dem Strand errichtet hatten. Die Edelleute waren überrascht festzustellen, daß sie sich ohne Zuhilfenahme von Gesten und Zeichen verständigen konnten, denn ihnen wurde klar, daß einer von den weißen Männern einen verständlichen Dialekt der Maya-Sprache sprach. Die Unterhändler fragten, welche Bedingungen zum Waffenstrecken die weißen Männer stellten, auf daß der Friede erklärt werden könne. Einer der weißen Männer, offenbar ihr Häuptling, sprach ein paar unverständliche Worte, und der der Maya-Sprache Mächtige dolmetschte.
    Ehrwürdige Patres, ich kann mich für die Richtigkeit dieser Worte nicht verbürgen, denn ich wiederhole nur, was der Cupilcatl-Bote an jenem Tage sagte, und schön er hatte sie selbstverständlich erst gehört, nachdem sie durch mehrere andere Münder und durch etliche Sprachen der verschiedenen Beteiligten gegangen waren. Er jedenfalls sprach folgende Worte:
    »Sagt eurem Volk, daß wir nicht gekommen sind, um Krieg zu führen. Wir suchen Heilung von einer Krankheit. Wir weißen Männer leiden unter einer Krankheit des Herzens, gegen welche einzig Gold hilft.«
    Als er das hörte, hob die Weibliche Schlange Tlácotzin den Kopf, blickte Motecuzóma an und sagte mit einer Stimme, welche ihn aufmuntern sollte: »Das zu wissen, könnte sich als sehr nützlich erweisen, Verehrter Sprecher. Jedenfalls sind diese Fremden nicht gegen alles gefeit und unverwundbar. Sie leiden unter einer merkwürdigen Krankheit, welcher die vielen Völker in unseren Landen noch nie ausgesetzt waren.«
    Zögernd und unsicher nickte Motecuzóma. All die alten Männer seines Staatsrats folgten seinem Beispiel und nickten gleicherweise, als rängen sie sich zu keinem anderen Urteil durch. Nur ein alter Mann im Raum besaß die Unverfrorenheit, eine andere Meinung zu vertreten, und der war selbstverständlich ich:
    »Verzeiht, wenn ich anderer Ansicht bin, Weibliche Schlange«, erklärte ich. »Ich kenne eine ganze Reihe von unseren eigenen Leuten, die Symptome dieser Krankheit aufweisen. Sie wird gemeinhin Habgier genannt.«
    Sowohl Tlácotzin als auch Motecuzóma blickten mich verdrossen an, und ich sagte nichts mehr. Der Bote wurde aufgefordert, in seinem Bericht fortzufahren, doch gab es nichts weiter zu berichten.
    Der Tabascoöb, sagte er, habe den Frieden dadurch erkauft, daß er sämtliches Goldgerät und alles Gold, dessen er in der Schnelle habhaft werden konnte, auf dem Strand aufgehäuft habe: Gefäße und Ketten, Götterbilder und Schmuck und Zierat aus getriebenem Gold, doch auch Goldstaub und -körner und Brocken des noch unbearbeiteten Metalls. Der weiße Mann, welcher offensichtlich den Oberbefehl führte, erkundigte sich fast beiläufig, wo die Leute denn das herzbeschwichtigende Gold herhätten. Der Tabascoöb erwiderte, man finde es an vielen Stellen in Der Einen Welt, doch das meiste davon gehe an den Herrscher Motecuzóma der Mexíca, folglich finde sich auch der größte Vorrat dieses Metalls in seiner Hauptstadt. Die weißen Männer schienen von dieser Bemerkung höchst angetan und erkundigten sich, wo denn diese Stadt liege. Der Tabascoöb sagte ihnen, sie könnten mit ihren schwimmenden Häusern in die Nähe gelangen, wenn sie weiter die Küste in westlicher Richtung entlangglitten und sich dann nach Nordwest wendeten,
    Motecuzóma knurrte: »Schöne, hilfsbereite Nachbarn, die wir da haben!«
    Des weiteren habe der Tabascoöb dem weißen Oberbefehlshaber zwanzig schöne junge Frauen zum Geschenk gemacht, welche er

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