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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Anliegens beiseite: einer unerschütterlichen Besorgnis um die Person, von der sie beide fühlten – von der sie beide wussten  –, dass sie unersetzlich war.
    Mary ergriff seine Hand. »Ich will mitkommen.«

Kapitel 33
    Sie befanden sich bereits eine Stunde auf der Autobahn, als erstmals wieder Worte fielen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit betretener Grübeleien – nicht zuletzt über den aktuellen Status des bilateralen »Wir« – wurde Shapers Verwirrung von einem flüchtigen Blick samt geschürzter Lippen aus dem Beifahrersitz hinweggeblasen.
    »Du bist anders«, stellte Mary fest. »Weniger unruhig.«
    Abwesend fragte er sich, ob es eine gute oder schlechte Veränderung war, aber er reagierte mit einem Schulterzucken und gab ihr recht. »Das bin ich wohl«, sagte er. »Bin einige Scheiße losgeworden. Hab Laster abgelegt. So was in der Art.«
    »Was ist passiert?«
    Stirnrunzelnd warf er ihr einen fragenden Blick zu. Als er ihre Miene betrachtete, die halb von Neugier, halb von Angst zeugte, wurde ihm klar, dass sie diese neue Form seines Selbst – kein Zittern, kein Schwitzen, keine Zusammenbrüche – als Veränderung in seiner Haltung ihr gegenüber wahrnahm. Er begriff, dass sie die ganze Zeit neben ihm gesessen und an denselben Unsicherheiten geknabbert hatte wie er, während der Motor vor sich hinbrummte.
    Was bedeutet das für uns?
    Um ein Haar wäre er bei der Erkenntnis errötet. Fachmännisch überspielte er die angenehme Überraschung, vollführte eine Geste, die hoffentlich zum Ausdruck brachte, dass sie nichts zu befürchten hatte, und kämpfte sich zu ihrer Frage zurück.
    Was ist passiert, Danny-Boy?
    »Glass«, antwortete er mit einem lahmen Schulterzucken. »Glass ist passiert. Er … er hat mich … geheilt, denke ich. Im einen Moment war ich noch völlig im Arsch, im nächsten höre ich ihn am Telefon, und …«
    »Nein, nein«, fiel sie ihm ins Wort. »Nicht das.« Ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen. »Ich meine, das erste Mal. Was ist passiert, dass du überhaupt erst so geworden bist?«
    Oh .
    Einen Moment lang starrte er blicklos vor sich hin, vergaß die Straße und kehrte erst abrupt zurück, als ihn ein LKW von hinten laut anhupte, um sein Abdriften auf die mittlere Spur zu bremsen. Shaper konnte kaum das jähe Erschrecken aufbringen, das der Situation angemessen erschien, und konzentrierte sich stattdessen voll auf die Frage. Beinah konnte er fühlen, wie sich seine Muskeln bei dem Gedanken daran wieder zusammenknoteten und wie Glass’ unerklärlicher Einfluss verebbte. Fast hätte er sich einreden können, dass es grausam sei, solche Dinge zu fragen, doch als er sie anschaute, sah er in ihren Augen lediglich Ernsthaftigkeit und Anteilnahme.
    Sie sorgte sich um ihn.
    Das, schoss ihm voll Panik durch den Kopf, waren die Gefilde erwachsener Beziehungen.
    Er dachte an ihre erste richtige Begegnung zurück, an jenen Tag in Tony Krampfhands Lokal. Zuerst hatte sie gespielt und geheuchelt, dann war sie eingeknickt und hatte ihre Seele bloßgelegt.
    Jetzt bin ich an der Reihe .
    Shaper brauchte eine Weile, um den Mut dafür zusammenzukratzen.
    »Ich habe für die Corams gearbeitet«, begann er mit trockenem Mund. »Ich … ich habe Dinge für sie erledigt. Schlimme Dinge.«
    Er ließ die Äußerung auf sie einwirken und konnte geradezu hören, wie die Frage in ihr aufstieg.
    »Hast du jemanden getötet?«
    »Nein«, antwortete er langsam und abwesend. Dann fügte er murmelnd hinzu: »Nicht direkt.«
    Irgendwie klang das schlimmer als ein schlichtes »Ja«.
    Eine neue Stille setzte ein, bis Mary auf dem Sitz das Gewicht verlagerte und hervorsprudelte: »Warum? Warum hast du dich auf so etwas eingelassen?«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    Er wappnete sich und hasste die Worte bereits, bevor sie seine Zunge erreichten.
    »Weil es die Corams dazu gebracht hat, mich zu lieben.«
    Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet, war sich ihres stummen Starrens unangenehm bewusst und stieß tiefer in den Morast seiner Erinnerungen vor, um das Schweigen zu brechen.
    »Mir … mir war gar nicht richtig klar, dass es mir darum ging, jedenfalls nicht am Anfang. Aber es ist die Wahrheit. Struktur, verstehst du? Eine Familie. Ist wirklich erstaunlich, was man bereit ist, dafür zu tun.«
    Mary schwieg. Shaper vermutete, dass sie das Gefühl besser als die meisten Menschen verstand.
    »Jedenfalls fing ich an, es zu hassen. Den Job, die Routine. Hättest du auch, oder? Albträume,

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