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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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hinzufügte.
    Da stellte er seine Tüten ab und sagte so laut,
wie man im allgemeinen nur schreit: »Ich bin nicht der Vater!«
    »Ach.« Sie war beinah enttäuscht, und Frau
Hübner, die natürlich zuhörte, war auch enttäuscht, glaubte ihm aber nicht.
    »Und warum wohnen’s dann bei Eahna?« fragte sie
vom zweiten Stock herauf.
    »Ja, das möcht’ ich auch wissen«, sagte Frau
Lopinsky.
    »Das will ich Ihnen sagen, Frau Lopinsky. Weil
Leute, die große Wohnungen haben und Hadudu und Killekille machen, wenn sie ein
Baby sehen, ihre Kinderliebe sofort abschalten, wenn es heißt, Mutter mit
herzigem Säugling in Untermiete zu nehmen. Aber einer muß es doch tun, oder?«
    Er nahm seine Tüten auf und erstürmte den
Treppenrest bis zum vierten Stock, ohne die Wirkung seiner Worte abzuwarten.
Alte Tratschen. Hatten keinen anderen Gesprächsstoff als das Intimleben anderer
Leute. Hörten das Gras wachsen. Mischten sich in alles ein, was sie nichts
anging. Waren zu Tränen gerührt über ihr eigenes gutes Herz, wenn sie im Winter
ihre Semmelreste an Parkenten verfütterten. Aber eine Mutter mit Säugling auch
nur für ein paar Tage bei sich aufnehmen, das täten sie nie.
    Als Bastian vor seiner Wohnungstür stand und
seine Hosentaschen nach dem Schlüssel absuchte, hatte er einen logischen
Moment. Er dachte: Warum brülle ich eigentlich die Lopinsky an, bloß weil sie
das Kathrinchen herzig findet? Woher weiß ich denn, ob die Lopinsky die Susi
und ihr Kind nicht bei sich wohnen lassen würde? Vielleicht hätte ich sie
danach fragen sollen, anstatt loszugiften. Vielleicht hätte sie ja gesagt, aber
gern. Nun ganz bestimmt nicht mehr.
     
    Susi nahm ihm die Tüten ab und leerte ihren
Inhalt auf den Küchentisch.
    »Babypuder fehlt«, stellte sie fest und zog
ihren weißen Kittel aus. »Ich geh’ rasch runter und hol’ welchen.«
    Schon an der Wohnungstür, fiel ihr ein:
»Übrigens, eine Frau hat angerufen.«
    »Ja und?«
    »Namen hat sie nicht genannt. Ihre Stimme kam
mir irgendwie bekannt vor. Sie hat nach dir gefragt.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Daß du einkaufen bist. Dann kochte die Milch
über, ich mußte in die Küche. Als ich wiederkam, hatte sie eingehängt.« Bastian
hielt sich stöhnend den Kopf. Das konnte nur Katharina Freude gewesen sein.
    Ein endloses Wochenende lang hatte er auf ihren
Anruf gewartet, hatte ihn geradezu herbeihypnotisiert — und kaum ging er zehn
Minuten aus dem Haus, da rief sie an, hörte statt seiner eine Frauenstimme,
glaubte, es wohne eine bei ihm, und hängte ein.
    »Was ist denn, Bastian, was ist los?« fragte
Susi. »Hab’ ich was falsch gemacht?«
    Er antwortete nicht. Schüttelte nur den Kopf,
was viel bedeuten konnte und gar nichts.
    »Ich geh’ dann jetzt«, sagte sie zögernd. »Wenn
Kathrinchen aufwacht, gib ihr die Flasche, ja? Ich hab’ sie warm gestellt.«
Bastian fuhr so rasch und wild herum, daß sie erschrocken zurückwich.
    »Ich geb’ ihr nicht die Flasche«, schrie er.
»Ich geb’ ihr die Brust!«
    »Du gibst ihr was?«
    Er riß das Hemd auf. »Die Brust! Meine Brust!«
    »Warum?« fragte Susi.
    »Kathrinchen kann nicht früh genug lernen, daß
das halbe Leben aus Enttäuschungen besteht.«
    Und damit marschierte er ins Zimmer.
    Kehrte aber auf halbem Wege wieder um und nahm
die Flasche aus dem Wasserbad. Er wischte sie an seinen Jeans trocken und begab
sich damit zu Kathrinchen. Stand an seinem Korb und wußte nicht, wie er es
hochheben sollte, ohne daß ihm der Kopf herunterfiel.
    Es war das erstemal, daß er ein Baby auf den Arm
nahm. Er hatte feuchte Hände dabei. Kathrinchen schrie wie am Spieß. Es hatte
allen Grund dazu.
    Dreimal versuchte Bastian, Katharina im
Krankenhaus zu erreichen, um das Mißverständnis aufzuklären. Dann konnte er
nicht mehr anrufen, weil Susi neben ihm saß und etwas Ro-sanes strickte, das
sie nach jeder Reihe hochhielt und anschaute.
    Während er noch überlegte, was er machen sollte,
rief Katharina selbst bei ihm an, eine freundliche, unbefangene Katharina
Freude, die ihm erzählte, daß sie das Wochenende bei ihren Eltern verbracht und
wissen wollte, weshalb er so oft im Krankenhaus angerufen habe.
    »Ist was passiert?«
    »Nur immer dasselbe«, sagte Bastian und sah Susi
an.
    »Störe ich?«
    »Ja«, sagte er.
    »Dann geh ich aufs Klo.« Susi nahm ihr
Strickzeug und verließ sein Zimmer.
    »Ich hatte Sehnsucht«, sagte Bastian in den
Hörer, als sie gegangen war. »Darum hab’ ich angerufen.«
    Katharina seufzte wie

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