Der Club der Teufelinnen
sich um. Die Besucher mehrten sich. Jetzt würden alle das wundervolle Talent erkennen, das er gefördert und herangezogen hatte. Jetzt gehörte ihr die Welt.
Einen kleinen Augenblick war er verunsichert. Zwei junge Männer waren zu ihnen getreten. Der eine sah wie ein Homo aus, aber der andere … Sah Phoebe ihn etwa an? Bill wünschte, daß seine Scheidung schon erledigt wäre. Dann könnte er Phoebe heiraten und sich ihrer wirklich sicher sein. Aber worüber sorgte er sich bloß? Sie liebte ihn doch. Sie machte nur deshalb so große Augen, weil sie so viel Koks reingezogen hatte. Eröffnungsfieber. Nur er konnte sie wirklich verstehen. Alt in der Seele. Wieder warf er einen Blick auf ihre Bilder. So alt in der Seele und doch so heiß.
Aaron Paradise und Leslie Rosen waren auf dem Weg in die Oper und machten einen kurzen Abstecher zur Ausstellung. Nicht nur, daß Aaron damit seinem diffizilen Kunden Morty eine Aufmerksamkeit erweisen wollte. Leslie war auch interessiert. »Ich möchte sehen, was dieses Mädchen fabriziert. Soviel ich sehen kann, glaube ich, daß Phoebe Hilfe braucht, und ich würde ihr gerne helfen.« Leslie war überzeugt, daß Phoebes Kunstwerke einiges von ihrer Persönlichkeit aufdecken würden. Davon abgesehen konnten sie dabei beide auf Kundenfang gehen. Gil Griffin würde dort sein. Es war nie verkehrt, sich im Gedränge an einem Finanzmagnaten zu reiben.
Aaron mußte sich eingestehen, daß ihm die Vorstellung, hier eventuell Annie zu begegnen, nicht sehr angenehm war. Aber es mußte sowieso einmal geschehen. Er war darauf vorbereitet. Schließlich hatte Leslie schon oft gesagt, daß sie Annie nicht ständig die Märtyrerin spielen lassen durften.
Leslie sah an diesem Abend einfach umwerfend aus. Sie zog sich nicht nur schlicht, sondern beinahe schon sachlichkühl an. Heute trug sie ihr Haar streng zurückgenommen. Ihr schwarzes schulterfreies, bodenlanges Kleid schmeichelte ihrem üppigen Busen. Es war aus jenem feingefälteten Stoff, der die Frauen wie klassische Statuen erscheinen ließ. Leslie sah klassisch und so sehr viel weiblicher aus als Annie. »Ich liebe dich«, flüsterte er in ihr Haar.
»Schön«, entgegnete sie, als sie sich umsah. Ihre Augenbrauen gingen dabei in die Höhe.
»Ach du liebe Güte«, stieß Aaron beim Anblick der riesigen Genitalien an den Wänden hervor.
»Warte nur, bis Jon das sieht!«
Aaron war sich nicht sicher, ob sie damit den Anblick auf den Wänden oder den von Phoebe van Gelder meinte. Sie stand vor ihnen, neben Bill Atchison, in einem durchsichtigen schwarzen Bodystocking und einem superkurzen Röckchen.
»Als was würdest du das bezeichnen?« wandte Aaron sich an Leslie.
»Als Exhibitionismus.«
Aaron mußte lachen. Gemeinsam traten sie zu dem Paar hinüber.
Als Larry Cochran aus dem Lift trat, erblickte er Asa in der Tür zur Galerie. Lächelnd trat er auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.« Asa antwortete mit einem Mittelding zwischen einer linkischen angedeuteten Umarmung und einem Händedruck. Asa war schwul oder auch bisexuell. Irgendwie hatte Larry den Eindruck, daß Asa sich selbst darüber nicht klarzuwerden schien. Manchmal fragte er sich, ob Asa vielleicht ein Auge auf ihn geworfen hatte. Aber so genau wollte er das auch wieder nicht wissen.
»Fein, daß du da bist, Larry. Ich bin auch gerade erst gekommen. Gerade rechtzeitig zum Champagner.« Asa winkte einen der Kellner herbei.
Larry sah sich um und führte dann Asa in eine ruhigere Ecke. »Also, was gibt's Neues, Asa? Was ist alles passiert?«
Asa zuckte die Schultern. »Immer dasselbe, immer dasselbe, mein Guter. Und bei dir?«
Larry hatte gehofft, daß Asa die Unterhaltung aufrechterhalten würde, bis er selbst den geeigneten Einstieg sah, wegen seiner Anleihe einzuhaken. Er wollte das hinter sich haben. Aber er konnte sehen, daß Asa irgend etwas bedrückte. Er ist genauso fertig wie ich, mußte er denken. Nichts Neues im Grunde, denn der ihnen beiden gemeinsame Mangel an Geld und Erfolg schien die eigentliche Basis ihrer langjährigen Freundschaft zu sein. Es wäre wohl etwas schwierig, weiterhin mit jemandem befreundet zu sein, der zu Ruhm und Reichtum aufgestiegen war.
Larry stellte Asa seine übliche Frage. »Hast du einen Börsentip für mich?« Als ob er etwas zum Investieren hätte.
Asas Antwort lautete wie immer: »Nichts, das für uns in Frage käme.« Larry kannte Asas Arbeitsethos, und das hieß: keine
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